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Ausstellung zu "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel": Fischmehl zu Schnee!

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“: Eine opulente Ausstellung in Schloss Moritzburg feiert den vielleicht berühmtesten Märchenfilm der Welt - gedreht bei Dresden und in den Defa-Studios in Potsdam.

Dresden/Potsdam - Es liegt schon wieder kein Schnee, dabei wäre es kalt genug. Dafür ist die Luft klar und frisch. Das war sie in den Januartagen 1973 nicht. Es stank betäubend nach Fischmehl. Das war der Kunstschnee made in DDR. Gezielt war er gestreut worden, damit das deutsch-tschechische Filmteam beste Bedingungen für den Dreh des berühmten, manche sagen auch des berühmtesten Märchenfilms aller Zeiten, hatten: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Schloss Moritzburg bei Dresden, das barocke Jagdschloss August des Starken, war der perfekte Ort. Umgeben von Wasser sitzt es auf einer künstlichen Insel, die Symmetrie mit den kugeligen Türmen strahlt mehr heimelige Gloria als kalte Macht aus, die Außenanlagen bieten alles, um die Illusion zu erschaffen: Hier findet der Prinz beim Ball seine Braut, hier verliert er sein Herz an Aschenbrödel – und sie ihren Schuh.

Es ist die fünfte Version der Ausstellung, seit 2009 gab es 600 000 Besucher

Genug romantisch geglotzt: Die Drehwoche im Januar 1973 war harte Arbeit, Strapaze für Mensch und Tier bei bitterkalten Temperaturen. Der Film zeigt davon nichts, warum auch, die Ausstellung im Schloss Moritzburg erzählt umso mehr davon. Was im Winter 2009 begann, ist ein Zuschauermagnet geblieben; über 600 000 Märchenfans haben die vier Winterausstellungen besucht, jetzt läuft die fünfte, überarbeitete Version in den zehn Räumen mit Schneelandschaften, Schneidetischen und Haselnüssen ohne Ende. Der Besucherstrom an diesem sonnigen Tag verspricht, dass die Ausstellungsmacher und die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen GmbH mit dem Wintermärchen ein märchenhaftes Ergebnis einfahren werden.

Die so üppige wie detailfreudige Ausstellung gliedert sich grob in zwei Teile. Die Eröffnung folgt den Spuren der Entstehung der Produktion nach Motiven des Aschenbrödel-Märchens von Bozena Nemcova, reportiert die Produktion, ihre Bedingungen, Hindernisse und Einfälle. Der Weg von der ersten Klappe zum fertigen Film war kein leichter.

Am Beginn der Schau berichtet ein von Babelsberger Filmschülern gedrehter Film allerlei Anekdoten, von Haselnuss-zu-Kleidern-Tricks und von Einfällen, den Stoff in ein Filmmärchen zu verwandeln. Regisseur Vaclav Vorlicek berichtet mit Stolz vom Welterfolg, Rolf Hoppe, der den König gespielt hat, erinnert sich: „Es hat ausgesprochen Spaß gemacht, mal was Positives zu spielen.“

Drehbuchautor Fratisek Pavlicek fiel nach dem "Prager Frühling" in Ungnade

Der vielleicht größte Dank gebührt Frantisek Pavlicek, dessen Drehbuch Aschenbrödel emanzipiert, zu einem stolzen, humorvollen wie poetischen Menschen macht, nicht gewillt, sich mit seinem Schicksal abzufinden. Übrigens auch Pavlicek nicht, der nach dem „Prager Frühling“ seinen Dramaturgen-Posten verlor und bis zur „Samtenen Revolution“ als Lagerist, Heizungsmonteur und Hausmeister arbeitete, ehe der Gefährte von Vaclav Havel von 1990 bis 1992 als Generaldirektor des Tschechoslowakischen Rundfunks arbeitete. Erfährt man alles in Ausstellung und Katalog.

In zahlreichen Beiträgen wird unterstrichen, dass der Film eine Koproduktion der Studios von Barrandow in Prag und der Defa in Babelsberg war. Die Kosten wurden geteilt, es wurde auf Schloss Moritzburg und auf Burg Svihov gedreht, die Rollen mit deutschen wie tschechischen Schauspielern besetzt – und Karel Gott sang, was seine goldene Kehle hergab.

Aschenbrödels Brautkleid wurde zwischenzeitlich gestohlen

Die zweisprachige Ausstellung – deutsch und tschechisch – versammelt Erinnerungen, Memorabilien, Reminiszenzen. Das Phänomen wird nicht zergliedert, es wird ausgestellt, der Zauber in den gekonnt eingerichteten Räumen entfaltet sich. Natürlich: Der Schuh und das Brautkleid des Aschenbrödels werden wie Stars präsentiert (das Kleid wurde übrigens mal aus der Schau gestohlen, aber unversehrt zurückgebracht). 

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ läuft noch bis 28. Februar im Schloss Moritzburg. Öffnungszeiten und Eintrittspreise auf www.schloss-moritzburg.de.

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