zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Fontänen sollen nicht versiegen

Dazu muss aber die technische Austattung des Pumpwerks Moschee modernisiert werden

Mit dem Bau des Pumpwerks Moschee an der Neustädter Havelbucht gelang es am 23. Oktober 1842 erstmals, die Fontänen von Sanssouci in Betrieb zu nehmen. Zuvor waren seit Mitte des 18. Jahrhunderts alle Versuche fehlgeschlagen. Jetzt drohen die Wasserspiele erneut zu versiegen. „Die technische Austattung des Pumpwerks muss dringend modernisiert werden“, erklärte dazu Dr. Alfons Schmidt gegenüber PNN.

Der Baudirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten wies darauf hin, dass die 1976 eingebauten Kreiselpumpen heutigen Anforderungen nicht mehr genügen. Ihr Betrieb sei außerordentlich personalaufwändig, da eine automatische Regelung der für das Becken auf dem Ruinenberg jeweils benötigten Wassermengen fehle. Dadurch werde auch der kostengünstigere Nachtbetrieb der Pumpen erschwert. Das Pumpwerk war zunächst durch den Berliner Fabrikanten und Erfinder August Borsig mit einer noch heute bei den Führungen zu besichtigende Dampfmaschine augestattet worden, die 1895 durch eine neue, stärkere ersetzt wurde. 1937 wurden dann erstmals elektrische Pumpen eingebaut.

Zum Problem ist auch das Ansaugbauwerk geworden, das neben Wasser viel Schlamm und andere Rückstände aus der Havelbucht in die Leitungsnetze bringt. Dieses Netz besteht zum Teil aus bruchgefährdeten Rohren, durch Risse gehe Wasser für den Fontänenbetrieb verloren.

Dieser Entwickung sieht die Stiftung nicht tatenlos zu. „Wir möchten nicht in die Lage zahlreicher anderer historischer deutscher Parkanlagen kommen, wo die Fontänen nach Vorankündigung nur noch am Wochenende für ein, zwei Stunden springen“, unterstrich der Baudirektor. Deshalb wurden in diesem Jahr zunächst die Planungsarbeiten für die Erneuerung der Pumpwerkstechnik in das Investitionsprogramm der Stiftung aufgenommen. Damit im Zusammenhang stehen Bestandsaufnahme und Zustandserfassung der Wasserleitungen, Gasleitungen und Elektrokabel im gesamten Parkbereich, für die Dr. Schmidt mit Kosten von etwa 160 000 Euro rechnet. Die letzte Bestandsaufnahme dieser Art fand Ende der 1920er Jahre statt, nach dieser langen Zeit muss auch mit unliebsamen Überraschungen gerechnet werden. So kann Dr. Schmidt nicht ausschließen, dass einige Wasserleitungen für die Versorgung der Fontänen und des Beckens auf dem Ruinenberg unter den Sansouci-Terrassen oder den links und rechts anschließenden so genannten Eierbergen verlaufen. Dies könnte bei der Reparatur und Erneuerung schwer wiegende Probleme für den Touristenverkehr nach sich ziehen.

Welche Bauarbeiten notwendig sind, um die Fontänen weiter springen zu lassen, und welche Kosten sie verursachen, kann erst nach der Bestandserfassung ermittelt werden. Der Baudirektor zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass dann über die jetzt betriebenen Wasserspiele hinaus durch die Reaktivierung nicht mehr funktionsfähiger Abzweige auch stillgelegte Fontänenanlagen wiederbelebt werden können, so die beiden am Neuen Palais.

Über Moschee und Leitungsnetze werden jedoch nicht nur die Wasserspiele versorgt. Der größere Teil des täglich ge- und beförderten Wassers dient vielmehr der Bewässerung des Weltkulturerbeparks und seiner wertvollen Pflanzenbestände. Auch dies unterstreicht die Dringlichkeit der jetzt von der Stiftung Schlösser und Gärten eingeleiteten Maßnahmen. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false