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Aus dem GERICHTSSAAL: Freundin im Würgegriff

Öffentliches Interesse an Strafverfolgung

Aus dem GERICHTSSAALÖffentliches Interesse an Strafverfolgung Die ältere Dame ist noch ganz aufgeregt. Plastisch schildert die 72-Jährige, wie sie im Sommer vorigen Jahres in der Waldstadt den heftigen Streit eines Pärchens beobachtete, später schlichtend eingreifen wollte, als der junge Mann seine Freundin schubste, mit seinem Fahrrad auf ihr am Boden liegendes Veloziped einschlug. „Ich dachte zuerst, die beiden würden sich durch meine Anwesenheit beruhigen. Aber sie schienen mich überhaupt nicht wahrzunehmen“, so Elfriede E.* „Der Mann wirkte sehr aggressiv. Als ich das Gefühl hatte, dass sich die Wogen der Erregung glätteten, bin ich weitergegangen.“ Manuel M.* (22) auf der Anklagebank blickt gelangweilt. Alles sei nicht so schlimm gewesen“, beteuert der Ein- Euro-Jobber. Die Staatsanwaltschaft, die das besondere öffentliche Interesse an der Strafverfolgung betont, sieht das anders. Sie klagte den bereits wegen Körperverletzung Vorbestraften an, seine Freundin auf das Übelste beleidigt und sie mit ihrem Fahrrad zu Fall gebracht zu haben, wobei sie sich am Bein verletzte. Danach – so der Ankläger – habe er die junge Frau in den Würgegriff genommen und versucht, sie in den Bauch zu boxen, was sie abwehren konnte. Einem zum Tatort gerufenen Polizisten habe er den Stinkefinger gezeigt. „Das mit dem Polizisten tut mir Leid. Ist in der Rage passiert“, erklärt Manuel M. Mehr möchte er zu den Tatvorwürfen nicht sagen. Annette A.* (22), die Partnerin des Angeklagten, nimmt hingegen kein Blatt vor den Mund. „Ich wollte mich von Manuel trennen. Das hat er nicht verkraftet. Deshalb kam es zur Auseinandersetzung.“ Zuerst habe er sie daran gehindert, ihr Fahrrad aus dem Keller seiner Wohnung zu holen, sie gar festgehalten, als sie zu Fuß nach Hause gehen wollte. Nur dem Erscheinen eines zufällig vorbeikommenden Nachbarn sei es zu danken, dass sie flüchten konnte. „Ich dachte, er hätte sich wieder beruhigt. Auf einmal merkte ich, dass er hinter mir war. Er hielt mein Rad am Gepäckträger fest, so dass ich stürzte.“ „Der Angeklagte soll Sie beschimpft, gewürgt und versucht haben, Sie zu schlagen“, bohrt der Staatsanwalt. Manuel M. sucht Blickkontakt mit der jungen Frau, macht ihr gewisse Zeichen. Annette A. wiegelt nun ab. „Er wollte halt nicht akzeptieren, dass ich unserer Beziehung keine Chance mehr gebe.“ „Ich werde hier als Monster dargestellt“ mault der Potsdamer. Die Vorsitzende weist ihn in die Schranken. „So wie Sie sich heute vor Gericht präsentieren, ist Ihre Aggressivität durchaus glaubhaft.“ Dann verurteilt sie ihn wegen Körperverletzung, Beleidigung und Sachbeschädigung zu einer Gesamtgeldstrafe von 65 Tagessätzen zu je 15 Euro. „Die können Sie auch in gemeinnützige Arbeit umwandeln lassen“, rät sie. (*Namen geändert.) Hoga

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