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Landeshauptstadt: Friedensblumen

Aktionskünstler Ben Wargin setzte Blumen gegen Krieg und Gewalt vor das ehemalige KGB-Gefängnis

Aktionskünstler Ben Wargin setzte Blumen gegen Krieg und Gewalt vor das ehemalige KGB-Gefängnis Nauener Vorstadt - Zum Sonnenblumenpflanzen hätte sich der Berliner Aktionskünstler Ben Wargin kein besseres Wetter aussuchen können. Regenhuschen hatten den Boden gut durchfeuchtet, während der Pflanzaktion am Sonntag Vormittag gab der Himmel aber erst einmal Ruhe und hellte sich auf. Und so hatte der in Gärtnerkluft gewandete Wargin genug Zeit, einige Sonnenblumen zu pflanzen und viele, viele Kerne in den Boden zu stecken, die an der Ecke Leistikow- und Große Weinmeisterstraße später das Friedenszeichen bilden werden. Sonnenblumen gegen Krieg und Gewalt – so das Motto der Wargin-Aktion. Das Mitglied des KGB-Gefängnis-Vereins Erdmute Lieske hatte zuvor im wahrsten Sinne des Wortes geackert, um das Areal vorzubereiten, Wiesenbrocken auszugraben und die Pflanzstreifen anzulegen. Alle Arbeiten für die Gedenkstätte des ehemaligen KGB-Gefängnisses, in dem deutsche und sowjetische Gefangene inhaftiert waren, werden ehrenamtlich ausgeführt und finanziell kann man im Moment nur über Spendengelder verfügen. Der Verein sichert zurzeit auch die Öffnungszeiten an den Wochenenden ab, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Etwa 15 aktive Mitglieder habe er, erläutert Historikerin Gisela Kurze, die ebenfalls ehrenamtlich tätig ist und gerade an einem Nutzungskonzept für das Haus arbeitet. Zusammen mit dem Memorial Deutschland e. V., der das Projekt unterstützt, setzt sie sich für den Eintrag der Gedenkstätte und der Ausstellung „Von Potsdam nach Workuta“ in die Bundesdenkmalliste ein. Das Potsdamer KGB-Gefängnis sei das einzige noch vollständig erhaltene in ganz Ost-Europa und müsse deshalb unbedingt gesichert werden. Die zuständigen politischen Gremien und der Hauseigentümer, der Evangelisch-kirchliche Hilfsverein, sollten sich zusammensetzen und ein bauliches Konzept auf den Weg bringen, fordert sie. Diese Einsatzfreude imponiert auch Ben Wargin, der dem Verein in seiner unkomplizierten Art das beste Zeugnis ausstellt. Die Stadtverwaltung Potsdam kommt dagegen schlecht weg. Auf die Frage, ob er in der Stadt weitere Aktionen plane, beginnt er zu schimpfen. Es gebe keinerlei finanzielles Entgegenkommen, meint er. „Das sind doch alles Spießer!“ Ben Wargin, der es versteht, „Mit den Bäumen zu reden“ – so der Titel einer Ausstellung – setzt seine Aktionskunst für das Einvernehmen von Mensch und Natur ein und will statt kriegerischer Auseinandersetzungen ein friedliches Miteinander erreichen. Er startete das zuerst belächelte Weltbaum-Projekt mit einem Ginkgo- Baum als überlebendem Fossil, von dem es inzwischen 3000 in Berlin gibt. Wargin inszenierte das Parlament der Bäume und wurde 1985 mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Berliner Naturschutzpreis ausgezeichnet. In Berlin und Umgebung bis hin zu den Seelower Höhen pflanzt er derzeit Sonnenblumen, um der Toten des Zweiten Weltkrieges zu gedenken.fran

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