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Landeshauptstadt: Für drei Minuten blind im „Erlebnisgang“

Blinden-Aktionstag Dienstag am Brandenburger Tor

Blinden-Aktionstag Dienstag am Brandenburger Tor „Wenn Sie durch den Erlebnisgang gelaufen sind, werden Sie am Ende froh sein, nicht blind sein zu müssen“ , sagt Ingeburg Bröther, Leiterin der Geschäftsstelle der Christoffel-Blindenmission in Potsdam. Am kommenden Dienstag steht der „Erlebnisgang“ von 11 bis 15.30 Uhr vor dem Brandenburger Tor. Sehende Besucher werden mit einem Taststock ausgestattet und mit einer Brille, die den Grauen Star simuliert, vorübergehend „blind“ gemacht. Auf diese Weise können sie für wenige Minuten nachempfinden, welche Probleme blinde Menschen täglich bewältigen müssen. Der Erlebnisgang gehört zur Woche-des-Sehens-Tournee, die ein vielfältiges Informationsangebot von Augenärzten, Augenoptikern und den Blinden- und Sehbehindertenverbänden bietet. Ulf Dehmel von der Augenoptikerinnung des Landes Brandenburg kündigte gestern an, dass die Besucher des Aktionstages am Brandenburger Tor in einem Pavillon ihre Sehschärfe prüfen lassen können. Ein Abnehmen der Sehschärfe könne ein erstes Anzeichen für beginnenden Grauen Star sein. Wolfgang Jochum, für die Woche des Sehens verantwortlich, erklärt, dass die meisten der rund 50 Millionen blinden Menschen in den armen Ländern leben. Bis zum Jahre 2020 würde deren Zahl auf 75 Millionen steigen, wenn nichts dagegen unternommen werde. Mit dem WHO-Programm „Vision 2020“ werde versucht, die Ursachen der Blindheit zu beseitigen. Zum Beispiel sei die Ursache der Hälfte aller Erblindungen der Graue Star, der sich heute durch eine relativ unkomplizierte Operation beseitigen lasse. Theoretisch könnte 25 Millionen Blinden dadurch das Augenlicht wiedergegeben werden. Die Christoffel-Blindenmission, die sich vor allem aus Spendenmitteln finanziert, hat im vergangenen Jahr 444000 der dafür notwendigen Operationen ermöglicht. Für die Blindenverbände gehe es vor allem darum, in der Gesellschaft mehr Verständnis für die Blinden zu erreichen, erläutert Klaus Behling, Leiter der Bezirksgruppe des „Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf“. 1500 Mitglieder gehören diesem Verein deutschlandweit an , im Land Brandenburg sind es etwa hundert. Die berufliche Integration sei für blinde Menschen besonders schwer, weiß Behling, der selbst nach einem Unfall und damit verbundener Netzhautablösung erblindete. In Zeiten der wirtschaftlichen Rezession treffe es die Blinden besonders hart. Haupttätigkeitsfeld des Verbandes sei daher im Moment die Beratung und Vertretung von blinden Mitgliedern bei Arbeitsstreitigkeiten. „Die berufliche Integration ist bei uns schon schwer, noch viel schwerer aber ist sie in der dritten Welt“, sagt Behling und erwähnt, dass der Verein eine Blindenschule in Tibet eingerichtet und eine spezielle Blindenschrift für Tibet entwickelt habe. Der Info–Markt am Dienstag in Potsdam wird um 11 Uhr von Staatssekretärin Angelika Thiel-Vigh und der Sozialbeigeordneten Elona Müller offiziell eröffnet. Zum Abschluss der Woche des Sehens, am „Tag des weißen Stockes“ am 15. Oktober, steht die Mediennutzung Blinder im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Lesen, Fernsehen, Surfen im Internet – können Blinde auch!?“ werden die Blindenverbände die Punktschrift, Hörfilme und spezielle Software für die Nutzung des Internets vorstellen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei dem Hörbuch gelten. Günter Schenke

Günter Schenke

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