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Der studierendenpolitische Sprecher der PDS-Fraktion im Landtag Brandenburg mahnt eine Änderung des Bildungssystems an

Der studierendenpolitische Sprecher der PDS-Fraktion im Landtag Brandenburg mahnt eine Änderung des Bildungssystems an Für die Linkspartei.PDS ist Bildung in ihrer gesamten Breite eines der zentralen Themen für die Entwicklung einer zukünftigen Gesellschaft. „Lebenslanges Lernen“ darf nicht nur eine Floskel sein, es muss von der Kita bis zur Hochschule – und dann darüber hinaus – aktiv gelebt werden. Dafür ist eine Änderung des derzeitigen Bildungssystems nötig. Auch wenn Grundlagen von Bildung schon früh in Kita und Schule gelegt werden und dort bereits die hohe Selektivität des deutschen Bildungssystems begründet ist, müssen im Hochschulbereich neue, andere Wege beschritten werden. Die Hochschulen leiden unter einer chronischen Unterfinanzierung. Sämtliche Bereiche müssen seit Jahren mit Kürzungen rechnen. Die Bibliotheken können keine neuen Bücher erwerben, Technik ist oft veraltet oder kann nicht repariert werden, Gebäude sind zu klein und in der Regel renovierungsbedürftig. Die wenigen erfreulichen Ausnahmen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein und lenken von den Tatsachen ab. So ist beispielsweise die Universität Potsdam von der Studienplatzzahl für nur 10 000 Studierende ausgelegt, momentan studieren dort aber 16 000 Menschen – in ganz Brandenburg ist das Verhältnis mit 26 000 Studienplätzen zu 41 000 Studierenden ähnlich. Ein ordentliches Studium ist so kaum möglich. Die Hochschulen brauchen vor allem eine bedarfsgerechte Finanzausstattung durch die öffentliche Hand. Die Linkspartei.PDS fordert eine deutliche Erhöhung des Anteils der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt. Diese Mehrausgaben sind auch finanzierbar, dazu haben wir auf Landesebene etliche Vorschläge gemacht und jetzt ein eigenes Steuerkonzept vorgelegt. Wer sich der Erhöhung der Bildungsausgaben verweigert, der gefährdet unsere Zukunft. Im Zusammenhang mit der Hochschulfinanzierung unterstreichen wir unser Festhalten an der Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern im Hochschulbau. Gerade für die Neuen Bundesländer wäre ein Wegfall dieser gemeinsamen Finanzierung eine Katastrophe. Nur aufgrund der Bundesgelder konnten in Brandenburg in den letzten Jahren moderne Gebäude wie beispielsweise der Campus in Golm errichtet werden. Seit Jahren schon studieren in Deutschland weniger Menschen als nötig. Im internationalen Vergleich ist Deutschland bei der Studierendenquote Schlusslicht. Gerade vor dem Hintergrund eines künftigen Fachkräftemangels ist dies dramatisch. Aus Sicht der Linkspartei.PDS müssen hier Maßnahmen auf allen Bildungsebenen getroffen werden, um den Anteil von Akademikern zu erhöhen. Wenn in der Schule die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen entdeckt und richtig gefördert werden, wird es auch mehr junge Erwachsene geben, die aufgrund ihres Abschlusses, ihres erworbenen Wissens und ihrer individuellen Fähigkeiten in der Lage sind, eine Hochschule zu besuchen. Doch nicht nur der Zugang zur Hochschule muss verbessert und sozial gerechter werden. Nur wer es sich finanziell leisten kann, wird auch studieren. Wir streben daher eine elternunabhängige Grundfinanzierung für alle Studierenden an, welche ohne Rückzahlung gewährt wird. Nicht nur die Zahl der Studierenden an sich muss erhöht werden. Frauen haben an Hochschulen auch heute noch wesentlich schlechtere Chancen als Männer. Obwohl über 50 Prozent der Studienanfänger weiblich sind, sinkt ihr Anteil bei den Absolventen und Promovierenden dramatisch, der Anteil von Professorinnen liegt gar unter 20 Prozent. Nach unserer Auffassung gibt es hier dringenden Handlungsbedarf. Zum einen muss die Vereinbarkeit von Studium und Kindererziehung verbessert werden, sei es durch Kitas an der Hochschule, flexible Studienzeiten oder bessere Betreuung. Zum anderen müssen die Strukturen der Hochschulen den Anforderungen an Gleichberechtigung z.B. bei Berufungen oder Besetzung von Hochschulgremien nachkommen. Die Linkspartei.PDS war und bleibt gegen jede Form von Studiengebühren. Wir sind der Überzeugung, dass Bildung für jeden Menschen unabhängig von seiner eigenen sozialen Herkunft und seinen finanziellen Möglichkeiten zugänglich sein muss. Studiengebühren oder „Studienkonten“ lösen kein einziges Problem der Hochschulen – im Gegenteil, sie verschärfen soziale Ungerechtigkeiten und benachteiligen Kinder aus einkommensschwächeren Familien. Nicht erst seit PISA ist klar, dass kaum ein anderes westliches Land ein derart sozial selektives Bildungssystem besitzt wie Deutschland. Bildung ist in Deutschland in hohem Maße vom Geldbeutel der Eltern abhängig. Studiengebühren machen aus dem öffentlichen Gut Bildung eine Ware. Wissenschaftliche Ausbildung soll öffentliches Gut in öffentlicher Verantwortung bleiben. Studiengebühren belasten unserer Meinung nach Familien und Frauen besonders stark. Die Auswirkungen von Studiengebühren können auch nicht gemildert oder sozial verträglich werden. Gebühren sind sozial ungerecht, Gebühren schrecken ab, Gebühren führen zu Schulden – egal, ob durch Sozialverträglichkeit zehn Prozent weniger gezahlt werden muss. Die inneren Strukturen der Hochschulen sowie der Status der Hochschulen bedürfen nach Auffassung der Linkspartei.PDS dringend einer Verbesserung. Ein notwendiger Schritt ist die weitere Stärkung der Autonomie der Hochschulen. Auch wenn mit den Globalhaushalten wie in Brandenburg grundsätzlich ein richtiger Weg eingeschlagen wurde – der kritisch zu betrachten bleibt –, so sind weitere Befugnisse angebracht. Den Hochschulen könnte nach unserer Vorstellung die Personalhoheit und das Bauherrenrecht übertragen werden, ebenso die grundsätzliche Organisationsfreiheit innerhalb der Einrichtung. Diese Entwicklung muss allerdings zwingend mit einer Demokratisierung der Hochschule einhergehen.Die bisherige Machtposition der Leitungsebene, des Rektorats muss eingeschränkt, die Mitbestimmung von Studierenden und Beauftragten gestärkt werden. Der Autor ist studierendenpolitischer Sprecher der PDS-Fraktion im Landtag Brandenburg.

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