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Landeshauptstadt: Für Neuanfang ohne Combinos

Doege: Trams zurückgeben / Siemens: Späterer Termin für Sanierungsende

Als „letzte und nicht wiederkehrende Potsdamer Chance“ hat der Verkehrsexperte Dieter Doege den Termin 30. Juni 2007 bezeichnet, um die Combino-Straßenbahn „zu einem wirtschaftlich akzeptablen Preis“ an den Hersteller zurückzugeben. Gemäß eines Vertrages zwischen dem Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP und dem Hersteller Siemens müssen die technisch anfälligen Combino-Trams bis zu diesem Datum saniert sein.

Doege bezweifelt, dass Siemens dies bis zum 30. Juni gelingen werde. Es gebe jetzt für den Combino-Typ „Basic“ lediglich eine sanierte Bahn für die Stadt Basel. Diese sei dort erst vor ein paar Tagen „mit über einem Jahr Verspätung“ eingetroffen und bislang nur „theoretisch“ gesund. Bei der Combino handele es sich aber Doege zufolge „um die Tram-Fehlkonstruktion schlechthin“. Der Hamburger Verkehrsexperte, der in den vergangenen Jahren auch in Potsdam tätig war und Erarbeiter des „Takt 2000“ ist, des Vorgängers des jetzigen Potsdamer Fahrplans, empfiehlt die Rückgabe der Combinos und einen Neuanfang bei den Niederflurstraßenbahnen.

Indes hat ein Siemens-Sprecher gestern erklärt, Siemens werde mit dem Kunden ViP über einen späteren Termin als den 30. Juni 2007 für die Fertigstellung der Potsdamer Combinos verhandeln. „Wir haben beim ,Basic“ Verzögerungen“, erklärte gestern Siemens-Sprecher Joachim Stark auf PNN-Anfrage. Dies beziehe sich auf die Betriebsfähigkeitsnachweise, ohne die eine Sanierung nicht begonnen werden könne. Stark zufolge befindet sich derzeit ein Potsdamer Combino als Pilotfahrzeug im Siemens-Werk Krefeld/Uerdingen. Ab Anfang Februar würden „Zug um Zug“ weitere Potsdamer Combinos dorthin gebracht und saniert. Laut Stark gebe es „keinen Dissens mit dem Kunden“.

Der ViP-Geschäftsführer Martin Weis hatte jüngst hinsichtlich einer Rückgabe der Combinos zu bedenken gegeben, dass der ViP für diese Bahnen nur den Einkaufspreis des Jahres 1996 abzüglich einer Benutzungsgebühr von Siemens erstattet bekäme. Dafür bekomme man heute keine vergleichbare Tram, die Preise für diese Bahnen hätten sich seit 1996 fast verdoppelt.

Dieser Argumentation widerspricht Doege: Die Nutzungsentschädigung, die vom Einkaufspreis abgezogen werde, sei relativ gering. Eine Tram werde über einen Zeitraum von 35 Jahren abgeschrieben, die älteste Potsdamer Combino sei aber erst neun Jahre alt, die jüngste sieben. Doege empfiehlt dem ViP, sich nach der Rückgabe der Combinos vor dem Bahnen-Neukauf Niederflur-Trams etwa von Berlin zu leihen. Beim Neukauf empfiehlt Doege, sich mit einer anderen Stadt, etwa Berlin, zusammenzutun, um einen besseren Stückpreis zu erzielen.

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