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Sport: Ganz oben am Boxerhimmel Der Babelsberger Manfred Wolke wird 65

Großer Bahnhof ist am kommenden Montag im Wolke-Camp in Frankfurt (Oder) angesagt. Dort, wo sonst knallharte Fäuste gegen den Sandsack klatschen, feiert Manfred Wolke seinen 65.

Großer Bahnhof ist am kommenden Montag im Wolke-Camp in Frankfurt (Oder) angesagt. Dort, wo sonst knallharte Fäuste gegen den Sandsack klatschen, feiert Manfred Wolke seinen 65. Geburtstag. Der Babelsberger, der länger als 50 Jahre im und am Boxring steht, 1968 in Mexiko Olympiasieger war, gehört zu den profiliertesten Trainern seiner Sportart in der Welt. Erst 2007 stand Wolke wieder voll im Licht der Öffentlichkeit. Als Trainer führte er nach zehnjähriger Pause seinen einstigen Schützling Henry Maske im Revanche- Kampf gegen Virgil Hill (USA) zu einem überzeugenden Sieg.

Gemeinsam mit seinem Co-Trainer Rudi Fink betreut Wolke fünf Boxer. „Das ist genug. Ich will den Jungs nicht nur die Rechte oder Linke beibringen. Ich will sie als Menschen verändern, fit für das Leben nach der Profikarriere machen. Hau drauf, ist mir zu wenig“, sagt Manfred Wolke. Dabei denkt er an Danilo Häussler, Martin Kampf, Enad Licena, Rene Dettweiler und Artur Hain, die in seinem Boxcamp schwitzen. Der Trainer ist überzeugt: „Mindestens einen der Jungs mache ich noch zum Weltmeister.“ Am ehesten glaubt er an Cruisergewichtler Enad Licena.

Wolke war 17 Jahre alt und Lokschlosser-Lehrling, als er in seiner Heimatstadt bei Motor Babelsberg ernsthaft mit dem Boxen begann. Vorher hatte er schon als Schüler ein bisschen trainiert. 1965 wechselte er zum Armeesportklub Vorwärts Berlin. Drei Jahre später besiegte der Weltergewichtler im olympischen Finale von Mexiko-Stadt den Kameruner Joseph Bessala. Der eiserne Mann hat aber auch eine ganz andere Seite, trägt seine Frau auf Händen. „Meiner Brigitte verdanke ich alles, was ich bin. Meinen Olympiasieg, das Abitur, das Hochschul-Diplom und vor allem die Ordnung in meinem Leben“, sagt der Trainer über die Mutter seiner drei längst erwachsenen Kinder Henryk (45), Babett (43) und Alexander (41). Schon als Oberst der Nationalen Volksarmee gehörte Manfred Wolke zu den Besserverdienenden. Heute besitzt er zwei Häuser und ist Millionär. Wolke war und ist ganz oben.

Dem erfolgreichen Boxtrainer ist die Genugtuung anzusehen, wenn er sagt: „Wir sind am 8. März 1990 ins kalte Wasser gesprungen, als wir mit Wilfried Sauerland einen Profivertrag unterschrieben. Viele haben gelächelt, dachten, nach ein paar Wochen liegen die wieder auf der Straße.“ Die Wende beutelte natürlich auch die beiden NVA-Offiziere Wolke und Maske. Im Osten wurden sie als Verräter am Amateurboxen betrachtet; sie flogen aus der ASK-Boxhalle und trainierten in Wolkes Garage. Im Westen spotteten Experten: „Maske wird ein Prügelknabe für die Profis.“ Der Trainer gibt zu, dass es schwer war: „Zwischen Amateur- und Profiboxen liegen fünf Welten. Es sind andere Sportarten. Aber wir haben den Umstieg geschafft.“

Manfred Wolke sagt nicht ohne Stolz: „In Deutschland gibt es wenig Boxtrainer, die ihren Athleten technisch, physisch und vor allem psychisch bis zur vollen Reife führen können. Ich kann das, ohne mich wäre auch ein begnadetes Talent wie Henry Maske nie zu dem großen deutschen Boxer geworden, den er heute darstellt.“

Eugen Haas

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