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Landeshauptstadt: Geborgen im Kreis der Schwestern

Diakonissin Elsbeth Höhne feierte gestern im Oberlinhaus ihren 100. Geburtstag

Schon in jungen Jahren stand für Elsbeth Höhne fest, dass sie einmal Diakonissin werden würde. Das 1909 in Neudamm bei Königs Wusterhausen geborene Mädchen war an Kinderlähmung erkrankt und musste sich mit einem deformierten Fuß im Oberlinhaus in Babelsberg in Behandlung begeben. Die Betreuung durch die Schwestern beeindruckte sie so stark, dass sie den Entschluss fasste, selbst Diakonissin zu werden. Mit 20 Jahren trat sie der Schwesternschaft des Diakonissenmutterhauses bei und 1936 wurde sie eingesegnet. Es folgte ein Leben im Dienste der Kranken an unterschiedlichen Orten. Elsbeth Höhne arbeitete in Gemeindepflegestationen in Berlin, am Krankenhaus in Frankfurt/Oder, danach im Psychiatrischen Krankenhaus der Waldhaus-Klinik in Westberlin. Gestern nun feierte sie im Oberlinhaus im Kreise von Freunden und ehemaligen Arbeitskollegen ihren 100. Geburtstag und nahm akkurat in die Diakonissen- Schwes terntracht gekleidet die Glückwünsche von Oberbürgermeisterstellvertreterin Elke von Kuick-Frenz und Pfarrer Matthias Fichtmüller, Vorstandsvorsitzender im Oberlinhaus, entgegen.

Trotz des Mauerbaus 1961 hatte Schwester Elsbeth nie die Verbindung zum Oberlinhaus in Babelsberg aus den Augen verloren und als sich 1988 der Menschenstrom aus der DDR in Richtung Westen ergoss, schlug sie die andere Richtung ein. Zusammen mit ihrer Weggefährtin Schwester Gertrud Reichert kehrte die knapp 70-Jährige, als sie offiziell aus dem Dienst schied, nach Babelsberg zurück. Ein Jahr später genoss auch sie den Mauerfall, der ihren Mitschwestern in Westberlin den Besuch erleichterte. Denn der Zusammenhalt sei sehr eng, betont Schwester Kerstin, die Elsbeth Höhne nun schon seit Jahren betreut. Die hilfsbereite, großmütige Schwester sei überall sehr beliebt, meint Schwester Kerstin. Sie sei immer ein fröhlicher Mensch gewesen. Im vorigen Jahr erlitt die 99-Jährige einen Oberschenkelhalsbruch und man hatte Sorge, ob sie wieder „auf die Beine“ kommt. Doch die zähe kleine Schwester belehrte alle Kleinmütigen eines Besseren.

Das Oberlinhaus betreut in Babelsberg derzeit noch elf Diakonie-Schwestern im Rentenalter, zu denen auch Elsbeth Höhne gehört. Junge Schwestern wählen den Diakonissenstatus in Potsdam-Babelsberg nicht mehr, aber unter Ehemaligen ist der Zusammenhalt noch sehr groß. Und so kamen auch zu Elsbeths 100. Geburtstag mehrere Berliner Schwestern und der ebenfalls schon im Ruhestand befindliche Arzt Dr. Günther Busse.

Die betagte Diakonissin nimmt noch interessiert am täglichen Leben teil, sie lässt sich aus der Bibel vorlesen, aber auch aus den Tageszeitungen. Wenn es der Gesundheitszustand erlaubt, wird sie für kleine und größerer Ausflüge angekleidet, erzählt Schwester Kerstin. Das betreffe Einkäufe ebenso wie Fahrten mit dem Behindertenbus. So sei es ihr ein Herzensbedürfnis gewesen, im Advent das Grab von Gertrud Reichert auf dem Goethe-Friedhof zu besuchen. dif

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