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Sport: Gefühl der Ratlosigkeit überwunden

Jörg Schwanke lebt jetzt in Potsdam und bleibt in Sachen Fußball Dauerreisender

Jörg Schwanke lebt jetzt in Potsdam und bleibt in Sachen Fußball Dauerreisender Wer einmal voreilig geplaudert hat, schweigt anschließend beschämt und fegt in aller Stille die Scherben zusammen. Zwei Spieltage vor Saisonende gab der Fußball-Oberligist SV Babelsberg 03 die vorzeitige Trennung von Trainer Peter Ränke bekannt und schenkte damit den Gang in die Regionalliga-Relegation her. Seit vor siebzehn Tagen auch noch das Landespokal-Finale gegen den MSV Neuruppin in der Verlängerung mit 1:2 verloren wurde, wird geschwiegen und gekehrt. „Ich habe bis heute nicht verstanden, warum der Verein mit der Trainergeschichte nicht gewartet hat und sich wenigstens die gute Einnahme aus dem Relegations-Heimspiel gegen Carl Zeiss Jena gesichert hat. Erklärt hat mir das bis heute keiner“, sagte Jörg Schwanke, der die Babelsberger als Kapitän durch die entscheidende Phase der Saison führte und künftig für den 1. FC Union Berlin spielen wird. Mit dem Vereinswechsel, der für den Mittdreißiger noch im April außerhalb jeglicher Vorstellungen lag, hat Schwan- ke „nach einigen Tagen ziemlicher Leere“ die innere Ruhe wiedergefunden. Schließlich ist Juni. Und wann, wenn nicht im Urlaub, soll ein Berufsfußballer bestimmte ihm unerklärliche Geschehnisse hinter sich lassen und Dinge, die er nicht mehr beeinflussen kann und mag, aufarbeiten? Tatsächlich erstaunt es, wie sehr der doch als kühl kalkulierender Geschäftsreisender in Sachen Fußball geltende Ex-Profi (u.a. VfL Bochum, LR Ahlen) am frustrierenden Saisonende in Babelsberg zu knabbern hatte. „Es ging alles so rasend schnell“, sagt Schwanke in Erinnerung an das 3:0 vom 24.April bei Motor Eberswalde. Er selbst hatte seine vielleicht beste Saisonleistung geboten. Nach dem Abpfiff stand er dann da wie vom Blitz gerührt: „Der gesamte Vereinsvorstand war angereist und machte Gesichter, als wenn wir verloren hätten. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Auch nicht, dass ein Spieler nach einer Auswechslung gleich zum Vorstand rennt und sich beschwert und Leute mit mangelhaftem Fitnesszustand und Übergewicht wie selbstverständlich einen Platz in der Stammformation einfordern. Erst später wurde mir klar, dass Peter Ränke bei der Fülle von Problemen mit der Mannschaft keine Chance mehr hatte. Insgesamt gesehen haben wir Spieler mal ganz unabhängig vom Vorgehen des Vereins in der Trainerfrage versagt.“ Schwanke kann sich stundenlang über den Leistungsfußball und dessen Auswüchse und Entartungen auslassen. Er hat mit Hans Meyer, Peter Neururer, Uwe Rapolder und Holger Osieck zusammen gearbeitet. Als er im vergangenen August für eine Garantiegage im dreistelligen Eurobereich beim SVB anfing, tat er dies eigentlich nur noch, um sich einen freudbetonten Abschluss der Karriere zu verschaffen. Seine Bilanz nach zehn Monaten: „Es war eine schöne Zeit mit einem schmerzlichen Ende. Ich bin im April noch extra im festen Zutrauen auf ein, zwei weitere Jahre beim SVB nach Potsdam gezogen. So etwas macht man doch nicht von ungefähr...“ Privates wie die Trennung von seiner Ehefrau – Schwanke will dies in der Öffentlichkeit schonend abgehandelt wissen – hat seinen Umzug in die Berliner Vorstadt beschleunigt. Sein Haus in Berlin-Pankow ist mittlerweile verkauft. Auf die Frage, wo genau er sich denn in seiner neuen Heimatstadt am liebsten aufhält, antwortet er trocken: „In meiner neuen Wohnung.“ Der lockere und lebenslustige Neu-Potsdamer muss sie noch finden, die Orte, an denen er sich heimisch fühlt. Jörg Schwanke, der jetzt 36 ist und nach wie vor bemerkenswerte Athletik in sein Spiel einbringt, bleibt quasi Dauerreisender in Sachen Fußball. Bereits am 28. Juni beginnt ab 18 Uhr mit einem Showtraining im Stadion an der Alten Försterei die Vorbereitung beim 1.FC Union, wo er für zwei Jahre unterschrieb. Bevor der Alltag wieder ruft. will Jörg Schwanke noch mit Sohn Paul für ein paar Tage nach Ibiza. Was aus Babelsberg 03 wird? „Ich habe im Grundsatz dass Gefühl, dass wir in diesem Jahr, was die Regionalliga betrifft, unbedingt hätten zufassen müssen. Ich mag mich täuschen, aber diese Chance bekommen wir in absehbarer Zeit nicht wieder. Andere werden vom Niveau her vorbei ziehen. “ Schwanke spricht, wenn es um Babelsberg 03 geht, nach wie vor in der Wir-Form. In einigen Wochen wird sich dies geändert haben. Die neue Herausforderung in Köpenick ruft.

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