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Landeshauptstadt: Gegen „Profitgelüste“

Fall Villa Schöningen: Stadt weist Vorwürfe zurück / Scharfenberg: Ist Baubeigeordnete „noch tragbar“?

Fall Villa Schöningen: Stadt weist Vorwürfe zurück / Scharfenberg: Ist Baubeigeordnete „noch tragbar“? Berliner Vorstadt - Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs und Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz haben die schweren Vorwürfe gegen die Verwaltung im Fall Villa Schöningen zurückgewiesen. „Unlautere Motive dürfen nicht unterstellt werden“, sagte Jakobs. Der Verein Berliner Vorstadt hatte zuvor in einem offenen Brief geäußert, es dränge sich „der Verdacht förmlich auf“, dass vom Kuick-Frenz und Stadtplanungschef Andreas Goetzmann „möglicherweise Interessen verfolgt werden, die gegebenenfalls nicht im Interesse der Allgemeinheit und der Stadt Potsdam“ lägen. Der Streit um das Areal der Villa Schöningen direkt an der Glienicker Brücke hatte sich an einer geplanten Bebauung der umliegenden Flurstücke entzündet. Hier will der Investor, die Lear GmbH, fünf „Kavaliershäuser“ bauen. Aus den Erlösen soll die verfallende Villa Schöningen teilsaniert werden. Das Areal liegt im Weltkulturerbe, die Gegner des Projekts befürchten, dass mit einer Bebauung das Welterbe gefährdet wird. Der Verein Berliner Vorstadt äußerte zudem, es sprächen „starke Indizien dafür“, dass der Eigentümer der Villa Schöningen, Unternehmer Dieter Graalfs, und die Akanthus Grundstücksgesellschaft unter Führung von Graalfs die Grundstücke „in der Erwartung“ kaufte, dass die Stadt Baurechte einräumt. Oberbürgermeister Jakobs hat sich gestern als Moderator in der Auseinandersetzung angeboten. Er betonte bei einem Vororttermin, die Bebauung sei zwar „höchst umstritten“, doch müsse das Denkmal Villa Schöningen erhalten bleiben. Jakobs warnte jedoch auch davor, dass die Stadt „nicht zulassen wird, die Profitgelüste einzelner zu befriedigen“. Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz, sagte, bis zum 27. September würden die Stellungnahmen von Unesco und Stiftung Preußische Schlösser und Gärten erwartet, danach werde die Angelegenheit im Bauausschuss behandelt. Kuick-Frenz bestritt zudem erneut, am Mittwochabend im Hauptausschuss von einer Einigung mit dem Eigentümer des Schöningen-Nachbargrundstücks Manfred Lischewski gesprochen zu haben. Dies hatte jedoch nicht nur die PNN berichtet, auch der Fragesteller im Hauptausschuss, PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, hat als Antwort der Beigeordneten vernommen, die Stadt habe sich mit Lischewski geeinigt. Es stelle sich zunehmend die Frage, ob Kuick-Frenz als Leiterin des Geschäftsbereichs Stadtentwicklung und Bauen „noch tragbar ist“, so Scharfenberg gestern. Er berief sich auf eine Reihe von „Irrtümern“ der Dezernatschefin. Kuick-Frenz sagte gestern, Lischewski stehe ohnehin ein Streit mit der Bauverwaltung ins Haus. Er habe weiter gebaut als es sein Bauantrag zuließ, ein Nachtrag dazu sei nun Anstoß zum Streit zwischen Bauaufsicht und Lischewski, der wohl rechtliche Konsequenzen nach sich ziehe. Seine Ablehnung gegen die Bebauung an der Villa hat gestern auch der frühere Gartenbauchef der Schlösserstiftung, Prof. Michael Seiler, gegenüber der Unesco zum Ausdruck gebracht. In einem Brief sprach er sich in seiner Funktion als Vorsitzender der Pückler Gesellschaft e.V. Berlin gegen die Neubauten aus. Die Stadt sieht dies als einen Rückzieher Seilers, denn er habe als Gartenbaudirektor der Schlösserstiftung vor einigen Jahren dem Bebauungsplanentwurf mit einem zweigeschossigen Haus im Garten der Villa zugestimmt. Ob der Garten an der Berliner Straße Anfang des 19. Jahrhunderts nach Plänen von Gustav Meyer gestaltet wurde, ist für die städtischen Denkmalschützer derzeit nicht relevant. Wie Jörg Limberg, Sachbearbeiter Denkmalpflege, erklärte, sei der Garten im jetzigen Zustand nicht als Denkmal zu deklarieren. Natürlich seien auch seiner Meinung nach weniger Neubauten auf dem Grundstück immer besser als die geplanten fünf, doch stehe dies derzeit nicht zur Debatte. Aus Sicht des Potsdamer Denkmalschutzes beeinträchtigen die Neubauten somit die Gegebenheiten vor Ort nicht. Die Möglichkeit, dass ein neuer Investor die Villa ohne Neubauten im hinteren Bereich des Gartens die Villa Schöningen saniert, hat es bis zuletzt gegeben. Wie Jakobs sagte, seien die Verhandlungen über einen Verkauf des Grundstücks jedoch am Kaufpreis gescheitert. Die Villa wurde einst für gut drei Millionen Euro auf dem Immobilienmarkt angeboten. Mitglieder des Vereins Berliner Vorstadt sagten, Graalfs müsse wissen, was ein Grundstück wert ist und ob man es wirtschaftlich sanieren und betreiben könne. Er habe sich beim Kauf der Villa Schöningen verspekuliert. jab/SCH

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