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Landeshauptstadt: Geheimnis in Knochen

Bis Sonntag ist Pötzi noch in Potsdam zu sehen, danach kommt er ins Depot

Innenstadt - Diese Fakten zumindest gelten als sicher: Keine Karies, kaum abgekaut, der Schmelz gut entwickelt und nur ein wenig Zahnstein. Was die Zähne des Skeletts namens Pötzi betrifft, würde dieser Befund jeden Zahnarzt strahlen lassen. Doch sonst bleibt der Fund aus der Türkstraße ein Geheimnis in Knochen. Seit Donnerstag ist das etwa 4200 Jahre alte Skelett eines jungen Mannes im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) am Neuen Markt zu besichtigen. In der Erde, in der er begraben und gefunden wurde, in einem großen Kasten, mit Glas überdacht. Nur noch bis Sonntag wird Pötzi so zu sehen sein. Dann geht das Skelett zurück nach Wünsdorf, in die Depots der Brandenburgischen Denkmalpflege.

Mit einem Filmbeitrag und Vorträgen wurde das Skelett am Mittwoch vor 50 Zuhörern „offiziell“ im HBPG wieder in Potsdam begrüßt. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg hatte mit einem Kamerateam die Ausgrabungen in der Türkstraße an der Havel und die spätere Restauration in Wünsdorf begleitet. Wie schon kurz nach seiner Entdeckung Anfang November vermutet, gibt es bis heute nicht viel über die Geschichte des Skeletts zu berichten. Gingen die Archäologen anfangs davon aus, dass die Bestattung vor rund 4500 Jahren stattgefunden haben muss, gehen sie heute, nach Auswertung von Scherbenfunden davon aus, dass Pötzi vor 4200 Jahren umgekommen sein muss.

Die Anthropologin Bettina Jungklaus schätzt das Alter des 1,70 Meter großen Mannes auf maximal 25 Jahre. An bestimmten Knochen sei das Wachstum noch nicht abgeschlossen. Ein Befund, der ihre Vermutung stütze. Mehrere Pfeilspitzen im Grab und Auffälligkeiten an der Schulter des Skeletts legen die Vermutung nahe, dass es sich bei diesem Mann um einen Bogenschütze gehandelt haben muss. Und was den Tod von Pötzi betrifft, kann Bettina Jungklaus nur mit Sicherheit sagen, dass dieser in diesen jungen Jahren kaum natürlich eingetreten sein kann. Am Schädel, der bei der Restauration in mehrere Einzelteile zerfallen war und in Puzzlearbeit wieder zusammen geklebt wurde, zeigte Bettina Jungklaus auf eine, kleine Verfärbung an der Stirn. „Möglicherweise hat er einen tödlichen Schlag bekommen.“ Doch sei das nur eine vage Vermutung. Hier seien noch genauere Untersuchungen notwendig, um eine eindeutige Aussage zu treffen.

Auf den Tafeln, die neben dem Skelett über die Ausgrabungen und die dürre Faktenlage zu Pötzi informieren, liest sich das anders, ist davon die Rede, dass er wohl erschlagen wurde. Hier werden Fakten geschaffen, die den rätselhaften Kerl in der Hockerstellung interessanter machen sollen, als er ohnehin schon ist. Archäologin Jana Vogt sagte, dass Pötzi nicht der älteste Knochenfund in Potsdam gewesen sei. Doch in diesem Erhaltungszustand, das sei bisher einmalig.

Bis einschließlich Sonntag, von 10 bis 19 Uhr, kann Pötzi im HBPG besichtigt werden.

Dirk Becker

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