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Landeshauptstadt: Gesamtschule entwickelt sich

Die Voltaire-Schule Potsdam ist die einzige Gesamtschule Brandenburgs mit Leistungsklassen

Die Verwandlung vom Struwwelpeter zum Prinzen hat die Voltaire-Gesamtschule Potsdam in den vergangenen 15 Jahren durchlebt. Bis Anfang der 90er Jahre verschmäht, Drogenumschlagplatz und Autoverschiebeplatz, hat es die Schulleiterin Ortrud Meyhöfer seitdem geschafft, sie zu einer der anerkanntesten Gesamtschulen Potsdams zu entwickeln. Ab August wird es eine Leistungs- und Begabungsklasse geben – sie ist damit die einzige Gesamtschule im Land mit der speziellen Leistungsförderung.

Das Konzept der Zukunft geht noch weiter. Nach dem Prinzip „Alles unter einem Dach“ werde das Angebot der Abschlüsse nach der Schulgesetzänderung übernommen und an einer Schule integriert. So soll es künftig neben der Begabungsklasse, in der Schüler ab der fünften Klasse die Gesamtschule besuchen und speziell gefördert werden, eine Klasse pro Jahrgang geben, die ihr Abitur nach der zwölften Klasse abschließt. Dies will das Bildungsministerium an insgesamt acht Schulen im Land genehmigen. Die Ideen der Schulleiterin und von Oberstufenkoordinator Dieter Urban gehen noch weiter. Sie fragten sich selbst, was mit Schülern passieren soll, die diesen Weg nicht schaffen? Die Antwort lautet: Keiner muss die Schule verlassen, es soll weitere zwei Klassen pro Jahr an der Schule geben, deren Schüler das Abitur wie bisher nach 13 Jahren ablegen. Für Ortrud Meyhöfer und Dieter Urban bedeutet das eine moderne Gesamtschule. Das immer wieder geforderte lange gemeinsame Lernen hält Meyhöfer in der hiesigen Bildungslandschaft für Utopie. Sie plädiert vielmehr für eine Rundumversorgung der Schüler, die nach ihren Leistungsstärken und Begabungen individuell gefördert werden. Und das an einem Standort. Kritik am Vorhaben der Voltaire-Gesamtschule gab es zuletzt seitens der Politik: Eine Gesamtschule stehe für gemeinsames Lernen und die Möglichkeit, dass alle Kinder die gleichen Chancen haben. Haben sie beim jetzigen Konzept noch mehr, sagt Ortrud Meyhöfer. Dies sei lediglich eine Frage der Interpretation der Worte „gleiche Chancen“ und „Gesamtschule“. Ob die Einrichtung in der Lindenstraße Gesamtschule bleibe oder künftig Gymnasium wird, diese Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Der bisherige Weg hat der Schulleiterin Recht gegeben. 1993 kam Ortrud Meyhöfer nach Potsdam und war wohl die einzige, die an eine Renaissance der verwahrlosten Einrichtung glaubte. „Sei nicht traurig, wenn du das nicht schaffst, denn es ist nicht zu schaffen“, hat man ihr damals mit auf den Weg gegeben. Doch Meyhöfer, deren Mann Schulrat beim staatlichen Schulamt und verantwortlich für den Bereich Potsdam ist, legte ein Konzept vor, begleitete die Sanierung und schaffte es, dass sich die Anmeldezahlen an der Schule innerhalb von wenigen Jahren verzehnfachten. Heute ist sie statistisch betrachtet die begehrteste Schule der Stadt – mehr als 150 Sechstklässler wollen ab kommendem Sommer dort lernen. Jan Brunzlow

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