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Aus dem GERICHTSSAAL: Geständnis kam zum Schluss

Versuchte räuberische Erpressung / Bewährung

Aus dem GERICHTSSAALVersuchte räuberische Erpressung / Bewährung Für den unbeteiligten Zuschauer sind die Gedankengänge des Sebastian S.* (23) schwer nachvollziehbar. Dessen Kumpel Manuel M.* soll Schuld tragen am Verkehrsunfall von Sebastians Freundin Imke*. Dafür sollte er 10 000 Euro Entschädigung zahlen. „Ich saß am Abend des 21. Oktober 2002 mit meiner Freundin in deren Auto. Wir hatten Streit und wollten uns aussprechen, als Manuel Stress machte und von draußen gegen die Scheibe klopfte“, erzählt Sebastian S. vor Gericht. Daraufhin sei er ausgestiegen, um den Störenfried zur Rede zu stellen. Imke sei wutentbrannt weggefahren, wenig später auf der Nuthe-Schnellstraße schwer verunglückt. Als er Manuel drei Tage später vor dem Café Alex traf, habe er ihn aufgefordert, in seinem Opel Omega Platz zu nehmen, in dem schon ein gewisser Robert R.* gesessen habe. „Ich wollte Manuel wegen des Unfalls von Imke zur Rechenschaft ziehen“, erklärt der wegen versuchter räuberischer Erpressung Angeklagte. Dann seien sie allerdings nach Saarmund gedüst. „Um Manuel M. Angst einzujagen, haben Sie sich hier einen Platz ausgesucht, an dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, wirft der Staatsanwalt ein. „Und Sie sollen ihn aufgefordert haben, Ihnen 10 000 Euro zu zahlen, ansonsten würden ihn ein paar Leute wegholen, und er käme nie wieder. Einen Tag später soll Ihr Bekannter Robert R. bei Manuel aufgetaucht sein und das Geld angemahnt haben.“ Sebastian S. beteuert, Manuel sei von ganz allein auf die Idee gekommen, ihm die entsprechende Summe anzubieten. Der Sozialhilfe-Empfänger dachte allerdings gar nicht daran und erstattete Anzeige bei der Polizei. Robert R. (21) – wegen versuchter räuberischer Erpressung bereits zu einer Jugendstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt – versichert im Zeugenstand: „Wir wollten eigentlich nur mit Manuel quatschen. Was dann daraus wurde, ist großer Mist.“ Nach Beratung mit seinem Verteidiger kippt auch Sebastian S. um. „Es stimmt alles so, wie in der Anklage aufgelistet“, gesteht der Elektroinstallateur. Er habe Manuel erpresst, da er ihm seiner Ansicht nach Geld aus früheren Geschäften schuldete. „Ich weiß, dass er nichts für denUnfall meiner Freundin kann.“ Das Urteil des Schöffengerichts: 14 Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt zu drei Jahren Bewährung. (*Namen geändert.) Gabriele Hohenstein

Gabriele Hohenstein

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