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Landeshauptstadt: Glimpflicher „Schiffbruch“ auf der Autobahn

Unfall bei Beelitz: Segelcrew verunglückte auf dem Weg zur Kulturhauptstadt-Werbetour / Alle sechs Insassen nur leicht verletzt

Unfall bei Beelitz: Segelcrew verunglückte auf dem Weg zur Kulturhauptstadt-Werbetour / Alle sechs Insassen nur leicht verletzt Weit sind sie nicht gekommen. Gerade einmal bis kurz hinter Beelitz ging gestern die Reise der Potsdamer Profisegler der Wassersportakademie, die eigentlich auf ihrer Tour über Italien und die Schweiz nach Travemünde Werbung für Potsdam als Kulturhauptstadt 2010 machen wollten: Auf der A9, Kilometer 42 Richtung Leipzig, fuhr um 14 Uhr 46 ein Pkw auf den Vereinsbus samt Bootsanhänger, so berichtete ein leicht geschockter Ole Bemann von der Segelcrew den PNN kurz nach dem Zusammenstoß. Die sechs Insassen des Busses wurden dabei leicht verletzt und im Krankenhaus Belzig behandelt. Laut Polizeiangaben hatte der Pkw, nachdem er einen Lkw überholt hatte und wieder auf die rechte Spur wechselte, den Abstand zu dem davor fahrenden Vereinsbus falsch eingeschätzt. Beim wiederholten Wechsel auf die linke Spur erfasste der Pkw mit überhöhter Geschwindigkeit den Bootsanhänger. „Zwei Mal haben wir uns in dem Bus samt dem Anhänger überschlagen“, so Bemann. Alle sechs Insassen wurden verletzt. Der Bus sowie das Sportboot, deren Bergung bis in die Abendstunden andauerte, wurden völlig zerstört. Somit endete eine originelle Werbeaktion, bevor sie überhaupt erst richtig beginnen konnte. Im Beisein von Oberbürgermeister Jann Jakobs und dem Kulturhauptstadtmanager Moritz van Dülmen hatten die Crew am späten Vormittag am Nauener Tor ein 20 Quadratmeter großes Segel mit dem silberfarbenen Schriftzug „Kulturhauptstadt Potsdam 2010“ versehen. Auf 32 internationalen Regatten dieser Saison sollte der gut zwei Meter lange Schriftzug für das Potsdamer Vorhaben, im Jahr 2010 europäische Kulturhauptstadt zu werden, werben. Am Boden noch etwas unscheinbar, wirkte das Logo erst richtig auf dem gehissten Segel: Weithin sichtbar aber unaufdringlich. Beim Fototermin waren alle Beteiligten, trotz fehlendem Wasser aber leicht windgeblähtem Segel, noch bester Dinge. Denn gleich im Anschluss machte sich die Mannschaft um Ole Bemann und Regattacrewchef Michael Kerstan auf den Weg nach Italien. Schon heute wollten Kerstan und seine Männer bei der viertägigen Euro League Regatta in Rimini starten und natürlich auch ganz vorn mit dabei sein. Neben Rimini, wo das Team von Michael Kerstan neun Rennen an drei Tagen segeln wollte, sollte das knapp sieben Meter lange Sportboot auch bei Wettkämpfen in der Schweiz und auf der Travemünder Woche starten. Bis zu 60 Boote, so Kerstan, nehmen an solchen Regatten teil, die bis zu anderthalb Stunden dauern können. Dabei würden die leichten Boote mit Dreimannbesatzung Spitzengeschwindigkeit von bis zu 19 Knoten, also knapp 38 km/h, erreichen. Kulturhauptstadtmanager Moritz van Dülmen überraschte die Mitteilung über den Unfall während einer Sitzung. Er sei zwar enttäuscht, dass die Potsdamer Segler nun nicht wie geplant in Rimini starten können. Doch sei er sehr froh darüber, dass niemand schwer verletzt wurde. Die Werbeaktion, die als „symbolischer Aufbruch“ verstanden wird, sei nun durch den Unfall zu einem „Schiffbruch“ geworden. Aber er gibt sich optimistisch. Spätestens bei der nächsten Regatta werden die Potsdamer mit einem neuen Boot und dem unbeschadeten Segel mit dem Schriftzug „Kulturhauptstadt Potsdam 2010“ dabei sein, ist sich van Dülmen sicher. Auch Ole Bemann gibt sich kämpferisch. „Wir machen weiter“, erklärte er gestern Abend, als er und seine fünf Teamkollegen aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Doch zuerst wollen sie mit einem Glas Sekt anstoßen. Denn das dieser Unfall so glimpflich für sie ablief, das grenze schon fast an ein Wunder.

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