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Irgendwo beim Downhill-Biken. Gorden Rietdorf gilt als Potsdamer Meister dieser rasanten Gelände-Abfahrt auf speziellen Rädern. Wo diese Strecke liegt, verrät er nicht. Offizielle Tummelplätze gibt es im Harz.

© privat

Sport: Hals über Kopf

Am Brauhausberg trifft sich regelmäßig die Downhill-Szene. Ihr Meister ist Gorden Rietdorf

Um das Besondere zu entdecken, muss man manchmal ziemlich genau hinsehen. Die Extremsten der Potsdamer Pedaleure beispielsweise treffen sich eher im Verborgenen. Dabei hat Downhill-Biken in der Landeshauptstadt mit Gorden Rietdorf einen bekannten Namen in der Szene und eine Hausstrecke.

Dieser junge Mann mit den akkurat geschorenen Haaren und lässigen Jeans durchquert wie fliehend die Potsdamer Innenstadt. Und auch durch Worte tritt er nicht sonderlich in Erscheinung. Gorden Rietdorfs Bühne ist der Berg. Sein Instrument das Downhill-Rad – eines jener Mountainbikes, das mit einer doppelten Federung, zähen Bremsen und robusten Reifen auf normalen Straßen eher nicht zu finden ist. Aber für die Herausforderung, eine abgesperrte, bergab führende Route mit Geschwindigkeiten bis zu 80 Kilometer pro Stunde zu überwinden, hat es genau das, was man braucht.

Material ist das eine, die persönliche Konstitution des Fahrers das andere. Denn neben einer guten Portion mentaler Stärke benötigt dieser auch hochgradiges Koordinations- und Reaktionsvermögen. Rietdorf hat das. Der 33-Jährige ist der Meister unter den Potsdamer Gelände-Radlern. Und selbst Profis aus dem Umland kennen seine sportliche Adresse.

Denn die Strecke am Potsdamer Brauhausberg ist ein offener Geheimtipp in der Szene. Hier hat Rietdorf mit 18 Jahren die ersten Hindernisse gelegt: ganze Bäume zerlegt, zu Rampen gemacht oder versenkt, um dicke Wurzeln zu imitieren. Und Unebenheiten geschaffen, die man regional kaum vorfindet. Was Downhill-Akrobaten suchen, treibt dem ungeübten und auch selbst versierten Radfahrer die Angst in den Nacken und Schweiß auf die Stirn. Doch für Adrenalinjunkies wie Gorden Rietdorf ist es wie eine Droge, die mit jeder rasanten Abfahrt wirkt.

Was halsbrecherich klingt, beschreibt Rietdorf ganz unspektakulär: „Helm auf, Kopf aus.“ Auf Buckelpisten verschmilzt er mit seinem Downhill-Rad und bezwingt gern mal Abhänge, an denen man zu Fuß keine Chance hätte. Angefangen hat das im Alter von 15 Jahren, damals aber noch beim Trial, einer Art Parcours-Sport mit dem Rad, bei dem es gilt, möglichst gekonnt Hindernisse zu überwinden, auch aus schwindelerregender Höhe. Den speziellen Rädern dazu fehlen übrigens Sattel und Federung.

Gorden Rietdorfs Passion zum Downhill begann mit dem Ruf der Geschwindigkeit nur wenige Jahre später. Mit 21 Jahren startete er bei ersten Rennen. Bei den Deutschen Meisterschaften erreichte er im Kampf gegen rund 500 Starter den 13. Platz. Doch seit er sich 2011 mit dem eigenen Laden „gtuned“ für Räder und Zubehör im Potsdamer Holländerviertel selbstständig machte, bleiben nur Wochenenden und wenige freie Tage zum Trainieren. Das hat sich auch nicht geändert, als er vor einem halben Jahr mit dem Geschäft in die Jägerstraße umzog.

Alle zwei Wochen geht es zum Training in den Harz. Dort können viele bekannte Wintersportgebiete inzwischen auch bei Plusgraden genutzt werden. Mit speziellen Downhill-Liften, Leihmaterial und Kursen können sich sogar Anfänger an den Berg wagen. Neulingen empfiehlt Rietdorf den Bikepark Winterberg.

Ohne Lift, aber dafür auch ohne Auto erreicht man die Gelände am Berliner Müggelsee, am Teufelsberg in BerlinCharlottenburg, in Potsdam-Bornstedt und Rietdorfs Hausstrecke am Brauhausberg. Da all diese Strecken nicht von den zuständigen Behörden freigegeben sind, bleiben sie ein Geheimnis der Downhill-Szene. Jene am Brauhausberg beginnt irgendwo am höchsten Punkt oberhalb des ehemaligen Landtags-Sitzes zwischen zwei Findlingen.

Durch Mundpropaganda herbeigerufen treffen sich hier alljährlich bis zu 60 Cracks, die sogar aus der Tschechischen Republik anreisen. Rietdorf ist hier ungeschlagener Meister und wird wohl auch in der nächsten Auflage im August mit dem ersten Platz rechnen können. Doch auch dieses Ergebnis wird das Gros der Potsdamer gar nicht erfahren.

Katharina Kiklas

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