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Landeshauptstadt: „Harmonie macht doof“

Karin Pinéra-Bustamante mag es nicht geradlinig

Karin Pinéra-Bustamante mag es nicht geradlinig LEUTE IN POTSDAM Eine deutsche Architektin, die arabische Folklore und indischen Kathak tanzt und gern Schriftstellerin werden möchte – auf diese knappe Formel lässt sich der berufliche Werdegang von Karin Pinéra-Bustamante bringen. Nach einer Bauzeichnerlehre kam die gebürtige Duisburgerin 1972 zum Architekturstudium nach Berlin. Der Weg durch den Vater als Architekt schien vorbestimmt, dabei wollte sie immer nur eines werden: Tänzerin. Nach 14 Jahren im Stadtplanungsamt – „mit zwei kleinen Kindern war der unkreative, aber sichere Job ja noch in Ordnung“ – ließ sich der innere Konflikt nicht mehr unterdrücken. Karin Pinéra-Bustamante kündigte ihren bürgerlichen Beruf und gründete in Berlin das Studio für orientalischen Tanz. Der Name des Studios war nicht zufällig gewählt: Azadeh, das heißt auf persisch: freie Frau. Der beruflichen Veränderung folgte die Trennung vom Ehemann. „Er kam mit meinem neuen Leben nicht zurecht.“ Ihren zweiten Mann, den Kubaner Pedro, lernte sie vor sechs Jahren kennen und seitdem sei ihr Leben „ganz verrückt“. Auch gemeinsame Auftritte bei Tanzshows, für welche sie die Kostüme selbst näht, sind keine Seltenheit. Bei zwei Besuchen in seiner Heimat Pina del Rio lernte sie bereits Pedros Familie kennen. „Wäre die politische Situation nicht so unsicher, würde ich nach Kuba auswandern.“ Auf der Insel, findet Pinéra-Bustamante, stehe der materielle Gedanke nicht im Vordergrund und ein intensives Lebensgefühl herrsche vor. Beides gefällt ihr. Zurzeit nimmt sie wieder kleine Aufträge als Architektin an und hat im Bürgerhaus Schlaatz die „Las Estrellas“, die Modellagentur für Senioren, gegründet. „Du wirst bestimmt mal eine lustige Alte“, hatte ihr ältester Sohn einst zu ihr gesagt. „Ich versprach es ihm“, so Karin Pinéra-Bustamante. Dann existiert da noch ein Jugendtraum: „Ich möchte Schriftstellerin werden.“ Schrieb sie als Kind Abenteuergeschichten, arbeitete sie später Krisensituationen auf. Heute verfasst sie Kurzgeschichten und Gedichte und wagte vor kurzem mit einer Lesung vor einer Potsdamer Dichterrunde den ersten Schritt in die Öffentlichkeit. Dabei merkte sie: „Ich muss noch viel an meinen Texten feilen.“ Vor kurzem traf sie ehemalige Kollegen vom Stadtplanungsamt wieder. „Die haben sich gefragt, ob das alles im Leben war: Sicherer Job, Häuschen, Auto, zweimal im Jahr Urlaub.“ Karin Pinéra-Bustamante stellt sich diese Frage längst nicht mehr und hat für sich festgestellt: „Harmonie macht doof.“ Yvonne Zitzmann

Yvonne Zitzmann

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