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Landeshauptstadt: Heidehaus bleibt Schandfleck

Oberbürgermeister Jakobs auf Stadtwanderung / Wenig Höhepunkte im Jahr der Architektur

Das Heidehaus Am Findling bietet einen traurigen Anblick. Als Oberbürgermeister Jann Jakobs auf seiner gestrigen Stadtwanderung dort Station machte, erwartete jeder: Jetzt sagt er, was aus dem verfallenden Denkmal wird. Aber nichts dergleichen war zu vernehmen.

Carsten Hagenau berichtete, dass das Wohnungsunternehmen „Pro Potsdam“ das alte Haus im Jahre 2001 aus dem Bestand der Stadt Potsdam übernommen habe. Ursprünglich habe die Absicht bestanden, es zusammen mit dem benachbarten Trafo-Gebäude der Energieversorgung Potsdam (EVP) zur Bundesgartenschau 2001 instand zu setzen. Daraus wurde nichts. „Finanzielle Gründe“, erklärt Hagenau. Es wäre eine umfangreiche Investition notwendig gewesen; daher habe sich die Wohngesellschaft entschlossen, das Geld lieber in die Sanierung der Dreigeschosser in der Pestalozzistraße zu stecken. Fünf Millionen DM hätten diese gekostet.

Das Heidehaus, das an die Landschaftsgestalt vor der städtischen Bebauung an der Großbeerenstraße erinnert, muss laut Auflage der Denkmalpflege vollständig originalgetreu wieder aufgebaut werden. Der gesamte Bereich an der Großbeerenstraße 90 bis 114 steht unter Schutz. Laut Denkmalliste ist der „Siedlungsbereich einschließlich Grünflächen, Heidehaus und Findling“ denkmalrechtlich geschützt.

Nicht nur der äußere Zustand des Heidehauses mit seiner maroden und beschmierten Fassade, kaputten Fenstern und Türen ist verschlissen, sondern auch das Innere: Schwammbefall vom Keller bis unters Dach. Jakobs bemerkte angesichts dieses Zustandes: „Ein Schandfleck“. Und: „Wir müssen etwas tun, damit das gesamte Ensemble Am Findling wieder ein Gesicht erhält.“

Horst Gösel, Vorstandsvorsitzender des Babelsberger Bauvereins, zeigt mit Genugtuung die teilweise instand gesetzte Wohnanlage aus dem Jahre 1908 zwischen Großbeeren- und Kopernikusstraße. Beim Vorbeifahren lässt sich kaum erahnen, dass sich hinter den mit Putz, Klinker und Fachwerk gestalteten Fassaden ein komfortabler Wohnhof verbirgt. „Hier zieht keiner weg“, sagt Gösel. Um das Heidehaus zu erwerben und zu sanieren, hatte der Bauverein nicht die finanzielle Kraft, obwohl ihm das Denkmal zum Kauf angeboten war.

Wie die Wohngebäude Am Findling gibt es in Potsdam viele Anlagen, die ein gutes Aushängeschild im „Jahr der Architektur“ darstellen dürften. Ein weiteres entsteht im Biberkiez im Wohngebiet Schlaatz. Hier konnte sich Jakobs vom Zusammenwirken von vier Wohnungsunternehmen bei der Gestaltung des Wohnumfeldes überzeugen. Bodo Jablonowski, Technischer Geschäftsführer der Wohnungsbaugenossenschaft „Karl Marx“, erläuterte das Projekt, das noch in diesem Jahr begonnen und Mitte nächsten Jahres fertig sein soll. Das Berliner Büro Dietzen und Teichmann hat die Landschaftsplanung übernommen. Die Investition beträgt 850 000 Euro. Beteiligt sind neben der „Karl Marx“ die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft e.G., die PWG 1956 sowie Pro Potsdam. Mit der Umgestaltung des Wohnhofes am Biberkiez wollen diese sowohl den Bedürfnissen der älteren Bewohner und der Kinder als auch dem großen Bedarf an Parkplätzen entsprechen. Ausdrücklich haben die beteiligten Unternehmen das Projekt als ihren Beitrag zum Jahr der Architektur proklamiert.

Weitere punktuelle Beiträge zum Themenjahr gibt es bisher nicht. Carsten Hagenau, Sprecher der Stadtspuren-Unternehmen, sagt jedoch, dass die Investitionen der Wohnungswirtschaft in diesem Jahr doppelt so hoch seien als im vergangenen Jahr, wenn auch nicht jedes Vorhaben von außen sichtbar sei.

Ein Potsdamer Vorzeigewohngebiet, nicht nur im Jahr der Architektur, ist das Zentrum Ost mit seinen zu hundert Prozent sanierten Plattenbauten, mit den ersten Wohngebäuden des Bauvereins Babelsberg aus dem Jahre 1904 und der „Nutheschlange“ samt „Anglerhäusern“, die im Jahre 2004 fertig wurden. Die Projektleiterin der Nutheschlange Petra Runge macht klar, dass nicht alles, was von außen interessant aussieht, auch leicht zu erhalten ist. „Die Gebäude sind bauphysikalisch schwer zu händeln“, sagt sie angesichts des hohen Pflege- und Energiebedarfs. Die Betriebskosten seien sehr hoch und wären von den Bewohnern nicht aufzubringen, da es sich zum großen Teil um Sozialwohnungen nach dem ersten Förderweg handele. Um die Sozialmiete nicht durch die hohen Betriebskosten wieder zunichte zu machen, seien die Beträge „gekappt“ worden.

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