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ATLAS: Heilung

Guido Berg meint, die guten Argumente gegen die Garnisonkirche zielen ins Leere

In einem akademischen Streit zur Frage eines originalgetreuen Wiederaufbaus zerstörter historischer Gebäude haben die Befürworter zunächst schlechte Karten. Die Gegenwarts-Architekten, viele naturgemäß für modernes Bauen, sprechen von „restaurativen Tendenzen in der Gesellschaft“, vom „Vergnügungspark“, der entstünde, ähnlich dem Dornröschenschloss im Disneyland Paris, auch von „Reproduktionen ohne Geschichte“. Es fehle die „Patina“, die Geschichte erst „erlebbar“ macht. – Alles richtig. Doch was hilft es? Die Argumente erreichen die Adressaten nicht. Die Befürworter etwa der Garnisonkirche sind dies nicht geworden als Ergebnis akademischen Denkens, sondern aus schmerzhaftem Erleben des Scheiterns der modernen Architektur in der DDR und darüber hinaus. Das neue Theater gilt als die Schwalbe, die noch keinen Sommer macht. Letztlich ist das Wiederaufbauen-Wollen eine Frage des verletzten Herzens, das geheilt werden will. Sollte das gelingen, wäre das allein ein guter Grund, den Aufbau zu begrüßen.

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