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Draufhauen. Beim Workshop lernen die Jugendlichen das Schmieden.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Heißes Eisen

Schmieden, hämmern, kleben: Jugendliche lernen im „Hochlland“-Haus mehr über die Denkmalpflege

Der Schmied Michael Soika guckt in die Esse – so heißt die Glut zum Erhitzen von Metall –, im Halbkreis darum stehen Jugendliche und verfolgen, wie sich Metall rötlich färbt. Sobald die langen Metallstäbe glühen, bearbeiten die Jugendlichen sie mit einem Hammer. Immer wieder nehmen sie die kleinen Stangen vorsichtig mithilfe einer Zange aus der Esse und legen den glühenden Stab auf einen Amboss, hauen mit einem Hammer darauf. Soika guckt zu, gibt den einen oder anderen fachmännischen Ratschlag. Die rötliche Färbung erblasst langsam. Der Stab wird wieder mit einer Zange vom Amboss genommen. Aus dem Metallstab ist ein großer Nagel geworden. Soika ist Anleiter der Gruppe, die jungen Männer und Frauen absolvieren ein freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege (FJD).

Im Begegnungshaus Hochlland in der Holzmarktstraße wird in dieser Woche geschmiedet, gehämmert, gezeichnet und geklebt. 47 Jugendliche aus ganz Deutschland befassen sich unter anderem mit dem Restaurieren einer alten Kanzel oder Kirchenfenstern. Es handelt sich dabei um eine Seminarwoche, bei der die Freiwilligen einen Einblick in die verschiedensten Techniken der Restaurierung bekommen. Bei Soika geht es ums Schmieden, eine zweite Gruppe befasst sich mit der Restaurierung von Holzgegenständen. Beide Gruppen haben ein konkretes Projekt: die Aufarbeitung der Kanzel einer kleinen zerfallenen Kapelle aus Klein Linde in der Prignitz. Es handelt sich dabei um ein Vorhaben der Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz e.V. Die Jugendbauhütten – eine hat auch ihren Sitz in Potsdam – haben sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen zu einer intensiveren Beschäftigung mit dem kulturellen Erbe zu bewegen. Dieses Jahr feiern die Bauhütten ihr zehnjähriges Bestehen.

Josef Priesnitz macht sein freiwilliges Jahr am Winzerberg für die Potsdamer Denkmalpflegewerkstatt von Roland Schulze. „Ich kriege hier nicht nur einen Einblick darüber, was die Arbeit als Schmied ausmacht. Es ist auch bemerkenswert, wie viel Arbeit hinter der Restaurierung einer kleinen Kanzel steckt“, sagt der 20-Jährige.

Die Anleiterin der Gruppe für Holzarbeit, die Möbelrestauratorin Friederike Seidler, hat eine eigene Motivation für ihre Teilnahme: „Die Jugendlichen sollen sehen lernen.“ Menschen würden häufig nicht sehen, welche Arbeit, vor allem welches Handwerk hinter historischen Werken stehe. Dem Schmied Soika, der seit 1987 in der Schmiede in Stücken bei Michendorf arbeitet, geht es auch um die Suche nach Nachwuchskräften: „Bei der ganzen modernen Technik werden Restauratoren in Zukunft Probleme haben, die nötigen Handwerker zu finden.“ luk

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