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PRO & Contra: Hilft verstärkte Polizeipräsenz gegen Jugendgewalt?

PRO & Contra Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Jugendgruppen haben in den vergangenen Monaten in Potsdam Besorgnis erregend zugenommen. Dieser Entwicklung soll mit einem Programm der Deeskalation und verstärkter Polizeipräsenz begegnet werden.

PRO & Contra Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Jugendgruppen haben in den vergangenen Monaten in Potsdam Besorgnis erregend zugenommen. Dieser Entwicklung soll mit einem Programm der Deeskalation und verstärkter Polizeipräsenz begegnet werden. Diese Polizeipräsenz – mal öffentlich in Uniform, mal in Form verdeckter Ermittler – ist dabei eine unerlässliche Komponente, sehr wahrscheinlich sogar die entscheidende. Denn nachdem sich die Fronten aufgrund mehrerer Zwischenfälle – die offenbar von beiden Seiten ausgingen – bereits derart verhärtet haben, muss davon ausgegangen werden, dass eine unheilvolle Kette von gegenseitigen Racheakten ansteht. Sowohl unter rechten Jugendlichen – dort weit verbreitet – wie auch bei einigen Linken ist ein klar gewaltorientiertes Verhalten erkennbar. Es darf also davon ausgegangen werden, dass ein Teil der jeweiligen Szene für deeskalierende Maßnahmen gar nicht erreichbar und an einem friedlichen Miteinander überhaupt nicht (mehr) interessiert ist. Diesen Jugendlichen muss unbedingt Einhalt geboten werden, weil deren Aktionen, auch wenn es nur Einzelaktionen sind, alle anderen Bemühungen um eine friedliche Lösung von Konflikten zunichte machen. Im übrigen hat der Rechtstaat ausdrücklich die Pflicht, eine derartige Entwicklung zu unterbinden - Polizei und Justiz können gar nicht anders handeln, als zu handeln. Dies ist auch im Interesse der übrigen Bevölkerung, deren Sicherheit durch Gewaltaktionen im öffentlichen Raum erheblich gefährdet würde. Der verstärkte Einsatz von Polizei hat zudem auch eine präventive Komponente, vielleicht vergeht so dem einen oder anderen gleich die Lust an der Gewalt. Michael Erbach Mehr Polizei wird in Potsdam nichts nützen, um lebensbedrohliche Prügeleien zwischen „rechten“ und „linken“ Jugendlichen zu verhindern. Das Probleme der Jugendgewalt schwelt länger im Untergrund. Schon seit Jahren gibt es in den extremeren Subkulturen der jungen Leute eine klare Frontstellung zwischen den Gegnern: Auf der einen Seite rechte „Faschos“ oder gewaltbereite Fußball-„Hooligans“, dort wiederum linke „Zecken“, größtenteils aus dem Punk-Milieu. Dazwischen noch Szenen wie „Normale“, „Gothics“ und „Hopper“, die sich ebenso vor grundlosen Angriffen von Schlägertypen fürchten – meist passieren sie nachts, wenn Alkohol ins Spiel kommt. Ein Überfall kann schon dadurch passieren, dass ein Jugendlicher ein wenig ängstlich in die Richtung von potentiellen Schlägern schaut, die dies sofort als Schwäche interpretieren und losschlagen. Dann sind Rachegedanken nur logisch. Und gegen dieses Gemisch aus tumber Brutalität und rächendem Wutgefühl sollen mehr Polizisten helfen? Sollen die betroffenen Problem-Viertel wie der Schlaatz oder eine Einrichtung wie das „Chamäleon“ dauerhaft – auch nachts – von Streifen überwacht werden? Wichtiger wäre, die Jugendlichen samt und sonders „von der Straße“ zu holen, sie in Jugendclubs zu beschäftigen, sie mit den Basis- Spielregeln des demokratischen Lebens vertraut zu machen, jenseits von Gewalt. In dieser Richtung ist in den letzten Jahren (zu)viel versäumt worden, sonst wären solch nackter Hass zwischen jungen Leuten kaum möglich. Nur war in den Statements der Politiker zu den aktuellen Fällen von dem Wort „Prävention“ wenig bis gar nichts zu hören - und Jugendarbeit bleibt wohl auch weiter Sparobjekt. Henri Kramer

Michael Erbach

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