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Sport: Hinein ins Vergnügen

Der Potsdamer Jan Ludwig startet am 18. Januar beim Dubai-Marathon

Ausdauersport, zumal Marathonlauf, ist Entsagung und Erfüllung zugleich. Bei Jan Ludwig dominiert ohne Zweifel die Erfüllung. Der 25-jährige Potsdamer fliegt heute Abend aus dem deutschen Winter von Berlin-Tegel über Amsterdam an den Persischen Golf, wo er am 18. Januar gemeinsam mit einem dort studierenden Freund den diesjährigen Dubai-Marathon absolvieren wird. Ob er in der Metropole der Vereinigten Arabischen Emirate entlang der Küste auf Asphalt ähnlich schnell wie im vergangenen Spätsommer in Berlin sein wird, ist dabei nicht von unbedingter Relevanz.

In seiner Geburtsstadt durcheilte er die klassische Distanz von 42,195 Kilometern in der für einen vereinslosen Individualisten wie ihn bemerkenswerten Zeit von 2:56:17 Stunden. „In Berlin sind die äußeren Bedingungen zum Zeitpunkt des jährlichen Marathons meist optimal. Für meinen Start in Dubai muss ich von Vornherein auf die Endzeit zehn Minuten draufschlagen“, sagt der in Potsdam- West wohnende Medizinstudent, der erstmals auf dem asiatischen Kontinent seiner Passion nachgeht.

Ludwig ist trotz seiner Jugend ein erfahrener Marathonläufer. Achtmal war er bereits in Berlin am Start, einmal in Hamburg und im Vorjahr in Boston, wo der weltweit geschichtsträchtigste aller Städtelauf-Klassiker beheimatet ist. Dubai wird eine neue Erfahrung bringen, die der offene, unbekümmerte und witzige Mittzwanziger mit Vorfreunde auf sich zukommen lässt.

Vorbereitet hat sich Ludwig, der im Alltag mit aller Konsequenz dem Ende seines Studiums an der Berliner Charité entgegen strebt, auf ganz spezielle Weise nach fachlicher Anleitung der früheren Weltklasseläuferin Ulrike Bruns. Wobei er ein Meister der Effizienz ist, wie sich zeigt. Ludwig, der als Schüler beim Berliner Rugby-Club spielte und später Universitätsmeister im Tennis wurde, rennt im Normalfall 30 Kilometer pro Woche.

In der Phase der unmittelbaren Vorbereitung eines Marathons steigert sich die Länge der Distanzen. Einmal pro Woche geht es dann raus aus der Stadt in Richtung Wannsee. 25 Kilometer kommen da unter dem Strich immer zusammen. Zwei andere wöchentliche Trainingseinheiten waren weniger intensiv. Eine endete nach 15 Kilometern, die zweite rückte Intervallläufe am Hotel Bayrisches Haus und an den Terrassen von Sanssoucis in den Mittelpunkt. „Das Ganze hat sich bewährt und mir noch einmal einen Schub gegeben“, so der angehende Arzt, für den Verzicht und Disziplin keine verbindlichen Dogmen sind. Ludwig ist, wenn man dies so sagen will, der Prototyp des leistungsorientierten Freizeitsportlers, der sich ohne übertriebene Askese und Verkrampfung sportliche Ziele setzt und dennoch den Sport vordergründig als körperlichen Ausgleich zum anspruchsvollen Studium begreift. Die Vorliebe für Streuselschnecken und den Big Mac hat er sich bis heute erhalten.

Jan Ludwig, der mehrmals im Jahr Gast in der Berliner Philharmonie ist und privat Popmusik von Coldplay und Madsen bevorzugt, kommt in Dubai nicht umhin, dem „Burj Al Arab“ einen Besuch abzustatten. Drei Wochen musste er vorher reservieren, um im einzigen Sieben-Ster- ne-Hotel der Welt einmal einen Tee trinken zu können.

In Potsdam würde Ludwig gern einmal an den Start des Schlössermarathons gehen und am wiedererrichteten Stadtschloss vorbeilaufen. „Das wäre das Größte.“

Thomas Gantz

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