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Von Henner Mallwitz: Hoffen auf’s Wetter

Bei den Cross-WM in den Niederlanden will Hanka Kupfernagel am Sonntag ihren Titel verteidigen – auch Philipp Walsleben ist Favorit

„Jetzt ist langsam genug mit den zweiten Plätzen“, sagt Rad-Profi Hanka Kupfernagel und spielt damit vor allem auf den Silberrang an, den sie am vergangenen Wochenende zum Abschluss der Weltcup- Serie in Mailand erkämpfte. Dabei hätte sich die Fahrerin aus Werder an der Havel eigentlich in Ruhe zurücklehnen können – den Gesamtsieg hatte sie sich schließlich schon eine Woche zuvor im französischen Roubaix gesichert.

Aber Ruhe wäre gegen ihr Naturell gewesen, denn letztlich ging es ja auch um die Vorbereitung auf die Cross-Weltmeisterschaften im niederländischen Hoogerheide, die am kommenden Sonntag ausgetragen werden. Hanka Kupfernagel wird dabei auf einen Großteil der Rivalinnen von Mailand treffen und hat obendrein die Bürde als Titelverteidigerin zu tragen. „Und den Titel will ich auf keinen Fall abgeben“, sagt die Weltmeisterin selbstbewusst, die auch zugibt, dass die nervliche Anspannung vor allem im Hinblick auf den Erwartungsdruck in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen ist. „Aber ich bin gut vorbereitet, habe bis jetzt im Schwarzwald trainiert und gehe mit einem guten Gefühl ins Rennen.“

Neben vier Trainingseinheiten am Tag hat bis zum Sonntag aber immer auch der Blick auf den Wetterbericht seinen festen Platz im Tagesablauf. Denn: „Der Cross ist von der Witterung sehr abhängig“, weiß die Titelträgerin. Während manche Sportler wie etwa ihr Lebensgefährte Mike Kluge einen harten Boden oder sogar Eis bevorzugen, macht sie ihre Rennen lieber auf schwerem, aufgeweichtem Untergrund. Da, so sagt sie, könne sie voll ihre Stärke ausspielen. Und so hofft sie weiter auf eine Tauperiode, die einen Großteil der Konkurrenz verzweifeln lassen würde.

Beim Daumendrücken bekommt Hanka Kupfernagel kräftige Unterstützung von Philipp Walsleben. Der Nachwuchsfahrer aus Kleinmachnow, der inzwischen für das belgische Profiteam BKCP-Powerplus in die Pedalen tritt, gilt als Favorit in der U 23-Klasse. Seine derzeitige Leistungsstärke konnte der 21-Jährige in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach unter Beweis stellen. Neben dem Deutschen Meistertitel in der Elite ließ er auch im Weltcup die Konkurrenz hinter sich und macht sich deshalb berechtigte Hoffnungen auf den Titelgewinn in Hoogerheide.

„Die Strecke kenne ich bereits“, sagt der Kleinmachnower. „Eine ehrliche Strecke, bei der es garantiert keinen zufälligen Sieger geben wird. Hier gewinnt der Stärkere.“ Dieser will er sein. Und um das auch zeigen zu können, käme ihm ebenso wie Hanka Kupfernagel ein schwerer Boden gerade recht. Zumal sich unter solchen Bedingungen auch schnell die Spreu vom Weizen trennt. Große Fahrergruppe wie auf trockenem Untergrund gibt es nicht.

Walsleben bereitete sich in der vergangenen Woche in Belgien auf die Cross-WM vor. Ein Rennen am vergangenen Wochenende sollte dafür ein letzter Test sein, doch mit dem fünften Platz war Deutschlands Nachwuchshoffnung gar nicht zufrieden. „Aber man sagt ja, dass nach einer misslungenen Generalprobe der Auftritt besonders gut klappt“, tröstet er sich.

Insgesamt kämpfen 15 deutsche Athleten in den Niederlanden um Edelmetall. Während bei den Männern der inzwischen in Bielefeld unter Vertrag stehende Paul Voß startet, der einst beim OSC Potsdam trainierte, tritt neben Philipp Walsleben in der U 23 auch Christoph Pfingsten an. Der Stahnsdorfer trainierte in den vergangenen Tagen in seiner Heimatstadt und in Berlin, ist nach eigenem Bekunden ebenfalls gut in Form und hat sich einen Platz unter den ersten zehn Fahrern vorgenommen. „Im Gegensatz zu Hanka und Philipp hoffe ich allerdings auf eine schnelle und trockene Strecke. Das liegt mir mehr“, sagt er. Und so wird vor der eigentlichen Entscheidung schon der Blick auf den Wetterbericht zum Krimi.

Henner Mallwitz

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