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Landeshauptstadt: Hubschrauber im Nebel

Trotz Plattform auf Klinikumsdach: Bei Schlechtwetter landen Rettungshelicopter auch am Bassinplatz

Der Zustand war unhaltbar, schien aber aus der Welt geschafft: Gegen Ende des vergangenen Jahres wurde das neue Operationszentrums des Klinikums „Ernst von Bergmann“ eingeweiht – und damit auch eine moderne Hubschrauber-Landeplattform auf dem Dach. Von der Luftrettung herantransportierte Patienten können seit dem per Fahrstuhl direkt vom Helicopter-Deck in die Notaufnahme oder zu den Operationssälen transportiert werden. In den Jahren zuvor landeten die Christoph-Rettungshubschrauber des ADAC oder der Deutschen Luftrettung auf einer grünen Wiese am Bassinplatz gegenüber der Französischen Kirche. Selbst bei Unfällen schwer traumatisierte Patienten mussten vom Hubschrauber in den Krankenwagen verlagert werden, was wertvolle Zeit raubte. Nach der Millionen-Investition in das neue Operationszentrum sollte diese Situation der Vergangenheit angehören.

Doch in der vergangenen Woche landete zum Erstaunen der Spaziergänger erneut ein gelber Engel mit Rotorblättern auf der grünen Wiese statt auf dem Klinikumsdach. Die Möglichkeit, dass es sich um die Verlegung eines Patienten aus dem Potsdamer St. Josefs-Krankenhaus gehandelt haben könnte, schließen sowohl Klinikums-Geschäftsführer Steffen Grebner als auch die Direktorin des St. Josefs-Krankenhauses, Adelheid Lanz, aus. Beide haben eine Vereinbarung getroffen, wonach Patienten des St. Josefs-Krankenhauses, die in eine Klinik außerhalb Potsdams verlegt werden müssen, von der neuen Rettungsplattform des Klinikums abheben können. Grebner weitete die Regelung im PNN-Gespräch aus: Sie gelte für die Patienten aller Potsdamer Krankenhäuser, etwa auch des Babelsberger Oberlin-Krankenhauses, die aus Potsdam ausgeflogen werden müssen. Mögliche Gründe sind etwa Erkrankungen oder Verletzungen, für die das Bergmann-Klinikum selbst keine medizinischen Kapazitäten vorhält. So werden Grebner zufolge Patienten der Herzchirurgie in die Berliner Charité oder ins Klinikum „Benjamin Franklin“ und Schwerstverbrannte ins Unfall-Krankenhaus Marzahn gebracht. Die Problematik ist Adelheid Lanz zufolge „gut gelöst“, es gebe „klare Absprachen“, eine geplante Verlegung von Patienten aus ihrem katholischen Krankenhaus in ein Haus außerhalb Potsdam per Hubschrauber erfolge direkt über das Klinikum. Dies sei etwa fünf bis acht Mal im Jahr der Fall. In äußerst seltenen akuten Notfällen mit „strenger Indikation“ landet der Hubschrauber der Krankenhaus-Direktorin zufolge auch auf dem Luisenplatz unweit des St. Josefs-Krankenhauses. Ein eigener Landeplatz „wäre schön“, sagte Adelheid Lanz, aber schwer zu finanzieren.

Doch was könnte nun die Landung eines Rettungs-Hubschraubers in der ersten Januar-Woche auf der Wiese am Bassinplatz verursacht haben? Dazu informiert Klinikumschef Grebner: Der Pilot entscheidet selbst, ob er auf der Plattform oder auf der Wiese landet. Bei bestimmten Wetterlagen, etwa mit starkem Wind oder Nebel, könne es weniger riskant sein, auf ebener Erde zu landen statt auf der Plattform, die einen Durchmesser von immerhin – aber unter widrigen Bedingungen auch nur – 26 Metern besitzt. So könnte es gewesen sein – und tatsächlich, Zeugen der erneuten Hubschrauberlandung auf der Wiese erinnern sich, dass es an diesem Zag sehr nebelig war.

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