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Landeshauptstadt: Hunderte von Nieten mit der Hand geschlagen

Von den Diakonischen Werkstätten gefertigter Jugendstilzaun nach Originalvorbild wieder aufgestellt

Von den Diakonischen Werkstätten gefertigter Jugendstilzaun nach Originalvorbild wieder aufgestellt Brandenburger Vorstadt – Ein besonderes Kleinod im „Jugendstilviertel“ der Brandenburger Vorstadt ist wieder hergestellt: Der über hundert Meter lange Zaun am Eckgebäude Feuerbachstraße 24/25 und Lennéstraße 46/47. Mitarbeiter der Stadtgrün GmbH sind schon seit Tagen dabei, die Außenanlagen des restaurierten Gebäudes anzulegen und stellten dabei die letzten Meter des eigentümlichen Zaunes vor dem imposanten Gebäude wieder auf. Der verzinkte Eisenzaun entstand schon vor vielen Monaten in der Metallwerkstatt der Behindertenwerkstätten auf Hermannswerder. Dass er erst jetzt an Ort und Stelle kam, liegt an der Bauverzögerung bei der Rekonstruktion und Modernisierung des großen Mietshauses, das der Gemeinnützigen Wohn- und Baugesellschaft Potsdam (Gewoba) gehört. „Das war reine Handarbeit“, erzählt der Leiter der Metallwerkstatt Andreas Paetsch. Der 39-Jährige ist selbst gelernter Maschinenbaumeister und weiß um die Schwierigkeiten, die mit denen die Herstellung eines Metallgebildes dieser Größenordnung nach historischer Vorlage verbunden sind. Und wenn die Stadtgrün-Leute, die den Zaun aufstellen, sagen: „Es passt alles, gute Qualität“ – dann ist das ein Lob aus berufenem Munde. Einen Stapel alter Metallteile lagert noch in der Werkstatt. Das war einst das Original des Zaunes. Zum größten Teil verrostet und verrottet, konnten die Teile nicht mehr verwendet werden. „Wir mussten die Herstellung eins zu eins nachvollziehen“, berichtet der Werkstattleiter. Ein unerhörter Aufwand, denn Hunderte von Nieten mussten die Handwerker mit der Hand schlagen. Der Grund: Für das mechanische Vernieten gibt es keine Maschinen mehr. Sechs Leute waren mit der aufwändigen Prozedur fünf Monate lang beschäftigt. Paetsch vermutet, dass der Zaun nach der Erbauung des dazu gehörenden Hauses im Jahre 1925 an Ort und Stelle gebaut worden sei. Ganz „nietennagelneu“ ist der Zaun dennoch nicht. Nach einer Auflage der Denkmalpflege mussten drei Felder des Originals aufwändig aufgearbeitet und wieder verwendet werden. An der unebenen Struktur des Metalls sind die historischen Teile unschwer zu erkennen. Das Stadtbild prägende Eckhaus zwischen Feuerbach- und Lennéstraße ist im eigentlichen Sinne kein Jugendstil. Im Jahre 1925 war diese Stilrichtung schon passé und machte einer sachlichen Formensprache Platz. Sowohl an dem Gebäude als auch am Zaun ist das ablesbar, wenn auch ein paar spielerische Elemente vorhanden sind. Dazu gehören die gemalten Ornamente am Traufkasten sowie die Fliesen und Holzpaneele im Eingang. Der Bauherr ließ auch den Stuck und das Eichenparkett aus der Erbauungszeit wieder herstellen. Ebenso blieben die Jugendstilöfen stehen, jedoch ohne Funktion. Für das Stadtbild ein Gewinn  ist der jetzt helle Fassadenputz, der das düstere Grau vor der Renovierung abgelöst hat. In dem Haus gibt es 16 Wohnungen mit einer Größe zwischen 109 und 220 Quadratmetern. Ein Großteil der Mieter blieb während der Rekonstruktion in ihren  preisgünstigen großen Wohnungen. Bei Neuvermietung beträgt die Bruttowarmmiete einer 110 Quadratmeter großen Wohnung zirka tausend  Euro. Günter Schenke

Günter Schenke

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