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Awo-Mitarbeiterinnen hatten beim Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Schlaatz auf die hungernden Kinder aufmerksam gemacht und ein kostenloses Schulessen gefordert.

© Andreas Klaer

Hungrige Kinder am Schlaatz in Potsdam: Stadt will bei Schulessen in Vorkasse gehen

Nach einem Brandbrief der sozialen Träger lud die Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) zum Krisengipfel. Bis zu den Sommerferien soll eine Lösung gefunden sein - möglichst unbürokratisch.

Nach dem Brandbrief sozialer Träger wegen hungriger Kinder am Schlaatz will die Stadt Potsdam jetzt eine schnelle, unbürokratische Lösung erreichen. Denkbar wäre, dass die Stadt bei der Vorauszahlung für das Schulessen in Vorleistung gehe, sagte die Sozialbeigeordnete Brigitte Meier nach einem Treffen mit sozialen Trägern in dieser Woche. Diese Überlegungen müssten aber zunächst mit den betroffenen Schulen und dem Essensanbieter besprochen werden. „Nur durch ein abgestimmtes, gemeinsames Handeln kann es funktionieren“, sagte Meier. Deshalb soll es zeitnah einen weiteren Termin geben.

Franziskal Löffler, Leiterin des Büros „Kinder(ar)mut“ der Arbeiterwohlfahrt (Awo), zeigte sich über die schnelle Lösungssuche erfreut. Das Geld aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BUT) stehe den betroffenen Kindern zu. Deshalb sei es gut, wenn die Stadt in Vorleistung gehe. Bisher vergehen für die Bewilligung von BUT-Anträgen bis zu sechs Monate. Eltern müssen beim Schulessen so lange in Vorleistung gehen. Viele Familien könnten sich das nicht leisten, sagt Franziska Löffler. Das Awo-Büro hat von Betroffenen berichtet, die für drei Kinder bis zu 1400 Euro in Vorleistung erbringen müssten. Immer mehr Eltern würden ihre Kinder deshalb vom Schulessen abmelden. Eine Preiserhöhung im vergangenen November habe zu weiteren Abmeldungen geführt.

Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier will eine schnelle Lösung für leistungsberechtigte Familien erreichen.

© Andreas Klaer / Andreas Klaer/PNN

Das Problem bestehe nicht nur am Schlaatz, sei dort aber am drängendsten, so Löffler. So nehme an der Weidenhof-Grundschule weniger als die Hälfte der Kinder an der Mittagsversorgung teil. In der Gesamtschule Am Schilfhof seien es weniger als zehn Prozent. Viele Kinder kämen nachmittags hungrig in die Jugendclubs, hieß es im offenen Brief der sozialen Träger. Am Schlaatz gibt es laut Armutsbericht den größten Anteil von Personen, die Anspruch auf BUT-Leistungen haben: bis zu drei Viertel der Familien. Zusätzlich ist dort das Schulessen stadtweit am teuersten.

Verfahren soll einfacher werden

Die Stadtverawltung räumte ein, dass die Bearbeitungszeiten für BUT-Anträge zu lang sind. „Das Antrags- und Bestellverfahren für die Mittagsversorgung sollte so niedrigschwellig sein wie möglich“, teilte die Verwaltung nach dem Treffen mit den sozialen Trägern mit. Mit einer gezielten Kampagne sollen anspruchsberechtigte Familien über die BUT-Leistungen informiert werden. Dadurch könne auch der Anteil der Kinder, die das Mittagsangebot nutzen, erhöht werden. Aktuell nehmen mehr als die Hälfte der Kinder im Schlaatz, die Anspruch auf Kostenübernahme hätten, nicht an der Schulspeisung teil. 

Der Kreiselternrat hatte ein kostenloses Schulessen für alle Kinder gefordert. Die Stadtverwaltung bezeichnet das als „wünschenswert“. Das kostenlose Essen müsse „politisch verantwortlich diskutiert“ werden. „Hier müssen sich auch der Bund und das Land positionieren“, sagte Stadtsprecher Markus Klier. Franziska Löffler schließt sich der Forderung an. Speziell für den Schlaatz brauche es jetzt eine schnelle Lösung. Doch grundsätzlich sei eine Kindergrundsicherung notwendig, um Kinderarmut zu begegnen. Die Schulen sollten Pauschalen für Unterrichtsmittel und Essen erhalten. „Die Bildungsinstitute brauchen genügend Geld für die Kinder“, sagt sie.

„Das wird uns aus der Armut bringen. Aber leider ist das mit Blick auf die aktuelle politische Diskussion Zukunftsmusik“, so Löffler. Dabei sei das Schulessen inzwischen auch für viele Familien, die nicht leistungsberechtigt sind, zu teuer. „Essen ist Teil der Bildung. Daran sollten alle Kinder teilnehmen“, sagt sie. Laut Verwaltung mangelt es dazu an weiteren Rahmenbedingungen. Markus Klier betont: „Die Kinder und Jugendlichen müssen geeignete Räumlichkeiten vorfinden, um das Mittagessen in Ruhe und in einer schönen Umgebung einnehmen zu können.“

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