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Landeshauptstadt: „Immer dasselbe mit der SPD“

Helmholtz- und Lenné-Schüler gestalteten Kommunalpolitik als Planspiel und Politiker spielten mit

Helmholtz- und Lenné-Schüler gestalteten Kommunalpolitik als Planspiel und Politiker spielten mit Von Karsten Sawalski Vor dem Plenarsaal wird es nochmal richtig hektisch. „Das sind doch unsere Argumente“, sagt eine „Abgeordnete“ der CDU lauthals, „du bist doch gar nicht in unserer Fraktion!“. Aber danach läuft alles so, wie es die erwachsenen Kommunalpolitiker nicht besser machen könnten. Die Schüler der elften Klassen des Helmholtz-Gymnasiums und der Josef-Lenné-Gesamtschule gestalteten gestern Nachmittag eine Stadtverordnetenversammlung – ganz professionell. Fast vier Wochen Vorbereitungszeit seien dazu nötig gewesen, sagt Daniela Schulz, aber es habe sich gelohnt: „Es ist schon interessant“, sagt die 17-Jährige Lenné-Schülerin. Anspannung und Konzentration, die das „Planspiel Kommunalpolitik“ von den Schülern fordert, sind an ihrem hochroten Kopf abzulesen. Das Hintergrundwissen zu den Tagesordnungspunkten recherchierten die Schüler, im Rahmen des Unterrichts zur Politischen Bildung (PB), im Internet. „Sie haben auch direkt bei den Fraktionen nachgefragt“, erzählt Lehrerin Grit Knedel. Dann hätten sich die jungen Leute selbst als Fraktionen gruppiert und Anträge und Anfragen formuliert. Wenn auch die Anfragen einen Großteil der städtischen Belange, wie „Nachtbusanbindungen“, „Eintrittsgelder für Parkanlagen“ oder „Abriss des Hotel Mercure“ aufweisen, scheint das Hauptinteresse der Schüler naturgemäß doch im Bereich „Bildung“ zu liegen. Ihre Sorge, dass Potsdams Bewerbung als Kulturhauptstadt die Belange der Schulen und Bildungseinrichtungen vollends in den Hintergrund rückt, kann auch der Oberbürgermeister nicht ganz beseitigen. Allerdings reagiert nur ein Schüler, der als Abgeordneter die Fraktion „Die Anderen“ vertritt, so aufbrausend. Als Jann Jakobs bemerkt, dass der junge Mann bei seinen Ausführungen ablehnend den Kopf schüttelt, fordert er ihn auf, seine Frage erneut zu formulieren. Das aber lehnt der Schüler ab, er wolle „nicht nochmal fünf Minuten Gelaber hören“. Der darauf folgend Unmut des Schülerparlaments zeigt, dass er damit alleine steht oder das Image der Fraktion, die er doch nur spielerisch vertreten soll, falsch verstanden hat. „Der Oberbürgermeister nimmt uns als Schüler ernst“, beschreibt später Daniela Schulz ihren Eindruck. Aber solche „Ausfälle“ kommen ja auch manchmal bei den ganz normalen Stadtverordnetenversammlungen vor. Eine außergewöhnliche Perspektive können Jann Jakobs, Elona Müller, Elke von Kuick-Frenz und Burkhard Exner während des Planspiels genießen, die unterhalb des Schülerpräsidiums sitzen. Nicht nur, dass die „Abgeordneten“ um Jahre verjüngt erscheinen. Hans-Jürgen Scharfenberg (PDS) hat auf den Gästerängen Platz genommen, was den Oberbürgermeister zu einem Kommentar verleitet: „Liebe Gäste, ein Teil von ihnen sitzt sonst vorne – da hinten muss es eine ganz neue Perspektive sein“. Aber Jann Jakobs deckt beim Planspiel auch die Schwächen der eigenen Partei auf. Als sich die „SPD-Abgeordneten“ nicht einig werden, wer vor das Mikrofon treten soll, kommentiert der Oberbürgermeister: „Immer dasselbe mit der SPD – da kann sich keiner entschließen“. Durch die Vorbereitung und das Planspiel habe sich ihr Interesse für Kommunalpolitik verstärkt, sagt die 17-jährige Daniela Schulz. Den Blick auf die Nachrichten, im Zusammenhang mit der Stadt Potsdam, sei nun geschärft worden. „Ich weiß jetzt, was hier in der Stadtversammlung passiert und entschieden wird“, sagt die Schülerin. Das werde sie nun weiter verfolgen. „Wenn mich auch nicht alles interessiert“.

Karsten Sawalski

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