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Landeshauptstadt: Immer mehr „Notgründer“

GEM-Studie attestiert Potsdam und den angrenzenden Landkreisen wenig Existenzgründer-Dynamik

GEM-Studie attestiert Potsdam und den angrenzenden Landkreisen wenig Existenzgründer-Dynamik Existenzgründungen in Potsdam liegen unter dem deutschen Durchschnitt. In einer Studie über die Gründungsdynamiken der 97 deutschen Raumordnungsregionen (ROR) belegt Potsdam gemeinsam mit der Mittelmark, dem Havelland und Teltow-Fläming nur Rang 77. Dem Länderbericht Global Entrepreneurship Monitor (GEM) aus dem Jahr 2004 – eine der größten internationalen Vergleichsstudien über die Rahmenbedingungen für Existenzgründer – zufolge würden sich in Potsdam und Umgebung nur 3,12 Prozent der Gesamtbevölkerung in naher Zukunft selbstständig machen beziehungsweise sich im Gründungsprozess befinden. Auch sei das Verhältnis zwischen marktbasierenden Firmengründern und Notgründern schlecht: dabei belegt die ROR Havelland-Fläming mit Potsdam nur Rang 78. Raumordnungsregionen sind ein in der Wirtschaftsgeografie gängiges Raster für Regionalanalysen. Dass die Region mit und um Potsdam im letzten Drittel des Rankings anzutreffen ist, „wird von uns auch hinsichtlich der Ergebnisse für die Stadt weiter zu untersuchen sein“, erklärte Hans-Jürgen Wendl, Verwaltungsbereichsleiter der Wirtschaftsförderung in Potsdam. Er wies darauf hin, dass die Landeshauptstadt in ihrer ROR nur mit etwa 20 Prozent in die Studie einfließt und „daher eine direkte Aussage für Potsdam zurzeit nicht ableitbar ist“. Beste ROR in Brandenburg ist Oderland-Spree samt Frankfurt (Oder) mit 9,29 Prozent Gründungsdynamik: das bedeutet hinter Schleswig-Holstein Südwest mit Itzehoe (10,07) sowie Hildesheim und Umgebung (9,32) Rang drei. Lausitz-Spreewald mit Cottbus rangiert laut der Studie auf Platz 32 (5,6), Berlin auf 33 (5,59), Prignitz-Oberhavel mit Neuruppin auf 55 (4,57) sowie Uckermark-Barnim mit Schwedt und Eberswalde auf Platz 59 (4,41). Der Durchschnitt des so genannten TEA-Wertes (Total-Entrepreneurial-Activity-Wert) aller 97 Regionen liegt bei 5,07. TEA misst den Anteil von zwei Gründergruppen – derer, die sich selbstständig machen wollen sowie derer, die sich im Gründungsprozess befinden – an der Gesamtbevölkerung. Hans-Jürgen Wendl bezeichnet die Dynamik der Existenzgründungen „als wichtigen Indikator für den Erfolg des Technologietransfers in einer Region“. Allerdings steige derzeit ebenso wie die Gewerbeanmeldungen in Potsdam insgesamt auch der Anteil so genannter „Notgründer“. Stadt und Land würden laut Wendl viel für die Förderung von Neugründungen tun, doch „insgesamt sehe ich noch Abstimmungs- und Koordinierungsbedarf der am Thema Neugründungsförderung in der Region tätigen Einrichtungen, um Doppelarbeit zu vermeiden und Neugründern schnelle und kompetente Beratung zukommen zu lassen“. Im Jahr 2003 gab es in Brandenburg mehr als 24 000 Neugründungen, davon waren gut 11 800 aus der Arbeitslosigkeit heraus. Die Selbstständigenquote lag damals bei 10,6 Prozent: Damit führt das Land die Statistik der neuen Bundesländer an, der Bundesdurchschnitt lag mit 10,8 Prozent nur geringfügig höher.

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