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Landeshauptstadt: In der Ruhe liegt die Kraft Inselhotel-Chef Burkhard Scholz ist für den Wirtschafts-Oskar nominiert worden

Von Jörg Isenhardt Der Blick ruht auf dem Wasser, still, fast verschlafen liegt das Hotel am See, Nebel wabert vom Ufer auf die Einfahrt; bis der Gast in die Eingangshalle tritt. Da ändert sich das Bild und wird lebendig.

Von Jörg Isenhardt Der Blick ruht auf dem Wasser, still, fast verschlafen liegt das Hotel am See, Nebel wabert vom Ufer auf die Einfahrt; bis der Gast in die Eingangshalle tritt. Da ändert sich das Bild und wird lebendig. Man kennt das ja aus den verschiedensten Hotels und Etablissements dieser Welt: Geschäftiges Treiben in der Lobby und dann noch diese Fotos mit den vielen Prominenten darauf, die sagen: „Seht her, wir alle waren hier; und jetzt auch Ihr.“ Jedoch, bei Burkhard Scholz im Inselhotel waren sie wirklich alle. Nahezu die komplette Politprominenz ist da im Flur versammelt: Vom ehemaligen Brandenburgischen Landesvater Manfred Stolpe über den jetzigen Ministerpräsidenten und ehemaligen Potsdamer Oberbürgermeister Matthias Platzeck bis hin zu Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem gesamten Kabinett. Bei Politikern ist das Inselhotel offensichtlich sehr beliebt. Doch das Haus an der Hinterkappe des Templiner Sees ist nicht nur eines der meist gebuchten Tagungszentren Potsdams – daher die Politiker –, sondern auch ein Vier-Sterne-Hotel mit einer ausgezeichneten Küche. Dieses Mehrfach-Konzept scheint – bei über 70 Prozent Auslastung während der Sommermonate – ganz offensichtlich aufzugehen. Und zwar so gut, dass Burkhard Scholz, in Zeiten wo andere in die Insolvenz gehen, sein Inselhotel sogar erweitern musste – ohne eine große Hotelkette im Hintergrund. Mit einer Gesamtkapazität für 400 Gäste, einem 500 Quadratmeter großen Tagungssaal und drei großen Salons mit herrlichem Blick auf den Templiner See, hofft er, der Nachfrage nun besser begegnen zu können. In den Anfangsjahren habe er dagegen noch viele Anfragen absagen müssen und „das war schon bitter“ sagt der Inselhotelier und lächelt dazu. Jetzt habe er das Haus durch die Erweiterungen aber auf ein stabiles Fundament gesetzt. Burkhard Scholz lebt das Hotelgewerbe. Seine Familie wird das wissen; darf sie doch seit Jahren ohne Mann und Vater in den Urlaub fahren. Scholz arbeitet eben viel, aber er weiß auch wofür, denn dieses Hotel ist voll und ganz sein Werk. Als ehemaliger Verwaltungschef der Hoffbauer-Stiftung ist er seinerzeit auf das verwaiste Areal des russischen Militärhospitals aufmerksam geworden. Besonders das ehemalige Schwesternhaus hatte er dabei im Auge, musste aber nach einigem hin und her mit Verwaltung, Stadt und Geldgebern das alte Gebäude wegen seines Zustandes komplett abtragen und ein völlig neues Hotel bauen. Der gebürtige Oranienburger ist damals quer durch die Republik gereist und hat sich dabei nahezu jedes Hotel, das ihm vor die Flinte kam, angesehen, bis er endlich „sein“ Haus vor dem geistigen Auge stehen hatte. Die komplette Innenarchitektur hat der 48-Jährige selbst entworfen und damit ein, seiner Einschätzung nach, „zeitloses Ensemble mit maritimen Charakter geschaffen“. Immerhin sei das Gebäude jetzt neun Jahre alt und müsse bisher jedenfalls noch nicht umgestaltet werden, sagt Scholz nicht ohne Stolz. Die Nominierung für den WirtschaftsOskar der Leipziger Oskarstiftung nimmt der älteste von fünf Geschwistern eher gelassen: Das sei eine schöne Bestätigung für seine Mitarbeiter und gute Motivation auf hohem Niveau weiterzumachen. Seine Maxime indes bleibt: Der Gast muss sich wohlfühlen – und wiederkommen. Dem ordnet er sich mit einem 12 bis14 Stunden Tag immer wieder unter und dafür ist er auch bereit, Tacheles zu reden: „Potsdam sollte – und das meine ich nicht als Kritik, sondern vielmehr als Aufforderung – mehr für seine Gäste tun“ meint der Hotelier. Dafür hat er auch gleich einen Vorschlag in der Tasche: Die Stadt solle für Touristen kostenlose Stadtpläne drucken. Die ließen sich mit Sponsorenhilfe finanzieren und lägen so kaum auf dem städtischen Geldsäckel, würden aber jedem Besucher helfen, die Stadt selbst zu entdecken – abseits von Sanssouci und Holländischem Viertel. Burkhard Scholz beschäftigt im Hotel 37 feste Mitarbeiter und fünf Auszubildende, die ihren Arbeitsplatz unter anderem der ruhigen Lage des Hauses verdanken. „Das ist unser größtes Kapital“, sagt er und zeigt auf den Templiner See.

Jörg Isenhardt

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