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Potsdamer Wochenrückblick: Innerlich schön

Potsdam - Die Woche fing heiß an. Nicht nur, dass die Sonne auf die Landeshauptstadt brannte und das Leben sich flimmernd in Zeitlupe abspielte.

Potsdam - Die Woche fing heiß an. Nicht nur, dass die Sonne auf die Landeshauptstadt brannte und das Leben sich flimmernd in Zeitlupe abspielte. Auch die Verengung der Zeppelinstraße sorgte weiter für erhitzte Gemüter – vor allem bei Pendlern ohne Klimaanlage.

Ob die beiden Herren, die am vorigen Wochenende nachts im neuen Potsdamer Sport- und Freizeitbad blu erwischt wurden, Abkühlung suchten, Abenteuer oder nur die nächste Bar, bleibt ihr Geheimnis. Ihr nächtlicher Besuch hat ihnen aber zumindest den Anblick des Bades bei Tageslicht erspart. Der ist nämlich laut Architekturjournalist Carsten Sauerbrei not so hot, also so gar nicht, sondern eher kalter Kaffee. Soll heißen: unmodern und langweilig. Ganz im Gegensatz zum Alten Bad am Brauhausberg, dessen Architektur der Experte ob der neuen Halle hinterhertrauert. Die Lösung hatte indes ein Kollege in der Redaktionskonferenz: Einfach ein paar barocke Verzierungen anbauen und die „visuellen Bezüge zur näheren und weiteren Umgebung“, die Herr Sauerbrei vermisst, wären hergestellt. So ersetzt man Nachkriegsbauten in Potsdam.

Denn es sind nun mal vor allem die barocken Bauten von Stadtschloss bis Sanssouci, für welche die Stadt berühmt ist. So berühmt, dass vier von fünf Westdeutschen die Stadt kennen, wie eine vom Land in Auftrag gegebene Studie zeigt. Allerdings denkt demnach auch jeder Zweite, die Stadt gehöre zu Berlin. Ein harter Schlag für die stolze brandenburgische Landeshauptstadt, doch heißt es cool bleiben. Auch andere Hauptstädte wie Flensburg, Wiesbaden oder Kaiserslautern kämpfen mit Ignoranz. So sehr, dass Sie beinahe nicht bemerkt hätten, dass zwei diese Städte gar keine Landeshauptstädte sind.

Einen Auffrischungskurs in Länderkunde absolviert der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seit seinem Amtsantritt. Auf seiner Deutschlandtour stoppte er auch in Potsdam und bescherte den SPD-Kollegen Jakobs und Woidke mit schönen Fototerminen eine Verschnaufpause von Stadtpolitik und schlechten Umfragewerten.

Trotz aller Harmonie gibt es am Donnerstag trotzdem noch ein Donnerwetter. Das sorgt für umgeknickte Bäume, die zum Teil sogar auf Autos landen. Die Antwort der Natur auf Potsdams Stauproblem? Jedenfalls bringt das Gewitter nach einer schwülen Woche Abkühlung. Ob die bis zum Montag anhält? Ansonsten bleibt immer noch das blu. Soll sehr schön sein, bei Nacht.

Martin Anton

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