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Landeshauptstadt: Jetzt mit Mutti

Laut, schräg, normal: Arbeiten bei der „Ich bin doch nicht blöd“-Fraktion

Laut, schräg, normal: Arbeiten bei der „Ich bin doch nicht blöd“-Fraktion Von Nicola Klusemann Eine Menge Blödeleien aushalten muss, wer beim Media-Markt arbeitet. „Das ist so gewollt“, erklärt Tom Harrer, Geschäftsführer des Marktes im Stern-Center. „Ach, wissen Sie, eigentlich sind es die großen Themen des Lebens, die mich wirklich beschäftigen: Liebe, Leid, Sehnsucht, Schmerz, Glück – und der 100. Media-Markt“. Eine Karikatur in Harrers Büro, schön gerahmt und unter Glas, verrät: Man muss auf den Schalk vorbereitet sein. Auch wenn es um knallharten Wettbewerb geht. Auf rund 2000 Mitbewerber schätzt er die Konkurrenz, vor allem aus Berlin. Das regional ausgerichtete Unternehmen ist seit einem Jahrzehnt in Berlin und Brandenburg etabliert. Man verstehe sich auf Preisklarheit und Preiswahrheit. Wenn ein Kunde ein Gerät woanders billiger gesehen hat, gleichen die Media-Märkte ihren Preis an. Schließlich wolle man seinem Grundsatz „Billiger geht“s nicht“ treu bleiben. Und die Kunden sind ja nicht blöd. Nach seiner Lehre in einem Kaufhaus ging der gebürtige Süddeutsche Tom Harrer zur „Ich bin doch nicht blöd“-Fraktion. Dreizehn Jahre ist er jetzt schon dabei und hat immer noch Spaß an den Werbeaktionen seines Unternehmens. Auch wenn das Zentrum der Firma in Bayern liege, sei von Steifheit keine Spur. „Laut, schräg, normal“ sei sein Haus. Als Mitarbeiter müsse man sich damit identifizieren, dazu stehen. Einen Tick anders sein, das gehört wohl ein bisschen zur Einstellungsbedingung. Natürlich kokettierten die cleveren Kunden mit flotten Sprüchen aus den Radio- und Fernsehspots. „Ich bin doch nicht blöd“ ist zum geflügelten Media-Markt-Wort auch im Gespräch mit dem Verkäufer geworden. „Und jetzt kommt die Mutti dazu“, bemerkt der 35-jährige Geschäftsführer trocken. Der fernseh-bekannte Preisdrücker im Dallas-JR-Look mit Cowboy-Hut hat seit kurzem die „Mutter aller Schnäppchen“ an seiner Seite. Eine Pappversion des Billig-Duos steht auch am Eingang des Media-Marktes im Stern-Center. Tom Harrer nennt einen Original-Westernhut made in USA mit Firmenlogo sein Eigen. Der soll auch mit aufs Foto, um von seiner „missglückten Föhnfrisur“ abzulenken, wie der Geschäftsführer mit leicht lichtem Haar argumentiert. Tom Harrer hält nicht nur Blödeleien aus, er macht sie mit – ein waschechter Media-Markt-Mann. Auch als im vergangenen Jahr die „Wir lassen die Hosen runter“-Kampagne zum Jahresende in der Region gestartet wurde. Die Sprüche, die kamen, nahm er mit Humor. Jetzt freut er sich schon auf die Aktion „Wir geben das letzte Hemd“ in Vorbereitung auf den Weihnachtsverkauf. Auf klimatisierten 2600 Quadratmetern Verkaufsfläche im Stern-Center stapeln sich Waschmaschinen, Fernsehgeräte, Computer, Hifi, Elektro und Telekommunikation. Und natürlich auch Unmengen CDs, DVDs, Videos und PC-Spiele. Fünf vor acht abends schallt regelmäßig der „Rausschmeißersong“ durch die Verkaufseinrichtung. Mit dem Gassenhauer „Feierabend, Feierabend“ im Ohr bewegen sich die letzten Kunden zur Kasse und nehmen das Lied mit. „Was denken Sie, welcher Ohrwurm mich regelmäßig abends nach Hause begleitet“, schaut Harrer fast mitleidig. Aber so weit ist der Weg ins traute Heim demnächst für den 35-Jährigen nicht mehr. Der Wahl-Berliner zieht nämlich im kommenden Jahr nach Potsdam.

Nicola Klusemann

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