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Landeshauptstadt: Jugend stoppt sinkende Arbeitslosenzahl

Arbeitslosenquote in Potsdam bei 9,9 Prozent: weniger Langzeitarbeitslose, mehr Sozialgeldempfänger

Weil viele Jugendliche in diesen Tagen ihre Schule oder ihren Zivildienst beendet haben, sind die Arbeitslosenzahlen in Potsdam leicht gestiegen. „Damit liegen wir im deutschlandweiten Trend, der Anstieg ist saisonal bedingt“, sagte Edelgard Woythe, Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur. In der Stadt waren demnach 1031 Jugendliche unter 25 Jahren ohne Job, 144 mehr als im Vormonat. Insgesamt stieg die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen allerdings nur um 29 auf 7900. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 9,9 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 11,4 Prozent.

Trotz des ersten Anstiegs der Arbeitslosigkeit seit vier Monaten zeigte sich Woythe optimistisch. Besonders Branchen wie die Bauwirtschaft boomten und würden Jobs schaffen. „Bei einigen qualifizierten Fachkräften sind wir bereits auf Leute aus andere Regionen angewiesen“, sagte die Agentur-Chefin. Insgesamt gäbe es in Potsdam zurzeit 835 ungeförderte freie Stellen. Selbst schwer vermittelbare Personen wie etwa Langzeitarbeitslose würden von dem Trend profitieren. Von Juni zu Juli sei deren Zahl von 2599 auf 2503 gesunken.

Allerdings verbergen die eigentlich positiven Zahlen, dass die Agentur und die ihr angeschlossene Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender (Paga) immer mehr Leute betreuen. Mit 1240 Personen bezifferte Paga-Chef Frank Thomann die Zahl der Potsdamer, die inzwischen trotz einer regulären Arbeit ergänzende Leistungen erhalten. Seit Juli 2006 ist so die Zahl der Bedarfsgemeinschaften von 8576 auf 9178 gestiegen. Ebenso wuchs im Zeitraum die Zahl der Arbeitslosengeld-II- Empfänger um 10737 auf 12196, die der Sozialgeld- Bezieher von 3155 auf 3840. „Wir vermuten stark, dass sich bei Leuten mit wenig Lohn und bei Selbstständigen die Fördermöglichkeiten unserer Behörde immer mehr herumsprechen“, sagte Thomann. Ab welchem monatlichen Einkommen jemand förderfähig sei, könne er nicht sagen: Jeder mögliche Anspruch müsse „individuell“ geprüft werden.

Sorgen bereitet den Arbeitsbehörden auch der Ausbildungsmarkt. In Potsdam gäbe es mit Stand Mitte Juli noch 757 nicht versorgte Bewerber um eine Azubi-Stelle. Wegen der anderen statistischen Erfassung sei allerdings kein direkter Vergleich mit dem Vorjahr möglich. Die Agenturchefin glaubt jedoch, dass die Lage trotz der Schwierigkeiten besser einzuschätzen sei als im Vorjahr. „Ich rechne für den gesamten Agenturbezirk am Ende mit rund 350 unversorgten Bewerbern“, sagte Woythe.

Neben dem statistischen Verlauf der Arbeitslosenzahlen nahmen Woythe und Thomann auch Stellung zum eigentlich als gelöst geltenden Konflikt zwischen Stadt und Arbeitsagentur um den Fortbestand der Paga. „Ich warte seit Wochen auf die formale Bestätigung der Verwaltung, dass sie sich wie angekündigt an den Kosten beteiligen will“, sagte Woythe. Sie gehe aber davon aus, dass diese Bestätigung noch eingehen werde. Die Agentur hatte von der Stadt eine höhere Beteiligung an den Kosten gefordert. Allein für dieses Jahr muss Potsdam 200 000 Euro mehr aufwenden als geplant. Die Paga ist die in Potsdam für die Umsetzung der Hartz IV-Reformen zuständige Behörde.

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