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Landeshauptstadt: Jung Mutter sein

Forschungsprojekt der Potsdamer Fachhochschule bietet Unterstützung bei Erziehungsstress an

Forschungsprojekt der Potsdamer Fachhochschule bietet Unterstützung bei Erziehungsstress an Die Elternberatung an der Fachhochschule Potsdam bekommt ein Kind. Sein Name: Steep, entstanden in Amerika. Es beinhaltet die wissenschaftliche Untersuchung früher Bindungen zwischen Eltern und Kind. So wie die Beratung vom Säugling zum Kleinkind vor sieben Jahren als Forschungsprojekt an der FH begann, so wird nun ab sofort die Frage „Jung Mutter sein, wie geht das?“ im Mittelpunkt stehen. Schwangere und junge Mütter von 16 bis 26 Jahren können sich praktischen Rat bei dem Potsdamer Psychologenteam unter der erfahrenen Leitung von Prof. Dr. Christiane Ludwig-Körner holen. „Keine Angst vor theoretischer Forschung, die geschieht so nebenbei“, versichert Bärbel Derksen, 44-jährige Psychologin und Mutter einer 12-jährigen Tochter. Sie gehört zu den acht Frauen, die das Projekt verwirklichen werden. „Bei uns wird geredet, gefragt, gespielt, informiert, je nachdem was sich für die Mutter individuell als wichtig herausstellt.“ Über zwei Jahre hinweg werden die Frauen betreut, ein Besuch pro Woche erfolgt zu Hause und dort werden auch Videos über das Verhalten und die Entwicklung des Kindes gedreht. „Das ist dann später wie ein Bilderbuch und macht Spaß anzusehen“, sagt Bärbel Derksen aus Erfahrung. Das amerikanische Programm der Universität Minnesota, das als Grundlage des neuen Projektes an der Potsdamer Fachhochschule gilt, richtet sich an Familien, die in soziale Schwierigkeiten geraten sind. Es soll aber nicht schematisch auf deutsche Verhältnisse übertragen werden. Ratschläge kann das Team zu verschiedenen Themen geben. Oft sind gerade junge Frauen bei ihrem ersten Kind unsicher, ob das Kleine sich normal entwickelt. Da kommt es schnell zur Überforderung, weiß Bärbel Derksen. Ein einjähriges Kind könne nicht schon eine halbe Stunde lang ein Buch ansehen oder Farben bestimmen. Nichts falsch machen könne die Mutter hingegen, wenn sie von Anfang an mit ihrem Kind spricht. Die Tendenz, dass gerade junge Mütter in den ersten Monaten nach der Geburt des Kindes ratlos sind, nimmt zu. Damit leider auch Gewalt und Misshandlung. Deshalb soll die Studie unbedingt Wege zur Vorbeugung zeigen. Doch um umfassende Erkenntnisse zu gewinnen, muss es erst einmal Frauen geben, die mitmachen. Oft fällt es schwer, selbst zu erkennen: „Verkriech dich nicht, such Hilfe!“. Bärbel Derksen und ihre Mitstreiterinnen klappern jetzt erst einmal Krankenhäuser ab, wie sie es locker nennt. Sie sprechen in Jugendämtern vor, sind auf Sozialämtern aktiv, sensibilisieren Gynäkologen für ihr Projekt. Ein Riesenberg an praktischer Arbeit muss bewältigt werden, bevor die wissenschaftliche Auswertung beginnen kann. Angesichts wachsender sozialer Probleme in der Gesellschaft werde öfter und dringlicher nach Hilfe gesucht. Dem trägt das Bundesministerium für Bildung und Forschung Rechnung und fördert deshalb dieses Vorhaben, das zusammen mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaft in Hamburg in Angriff genommen wird. Um eine Weiterbildung, die wie bei jedem neuen Projekt wieder in der Freizeit stattfindet, kommen die Potsdamer Psychologinnen allerdings trotz ihres umfangreichen Fachwissens nicht herum. In den Seminaren befassen sie sich mit Begriffen wie Selbsterfahrung und der Antwort auf die Frage „Was ist eine gute Kindheit?“. Brigitte Einbrodt Telefonisch können sich schwangere Frauen und junge Mütter von 16 bis 26 Jahren an die Beratungsstelle der FH Potsdam unter der Telefon-Nummer (0331) 2700574 wenden.

Brigitte Einbrodt

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