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Landeshauptstadt: Kaiserin-Augusta-Stift verkauft

Individuelle Wohnungen vorgesehen / Hohe Anforderungen des Denkmalschutzes

Individuelle Wohnungen vorgesehen / Hohe Anforderungen des Denkmalschutzes Von Günter Schenke Nauener Vorstadt – „Wir sind die Last los“, sagt Martin Doye zum Verkauf des Kaiserin-Augusta-Stiftes am Neuen Garten. Doye führt die Geschäfte der gleichnamigen Stiftung, welcher der riesige Gebäudekomplex gehörte. Rund 35000 Euro musste Doye für die Sicherung des ehemaligen Schulgebäudes jährlich ausgeben. Dafür brauchte die Stiftung alle Mittel auf, die sie als Entschädigung für unterlassene Instandsetzung während der russischen Nutzung erhalten hatte. Nach dem Auszug des russischen KGB, der hier unter anderem den Sitz des Kommandanten des so genannten „Städtchens Nr. 7“ eingerichtet hatte, war das weitere Schicksal des denkmalgeschützten Anwesens ungewiss. Erwerber und Projektentwickler ist die Norddeutsche Boden AG. Diese hat in Potsdam eine Reihe von historischen Gebäuden zu Wohnanlagen für unterschiedliche Klientel umgebaut, zum Beispiel Kasernen an der Kirsch- und Pappelallee sowie das Hegelforum mit dem Werner-Alfred-Bad. Für das Kaiserin Augusta-Stift entwickelt das in Potsdam ansässige Architekturbüro van Geisten und Marfels ein neues Nutzungskonzept. Individuelle Wohnungen in Größen zwischen 60 und 200 Quadratmetern lassen sich schaffen, doch auch andere Nutzungsformen sind denkbar. Beim Umbau des im Jahre 1902 vom deutschen Kaiserpaar eingeweihten Augusta-Stiftes müssen Bauherr und Architekten den Drahtseilakt zwischen einer modernen Nutzung und dem Schutz des Denkmals vollziehen. Johanna Neuperdt vom Bereich Denkmalschutz der Stadtverwaltung spricht von einer „konstruktiven Zusammenarbeit“ mit dem Bauherren. Sie verweist auf die Sicht vom Pfingstberg auf die einmalige Dachlandschaft des schlossartigen Komplexes: „Dieses Bild darf nicht zerstört werden“. Der Ausbau des Dachgeschosses müsse so erfolgen, dass er äußerlich nahezu unsichtbar bleibt. Ein Gutachten von Ralph Paschke für das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege aus dem Jahre 1996 vermerkt, dass die als Landmarke funktionalisierten Turmaufsätze des Stiftungsgebäudes „Bedeutung für die Stadtsilhouette“ besitzen. Im Innern des als Lehr- und Internatsgebäude errichteten Hauses gibt es besonders schützenswerte Bereiche wie den Speisesaal im Erdgeschoss, das Kaiserin-Zimmer im ersten Stock und die sich über zwei Stockwerke erstreckende Kapelle. Die Innendekoration des Zimmers der Kaiserin ist nahezu vollständig erhalten. Dazu gehören das umlaufende Eichenholzpaneel, die Türen, das Parkett und eine aufwändig gestaltete Holzdecke. Gut erhalten ist ebenfalls die Kapelle im nördlichen Seitenflügel. Sie verfügt im Wesentlichen über die originale Innenausstattung sowie über reich geschmückte Außenwände. Ob die Kapelle und andere Räumlichkeiten später öffentlich zugänglich sein werden, steht nicht fest. In der zum Gebäudekomplex gehörenden Turnhalle, von den Russen als Kino genutzt, sind ebenfalls Wohnungen denkbar. Denkmalexpertin Johanna Neuperdt hält Loft- oder Maisonette-Wohnungen für „durchaus machbar“.

Günter Schenke

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