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ATLAS: Keine Kontrolletis

Nicola Klusemann über Wirkung und Grenzen des Babybesuchs

Wer kontrollieren will, hat zwei Möglichkeiten: Entweder er arbeitet mit Druck oder mit Vertrauen. Potsdams Jugendamt hat sich für den zweiten Weg entschieden. Um zu sehen, wie es den neuen Potsdamer Erdenbürgern geht, will die Behörde jetzt einen Besucherdienst für Babys einrichten. Die Mitarbeiterinnen kommen mit Geschenken und Tipps und gewinnen eher beiläufig einen Eindruck vom Umfeld des Säuglings. Die Idee kann gelingen, wenn sie als verständnisvolle Personen auftreten und nicht wie strenge Kontrolletis. Junge Mütter und Väter befinden sich nämlich ohnehin im Ausnahmezustand. Der Zuwachs bringt die Familienordnung ganz schön durcheinander. Alle müssen sich auf die neue Lebenssituation einstellen. Wenn dann noch ein Fremder reinplatzt und mit rümpfender Nase Umschau hält, wird eher das Gegenteil von dem ausgelöst, was das Jugendamt im Sinn hat. Nämlich den Beginn einer guten Beziehung zwischen Behörde und Erziehungsberechtigten. Ein niedrig-schwelliges Angebot, das auch seine Grenzen hat, dann nämlich, wenn die Familie den Zutritt zu ihrer Wohnung verweigert. Sinnvoll ist der Babybesuch nur als Teil eines gesamten Frühwarnsystems zur Verhinderung von Missbrauch und Vernachlässigung von Kindern.

Nicola Klusemann

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