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Landeshauptstadt: Keine Überforderung

Podiumsdiskussion zur Begabtenförderung

Innenstadt - „Wie viele Begabte braucht das Land?“ Mit dieser Frage lockte die Elterninitiative des Helmholtz-Gymnasiums jüngst zu ihrem dritten Podiumsgespräch in die Kurfürstenstraße. Gut 50 Zuhörer folgten dem Ruf. Und da die Änderungen im Schulsystem erst am Jahresende im Landtag beschlossen würden, „kann sich noch jeder einbringen“, versprach Ingo Senftleben, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion und Vorsitzender des Bildungsausschusses im Landtag. Auf die Frage des Abends, wie viele Begabte das Land brauche, antwortete Senftleben sicher: „100 Prozent“.

Ab dem übernächsten Schuljahr werden zusätzlich zu den Leistungsprofilklassen so genannte Leistungsbegabtenklassen aufgestellt, in denen Schüler mit besonderen Fähigkeiten gefördert werden. Landesweit sind 35 solcher Klassen geplant, in Potsdam zwei oder drei. In den nächsten Tagen werden alle Schulträger vom Bildungsministerium aufgefordert, sich mit den Schulen zusammenzusetzen und die Umsetzbarkeit zu prüfen. Geklärt werden soll, welche Schulen die Spezialklassen anbieten – ebenso wie die Inhalte. Einig waren sich die Gäste darin, dass für leistungsstarke Schüler mehr getan und eine bestimmte Begabung früher erkannt werden müsse. Neben den Eltern ist auch die Beobachtungsgabe der Lehrer wichtig. „Demnächst stehen Haushaltsberatungen an, vielleicht gibt es mehr Lehrerstellen“, hofft Ingrid Siebke, bildungspolitische Sprecherin der SPD.

Noch keine Antworten gibt es für die Hochbegabtenförderung. „Sie ist eine Baustelle in unserem Land“, gesteht Ingo Senftleben. Mit Blick auf die Nachbarbundesländer gebe es aber Optionen, beispielsweise Internate. Ulf Kieschke, Professor für Psychologie an der Universität Potsdam: „Hochbegabte sind die besten zwei Prozent.“ Angesichts einer solch kleinen Zahl mag der Wirbel groß erscheinen. Doch auch für Helmholtz-Schulleiter Dieter Rauchfuß sind sie „eine Klientel“. Deshalb werde sich die Schule für die Leistungs- und Begabtenklassen bewerben, so Rauchfuß. Die Absage an seine Schule als Ganztagsschule hat er „noch nicht verkraftet“. Mit einer Unterschriftenaktion und einem Brief an den Bildungsminister wollen Schüler, Eltern und Lehrer dagegen protestieren.

Psychologie-Professor Kieschke warnte jedoch während der Diskussion immer wieder vor „Überförderung, die zu Überforderung führen könne“. Arbeitshaltung und Motivation können zum Problem werden, wenn das Kind plötzlich nur von sehr guten Schülern umgeben ist. Ein zweites Problemfeld an diesem Abend war der Ruf nach Verbesserung der Grundschulen. „Wenn viele leistungsstarke Schüler aufs Gymnasium gehen, werden die zurückgebliebenen Kinder nicht benachteiligt?“, fragte Frauke Weichhardt, Elternsprecherin der Grundschule Am Griebnitzsee. Ingo Senftleben beruhigte: Grundschulorte seien nicht gefährdet. Zudem erfüllten nur ein Viertel aller Schüler die Leistungsvoraussetzungen fürs Gymnasium. Sein Ziel für Brandenburg: „200 bis 250 mehr Unterrichtsstunden in den ersten bis vierten Klassen.“ Das sei in anderen Ländern wie Sachsen bereits die Regel. Yvonne Zitzmann

Yvonne Zitzmann

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