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Landeshauptstadt: Kirchturm kaputt geschossen

Golmer Kirchbauverein ringt um Wiederaufbau des Kirchturms und die Belebung der Dorfmitte

Golmer Kirchbauverein ringt um Wiederaufbau des Kirchturms und die Belebung der Dorfmitte Von Winfried Gutzeit Golm. Die Golmer Kaiser-Friedrich-Kirche wird ihre alte Silhouette wieder zurück bekommen. Der noch kurz vor Schluss des Zweiten Weltkrieges stark beschädigte Turm soll instand gesetzt und der Dachreiter als Spitze wieder aufgebaut werden. Das ist das Ziel des vor knapp zwei Jahren gegründeten Kirchbauverein Golm, der sich zudem die „Pflege des kirchlichen Lebens in Golm“ auf die Fahne und in die Satzung geschrieben hat. Gegründet wurde der Verein von neun Golmern, heute zählt er 25 Mitglieder. Das Wichtigste ist das Sammeln von Geld. Immerhin konnte der gemeinnützige Verein in den kaum zwei Jahren bereits 31 700 Euro einwerben, und das durch Spenden, Zuwendungen von der früheren Gemeinde Golm und durch viele Aktionen wie die Golmer Kirchenkonzerte oder den Verkauf von Ansichtskarten mit alten Dorfmotiven. „Wir müssen aber auch unsere Golmer selbst noch mehr erreichen“, sagte Dieter Dahlke vom Vereinsvorstand auf der jüngsten Vereinssitzung und verwies damit auf die geringe Beteiligung der Golmer bei der jüngsten 120-Jahr-Feier der Kirchen-Grundsteinlegung. Dahlke steht seit fünf Jahren dem Gemeindekirchenrat vor und gilt als Initiator und Gründungsmitglied für den Kirchbauverein. Er hatte bereits den ersten Förderantrag gestellt, kaum dass der Verein sich zur Gründung zusammen gefunden hatte. Doch leider ist nur der Ausbau des Turms förderfähig, der Antrag um Aufnahme ins Brandenburger Programm für den Sonderdenkmalschutz „Dach und Fach“ wurde aber bereits zum dritten Mal zurück gewiesen. Der Dachreiter überragte früher das Turmdach und musste im Jahr 1970 aus Sicherheitsgründen abgerissen werden. Daher ist eine Förderung aus Mitteln des Denkmalschutzes nicht mehr möglich. „Es wird nur gefördert, was zwar beschädigt, aber noch vorhanden ist“, sagte Dahlke. Die dafür notwendigen Mittel müsse man allein aufbringen. Die heute geschätzten Kosten für die Wiederherstellung des Dachreiters liegen bei 70 000 Euro, der Bau des Turms soll etwa 150 000 Euro kosten. Doch sind dies nicht die einzigen Schäden an der Kirche selbst. Im gesamte Mauerwerk dominieren die notdürftig ausgebesserten Stellen und das ausgewitterte Fugenbild, zudem fehlen neben dem gesamten Dachreiter auch die Giebelkrönung, erläutert Dahlke in einem Spendenaufruf. Die Kosten für die Renovierung der gesamten Kirche werden auf mehr als 300 000 Euro geschätzt. Doch hat der Verein eine gute Lobby im Ort, denn ihm gehören Vertreter des öffentlichen Lebens wie der Direktor des Fraunhofer-Instituts Dr. Ulrich Bullert, der frühere Bürgermeister Marcus Krause, Ortsbürgermeister Ulf Mohr oder auch Dr. Rainer Höfgen vom Max-Planck-Institut für Pflanzenphysiologie und zugleich Elternsprecher der Inselschule Töplitz an. „Wir sind eigentlich ein ganz gemischter Haufen“, sagte Dahlke jüngst den PNN. Ob Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde, konfessionslose Bürger oder Katholiken, das sei völlig egal. „Für uns steht die Kaiser-Friedrich-Kirche in Golm vor allem als kultureller Mittelpunkt des Dorfkerns.“ So habe der Verein inzwischen sein Ziel auf die Belebung der dörflichen Mitte ausgedehnt, dazu gehöre auch die Instandsetzung der mittelalterlichen Kirche, die als Trauerhalle genutzt wird. Der neue Ortsbeirat von Golm will nun den Kichbauverein mit etwa 3000 Euro unterstützen. Dabei handelt es sich um einen Rest aus dem Haushalt 2003 der Gemeinde. „Wir wollen auch eine umfassende Image-Broschüre über unseren Ort erstellen, die zugleich auf auch auf die Besonderheit der Kaiser-Friedrich-Kirche eingeht, und zum Verkauf anbieten“, erläuterte der frühere Vereinsschatzmeister Torsten Wiedemann. Die Kaiser-Friedrich-Kirche wurde 1886 eingeweiht. Ein Neubau war erforderlich geworden, da die damals knapp vierhundert Jahre alte Kirche bereits baufällig war. Bauherr war der spätere Kaiser Friedrich III., der den königlichen Kreisbauinspektor Emil Gette mit dem Bau beauftragte. Grundsteinlegung war am 9. September 1883, ein gutes Jahr später konnte bereits Richtfest gefeiert werden. Am 24. Juli erhielt die Kirche ihre erste Weihe durch Oberhofprediger Kögel. Dazu war auch das Kronprinzenpaar Friedrich Wilhelm nebst Gattin Victoria erschienen. Die Kirche wurde in rotem Backstein mit grünglasierten Formziegeln errichtet. Auf der Nordseite erhebt sich ein quadratischer Turm mit längsgerichtetem Satteldach. Der 14 Meter hohe spitze Dachreiter überragte das Satteldach in einer Höhe von 40 Metern weithin sichtbar als Krönung und wurde somit zum Blickfang der gesamten Umgebung. Der markante Spitzturm wurde im April 1945 von Panzern der Roten Armee unter Beschuss genommen und schwer getroffen, da sich im Turm das „letzte Aufgebot der SS“ eingenistet hatte. Er musste dann 25 Jahre später abgerissen werden, da herabfallende Steine des schiefergedeckten Dachs die Besucher der Kirche gefährdeten.

Winfried Gutzeit

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