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HOLLYWOOD IN BABELSBERG: „Know-how auf einer Ebene mit London“

HOLLYWOOD IN BABELSBERG Es geht Studio Babelsberg besser als in den Vorjahren, weil Hollywood nicht mehr nur in Hollywood dreht – sondern in Potsdam. Nach Drehschluss von „Aeon Flux“ standen wir nicht einmal eine Woche leer, dann kam der neue Film „V for Vendetta“.

HOLLYWOOD IN BABELSBERG Es geht Studio Babelsberg besser als in den Vorjahren, weil Hollywood nicht mehr nur in Hollywood dreht – sondern in Potsdam. Nach Drehschluss von „Aeon Flux“ standen wir nicht einmal eine Woche leer, dann kam der neue Film „V for Vendetta“. Wir sind am Anfang einer Serie, die wir hoffen, fortzusetzen. Wir wollen zwei bis drei große Filme pro Jahr machen – mit den Mitteln, die wir haben. Da stoßen wir jetzt bei „V for Vendetta“ fast schon an unsere Grenzen. Wir haben neun Hallen vermietet, mehr haben wir nicht. Wir müssten anbauen, um eine zweite Produktion parallel zu fahren. Vor zwei bis drei Jahren hätte mir jeder gesagt, vergiss es, Hollywood wird hier niemals herkommen und wenn, dann nur mit ganz vielen Millionen. Inzwischen sind „The Bourne Supremacy“ und „Aeon Flux“ ohne Geld gekommen – sie wollten nur Geld hier ausgeben. Bei „V for Vendetta“ ist es anders, da haben wir eine Förderung vom Medienboard bekommen. Das ist ein wichtiges Zeichen für Warner Brothers, das man sich hier auch bemüht. Studio Babelsberg ist ein veritabler Produktionsstandort geworden, an dem Hollywood angekommen ist und in den es sicherlich noch massiver hineindrängen wird. Kann Babelsberg auch mit Kanada, Südafrika oder Osteuropa konkurrieren? Ganz locker. Wir haben vier große Produktionsstandorte in Europa: Prag, London, Babelsberg-Berlin und Rom. Produktionen können gern nach Rumänien gehen, das klingt günstig, aber es ist echt anstrengend. Und letztendlich will Hollywood Verlässlichkeit. Ist das Babelsberger Konzept zukunftsfähig? Wir sind ein Serviceunternehmen auf allerhöchstem Niveau. Das, was wir machen funktioniert, und es wird auch die nächsten Jahre weiter funktionieren. Wir bieten Production Service, vermieten Hallen, stellen Art Department-Dienstleistungen bereit – das ist die Nische, die wir auf Weltniveau besetzen. Wir sind mit unserem Know-how auf einer Ebene mit London, mit Prag. Dass „V for Vendetta“ hier ist, ist dafür der beste Beweis. Mit Andy und Larry Wachowski haben wir absolute Trendsetter auf dem Gelände – höher geht es nicht. Doch Babelsberg wird oft vorgeworfen, dass es nicht in der Lage ist, mit eigenen Stoffen großes Kino zu machen. Diese Vorwürfe treffen uns überhaupt nicht. Wir in Babelsberg können nicht so tun als wären wir die Universal Studios mit einer riesigen Film-Bibliothek, der Filmentwicklung, den Drehbüchern. In den USA schreiben Leute Drehbücher auf Verdacht, da kann man sich die Rosinen herauspicken. In Deutschland fragt man: Okay, wo ist meine Drehbuchförderung? Wir sind hier in einer anderen Welt. In dieser Welt können wir als Studio Babelsberg nur überleben, wenn wir ein sehr guter Produktionsdienstleister für internationale, nationale und Kino- und Fernsehproduktionen sind. Aber was passiert, wenn Hollywood nicht mehr nach Babelsberg kommt? Das Vorbild für Studio Babelsberg ist London. Dort hat beispielsweise Warner Brothers eine eigene Produktionsbastion aufgebaut. Sie wissen, dass sie dort gut und günstig produzieren können. Da muss Studio Babelsberg hin. Hollywood-Produktionsfirmen sollen hier ihre eigenen Bastionen aufbauen und unseren Service in Anspruch nehmen. Das Interview führten Sabine Schicketanz und Henrik Mortsiefer Henning Molfenter ist Geschäftsführer von Studio Babelsberg Motion Pictures und Koproduzent von „V for Vendetta“. Er arbeitete zuvor zehn Jahre lang in den USA.

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