zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Koffer voller Überraschungen

Lufthansa-Auktion in den Bahnhofspassagen: Mehr als 2000 Potsdamer boten mit

Lufthansa-Auktion in den Bahnhofspassagen: Mehr als 2000 Potsdamer boten mit Innenstadt - Gedränge in den Bahnhofspassagen: Jeder will eine Auktionsnummer ziehen, dann schnell einen der weißen Plastikstühle besetzen. Sitzplätze sind rar am Sonnabend und Sonntag bei den Lufthansa-Koffer-Auktionen. Viele müssen im Stehen bieten. Über 450 Nummern vergibt Heinz-Dieter Wendt allein am Sonnabend, mehr als 2000 insgesamt: „Auf jede Nummer kommen oft mehrere Leute“, schätzt der Auktionator. Für ihn ist es die vierte Kofferversteigerung in Potsdam. Als die Show beginnt und er ruft: „Ich will nur Ihr Bestes!“, kennen die meisten Bieter die Antwort: „Unser Geld!“ Anfangsgebot für einen Koffer: 50 Euro. Sind die Gepäckstücke kaputt, wird es auch billiger. Marika Plöger ergattert ihren neuen alten Trolley für 35 Euro. Der Inhalt: Shampoos, Creme und Schwimmflügel. Eigene Kinder habe sie nicht, aber die Schwimmhilfen werde sie ihren Nichten und Neffen schenken. Auf jeden Fall freut sie sich auf“s „Schnökern, was noch so drin ist“. Woher der Trolley kommt, weiß sie nicht. Sicher ist nur, dass auf irgendeinem Lufthansa-Flug irgendwo auf der Welt jemand sein Gepäck verloren hat. Wenn kein Adresskärtchen an ihm hängt, öffnen Lufthansa-Mitarbeiter den Koffer und suchen nach einem Hinweis auf Namen und Wohnort des Besitzers. Ist die Suche erfolglos, listen sie per Computer alles auf, was eingepackt ist. Ein zentraler Rechner, der im amerikanischen Atlanta steht, vergleicht die Daten mit den Gepäcksuchanzeigen. Gibt es keine Übereinstimmung, wandert der Koffer „für drei Monate in den Keller der Fluggesellschaft“, sagt Wendt. So lange hat der Besitzer Zeit, sich zu melden. Erst danach kommt das Gepäck zu ihm ins Lager. „Wir holen nichts mehr raus“, betont er. Schließlich passiere es, dass kurz vor der Auktion doch noch der Eigentümer auftaucht. Dann darf nichts fehlen: „Außer Waffen und Drogen – die werden am Flughafen entfernt.“ Für Waffen interessiert sich Mathes Krajewitz sowieso nicht. Der Achtjährige hat sein Erspartes für ein Handy zusammen gekratzt: eine Gürteltasche zum Bersten gefüllt mit Ein- und Zwei-Centstücken. Bieten muss allerdings Papa, er selbst ist zu jung. Handys, Uhren und Schmuck werden am Wochenende auch ohne Verpackung versteigert. So genannte Einzelfundstücke, die die Passagiere auf Flughäfen liegen gelassen haben. Die feil gebotenen Handys sind ruckzuck weg und Mathes meckert mit Papa, weil der sich nicht schnell genug entscheidet. Etwa 850 Potsdamer haben aber rechtzeitig die Hand zum Zuschlag erhoben. Für Heinz-Dieter Wendt ein erfolgreiches Wochenende. Juliane Wedemeyer

Juliane Wedemeyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false