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Schrift als Sitzgelegenheit: Dorgerloh und Hütte (r.) mit Friederisiko.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: König der Risiken

Schlösserchef Dorgerloh weihte Schriftzug „Friederisiko“ vor dem Filmmuseum ein

Innenstadt - Es sind noch 369 Tage bis zum 300. Diese Feststellung traf Schlösserchef Hartmut Dorgerloh am Freitag bei der offiziellen Einweihung der blauen Inschriftskulptur „Friederisiko“ vor dem Filmmuseum. Am 24. Januar 2012 wird es drei Jahrhunderte her sein, dass der spätere Preußenkönig Friedrich der Große im Berliner Stadtschloss zur Welt kam. Preußen war zu Beginn der Regentschaft Friedrichs ein unbedeutender Staat; 46 Jahre später „kam an Preußen politisch und wirtschaftlich niemand mehr vorbei“, sagte Dorgerloh. Allerdings bestehe kein Anlass, Friedrich zu glorifizieren. „Er hat seine Soldaten nicht geschont“, sagte Dorgerloh. Siege habe er sich selbst zugerechnet, Niederlagen seinen Generälen oder seinem Bruder.

Der überdimensionale Schriftzug „Friederisiko“, der im Sommer 2010 vor dem Berliner Schloss Charlottenburg stand, ist stilistisch an die Unterschrift des großen Preußenkönigs angelehnt. Der alte Fritz unterzeichnete mit „Fridericus“. Das Kunstwort „Friederisiko“ ist eine Verschmelzung der Wörter „Friedrich“ und „Risiko“. Dazu Dorgerloh: „Friedrich ist Risiken eingegangen.“ Etwa, als er in Schlesien einmarschierte. Friedrich II. ließ am 16. Dezember eine Armee von 27 000 Soldaten in Schlesien einmarschieren, ohne die Antwort eines an Österreich gerichteten Ultimatums abzuwarten. Weiterhin habe der König Risikofreudigkeit gezeigt, als er mitten in Berlin den Bau der ersten katholischen Kirche in Preußen nach der Reformation genehmigte, die Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Es war Dorgerloh zufolge auch ein Risiko, „die deutsche Sprache zu missachten“. Der König sprach französisch und achtete die deutsche Literatur wenig. Auch beim Bau des Neuen Palais sei er Risiken eingegangen, an denen die Schlösserstiftung noch heute zu leiden habe. Das größte Potsdamer Schloss war mit einfachsten Mitteln von Soldaten errichtet worden. Ein weiteres Risiko Friedrichs: Er arbeitete seinen Nachfolger nicht ein, so Dorgerloh. Der kinderlose König bestimmte seinen Neffen, Friedrich Wilhelm, von dem er nicht viel hielt, zum Nachfolger

Dorgerloh erklärte, die Stiftung wolle den Menschen Friedrich im Jubiläumsjahr 2012 in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen; vieles beiseite schieben, was später über ihn geschrieben wurde und versuchen, ihn in seiner Zeit zu sehen.

Wie der Generaldirektor der Stiftung erklärte, zieht der „Friederisiko“-Schriftzug nach ein paar Monaten in Potsdam, unweit des Stadtschlosses, in dem sich Friedrich II. oft aufgehalten habe, noch einmal um nach Berlin vor das Schloss Charlottenburg. Ziel der Aktion sei es, interessierte Menschen nach Potsdam und zum Neuen Palais zu holen. Der Chef der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB), Dieter Hütte, sieht das Friedrich-Jahr 2012 in einer Liga mit der Bundesgartenschau 2001. 2012 werde Gelegenheit sein, Potsdam international einem breiten Publikum näher zu bringen. Auch auf der diesjährigen Tourismus-Messe ITB in Berlin werde das Friedrich-Jahr ein wichtiges Thema sein, weil Veranstalter schon jetzt dafür planten. gb

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