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Projekt “Kopfkino-Bring deine Idee auf große Leinwand” in Potsdam.
In den Sommerferien, vom 23.7. - 28.7. werden ca. 50 Kinder im Alter zwischen 10 und 16 Jahren wieder Filmluft im Treffpunkt Freizeit schnuppern. Wie am richtigen Filmset gibt es hier auch “fast” alle Gewerke die sich in Form eines Workshops darstellen: angefangen beim Drehbuch/Regie über Kamera, Schnitt, Schauspiel, Kostüm/Requisite und Filmmusik sowie Animation, gibt es auch noch die Möglichkeit sich für den Workshop Dokumentation zu entscheiden. Am Freitag gibt es eine kleine interne Premiere an dem die Kinder ihre Workshopergebnisse vorstellen. Die Premiere auf großer Leinwand erfolgt dann am 9.9.2023 im Filmmuseum. Kostüme/Requisite

© Andreas Klaer

„Kopfkino“ in Potsdam: Kinder und Jugendliche bringen bei Film-Workshop eigene Ideen auf die Leinwand

Der Sommer-Workshop „Kopfkino - Bring Deine Idee auf große Leinwand“ vermittelt alles, was zum Filmen gehört. Zum vierten Mal infolge fand er im Treffpunkt Freizeit statt.

Von Alicia Rust

Jakob ist bereits zum dritten Mal dabei und wirkt beinahe so, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Konzentriert steht der 13-Jährige vor einer Tafel mit Stichworten und Ideen für das neue Filmprojekt. Routiniert macht er Notizen auf einer Liste. „Ich arbeite am Drehplan und schreibe auf, wann welche Szene gedreht werden soll“, sagt der Siebtklässler.

Mehr Mädchen als Jungen

Projektleiterin Kristin Ehlert kennt Jakob bereits seit der Grundschulzeit, wo sie einst das Fach Medien unterrichtet hat. Ehlert ist auch die Mitbegründerin des Filmprojekts am Treffpunkt Freizeit, welches im Rahmen des Mediensommers in Potsdam veranstaltet wird. „Es ist bereits das vierte Jahr infolge, in dem wir ein Filmprojekt machen“, sagt die ausgebildete Medienpädagogin. 2019 fand der Potsdamer Mediensommer erstmalig statt, damals noch unter dem Titel „Meine Stadt- mein Ort.“ 2020 ging es dann in die Vollen, sprich: Wie am richtigen Filmset wurde ein großer Film produziert. Mittlerweile hat sich das Projekt etabliert, neuer Titel ist: „Kopfkino-Bring deine Idee auf große Leinwand“.

50 Kinder im Alter von zehn bis 16 Jahren machen mit. Diesmal sind mehr Mädchen dabei, als in den Jahren zuvor. Vor allem in den technischen Bereichen wie Kamera und Schnitt. Auf acht Workshops verteilt, die alle ineinandergreifen und miteinander kooperieren, werden die Mädchen und Jungen von acht professionellen Workshopleitern und vier Assistenten betreut. Dabei machen die Jungfilmer nahezu alles selbst. Und wie am richtigen Filmset gibt es hier auch fast alle Gewerke. Angefangen beim Drehbuch und der Regie über Kamera, Schnitt, Schauspiel, Kostüm und Requisite, Filmmusik und Animation. Sogar eine Doku-Gruppe gibt es, die alles dokumentiert. „Making-of“, wie es Neudeutsch so schön heißt.

Nach der Schule bin ich um 16 Uhr ziemlich fertig. Hier denke ich um 16 Uhr, ich würde am liebsten weiter machen.

Jakob (Jungfilmemacher und Schüler)

Vier Mädchen, Pauline, Alba, Helene und Tilda betreten den Raum mitsamt einer Filmkamera, einem Stativ und einem Mikrofon. „Wir dokumentieren alles, was im Hintergrund so passiert“, sagt die 13-jährige Pauline. Möchte sie später auch in diesem Bereich arbeiten? „Mit Kamera und Schnitt eher nicht, aber der Bereich Kostüme interessiert mich sehr“, antwortet die Schülerin. Ihre Kollegin Helen pflichtet ihr bei. Vor allem die Arbeit im Team mache großen Spaß. „Aber ich würde lieber etwas mit Schauspiel am Theater machen“, sagt die 12-jährige.

Projekt “Kopfkino-Bring deine Idee auf große Leinwand” in Potsdam.
Projekt “Kopfkino-Bring deine Idee auf große Leinwand” in Potsdam.

© Andreas Klaer

Eine Woche haben die Kinder- und Jugendlichen nur Zeit, um aus einer ersten Ideensammlung einen fertigen Film zu machen. Bekommt man da nicht ein bisschen Panik? Jakob schüttelt den Kopf, frei nach dem Motto: Das schaffen wir schon. „Nach der Schule bin ich um 16 Uhr in der Regel ziemlich fertig und will nur noch meine Ruhe haben, hier denke ich um 16 Uhr, ich bin doch noch voller Energie und würde am liebsten weiter machen!“

Ehlert lacht. Offenbar geht ihr Konzept auf. „Hier lernen wir spielerisch und vor allem ganzheitlich“, sagt die Medienpädagogin. Auch was das soziale Miteinander betreffe, lernen die Kinder und Jugendlichen einiges, was im normalen Alltag oft untergeht. „Es entwickeln sich Freundschaften, die man normalerweise nicht machen würde“, sagt Jakob. „Man kommt mal raus aus seiner eigenen Bubble.“

Zukunftsängste werden thematisiert

Doch worum geht es in diesem Film, mit dem Arbeitstitel „Generation Zukunft“? Die Mädchen und Jugendlichen erzählen von einer Zeitreise, von einer Welt im Jahr 2070. Es gehe um Macht, um Umweltverschmutzung, um eine Person, die sie als Halbgängerin bezeichnen. „Ein Wesen, das unter Wasser und auch an Land leben kann“, erklärt die 11-jährige Steffi, die auch bei der Regie mitarbeitet.

Es ist wichtig, beides zu können: das digitale und das analoge Arbeiten

Anna-Maria Stein (Workshop-Leiterin Trickschnitt)

Weiter zur Animation. Hier lernen die jungen Filmemacher, wie man Stop-Motion macht. Die Trick-Boxen hat Lehramtsstudentin Anna-Maria Stein aus dem FEZ-Berlin ausgeliehen, die sechs iPads, sind eine Leihgabe der Medienwerkstatt Potsdam. Es fällt auf, dass die Kinder spielerisch zwischen digitaler Technik und handgemachten Sets wechseln. Je nachdem, wie es gerade passt. Während die 12-jährige Sabina mit Stiften auf Tonpapier eine Skyline für den Vorspann malt, sind andere damit beschäftigt, einen Kreis mit zwei Figuren auf einem iPad zum Laufen zu bringen: Ein Symbol, welches die Zeitreise visualisiert. „Es ist wichtig, beides zu können, das digitale und das analoge Arbeiten“, sagt Stein.

Das trifft auch für die Filmmusik zu. Sechs Kinder sind in der Musikgruppe, vier Mädchen, zwei Jungs. Milena hat den Sound zum Motiv der Halbgängerin kreiert. Eine halbe Stunde hat sie daran gearbeitet, herausgekommen ist eine Filmmusik, die in eine andere Welt entführt. Komponieren ohne Noten, bei dem man nur die Streicher auf einem iPad antippt, um einen Effekt wie im Konzertsaal zu haben? Sebastian Bürg nickt. „Allerdings spielen wir hier auch mit richtigen Instrumenten“, sagt der Musikpädagoge und deutet in Richtung des Flügels. „Und danach entscheiden wir zusammen, ob vielleicht noch jemand die Titelmusik einsingt!“

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