zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Kreativität findiger Spitzbuben“ gefragt

Wege zu attraktiven Denkmälern suchten auf einer Tagung in Potsdam 30 Vereine und Initiativen/ Gäste aus Schlesien

Wege zu attraktiven Denkmälern suchten auf einer Tagung in Potsdam 30 Vereine und Initiativen/ Gäste aus Schlesien Von Erhart Hohenstein Der Leuchtturm ehrenamtlicher Denkmalpflege, der Förderverein Pfingstberg, setzte nun auch ein Signal für den lange überfälligen Erfahrungsaustausch der Initiativen, die sich um die Rettung, Sanierung und sinnvolle Nutzung von Bau- und Technikdenkmalen bemühen, für die der Staat kein Geld hat. Und das werden immer mehr Drei Tage suchten in der Sparkassenakademie am Luftschiffhafen mehr als 30 Vereine aus allen neuen Bundesländern, aus Hessen und dem polnischen Schlesien Antwort auf die Frage „Wie mache ich unser Denkmal attraktiv für die Besucher?“ Dabei gaben Expertinnen aus dem Finanz- und dem Wirtschaftsministerium Ratschläge, wie man die Instrumentarien des Steuerrechts und der Fördermöglichkeiten nutzen kann. Gesetze und Richtlinien seien oft so kompliziert, dass es „der Kreativität findiger Spitzbuben“ bedürfe, sie für das Vereinsziel dienstbar zu machen, formulierte Pfingstberg-Vorsitzender Wieland Eschenburg etwas überspitzt. Kleines Beispiel: Bei Veranstaltungen höheren Eintritt für Nichtmitglieder zu erheben, ist rechtswidrig und kann den Verein die Gemeinnützigkeit kosten. Erstaunter Zwischenruf: „Das machen doch alle!“ Eschenburg forderte, die rechtlichen Regelungen stärker am Interesse der Bürger und der Vereine auszurichten, die „subventionsarm“ Denkmale retten und nutzen. Sie erfüllen damit eine Aufgabe, die der Staat zunehmend nicht mehr leisten könne. Die ehrenamtliche Arbeit sei nicht schlechthin „Hobby“, sondern bewahre wertvolle Zeugen der Geschichte, schaffe Arbeitsplätze und erhöhe die touristische Attraktivität. Die Forderung, dass die Behörden Wege für diese wichtige Tätigkeit ebnen und den Vereinen nicht, wie jetzt noch häufig, Steine in den Weg legen, durchzog deshalb die gesamte von dem Potsdamer Stadtverordneten Christian Seidel moderierte Tagung. Nicht jeder Verein kann gleich dem Pfingstberg auf das bürgerschaftliche Engagement von Großindustriellen wie Otto und Reemtsma hoffen. Als Vertreter der Görlitzer Denkmalakademie, der Bildungsstätte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, ermunterte Eberhard Fleußner jedoch dazu, den Anfang zu wagen. Viele Vereine hätten klein angefangen und könnten heute ein saniertes, attraktives Denkmal vorweisen. Dazu gibt es gerade in Potsdam und Brandenburg zahlreiche Beispiele: neben dem Pfingstberg die Historische Mühle von Sanssouci, die Alexandrowka IG, den Kirchbauverein Eiche, aber auch die Brikettfabrik Louise in Domsdorf, das Besucherbergwerk Förderbrücke F60 Lichterfeld oder den Förderverein für die Plattenburg. All diese Initiativen waren auf der Tagung, für die das Kulturministerium die Trägerschaft und das Wirtschaftsministerium die Finanzierung übernommen hatte, ebenso vertreten wie Vereine, die noch am Anfang des Weges stehen. Dazu zählen Ars Sacrow e.V., der das zum Weltkulturerbe der Preußischen Schlösser und Gärten zählende sanierungsbedürftige Schloss jetzt schon einmal als „Museum für einen Sommer“ zugänglich machen konnte, und der Heimatverein Stahnsdorf, der für 2004 eine Ausstellung „200 Jahre Schloss und Park Gütergotz“ vorbereitet. Herzlich wurden auf der Tagung Jacek Jacubiec und Przemyslaw Nocun begrüßt, die sich in der Stiftung Fundacja Kultury Ekologicznej unter ungleich schwierigeren Bedingungen als in Deutschland für die Rettung und neue Nutzung mehrerer Schlösser und eines mittelalterlichen Wohnturms in Schlesien einsetzen. Erster Erfolg ist die Sanierung des Schlossturms von Chudów, Kreis Gliwice (Gleiwitz), in dem nun ein Museum eingerichtet wurde. Wie Stiftungs-Präsident Jacubiec den PNN erklärte, würde er es begrüßen, wenn der nächste Erfahrungsaustausch dieser Art in Jelenia Gora (Hirschberg) stattfinden könnte. Schon jetzt gebe es gemeinsame Projekte. So sollen in Görlitz polnische Handwerker für Schiefereindeckungen geschult werden, wie sie ein Großteil der denkmalgeschützten Wohngebäude im Hirschberger Tal besitzt.

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false