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Landeshauptstadt: Kuckucksparadies Potsdam

Doch die Zukunft des Vogels des Jahres 2008 ist auch bei uns ungewiss

Kuckuck ruft''s aus dem Wald – in Potsdam noch recht häufig. „Vogelvater“ Manfred Miethke führt seit Jahren Buch über die Rufe und hat für 2007 sogar eine Zunahme registriert. Das Stadtgrün, die vielen Kleingärten, die Parke wie auch die Erholungswälder rund um die Stadt, deren lichter Charakter ohne größere Kahlschläge in den 20er Jahren durch die preußische Regierung festgelegt wurde, biete der vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Bayrischen Landesbund für Vogelschutz für 2008 zum „Vogel des Jahres“ ausgerufenen Art nach wie vor gute Bedingungen, erklärt der Ornithologe. Wer etwas für den Kuckuck tun will, sollte sich also für die Erhaltung der vielseitig strukturierten, aber mancherorts durch Bebauung, landwirtschaftliche Monokulturen mit Pestizideinsatz oder große Freizeitanlagen gefährdeten Lebensräume einsetzen.

Miethke weist darauf hin, dass Potsdam als „Kuckucksparadies“ die Ausnahme, nicht die Regel darstellt. Im Westen und Süden Deutschlands, vor allem aber in Westeuropa ist der Bestand seit den 60er Jahren dramatisch zurückgegangen, in England um 60 Prozent. In der Schweiz stehe der Vogel schon auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Wie es in Potsdam mit dem Kuckuck weitergeht, darüber wagt der Vogelkundler keine Prognose. Dazu fehle es wie für andere Arten an langfristigen Beobachtungsreihen. Zwar wird er die Potsdamer NABU-Fachgruppe Ornithologie anregen, dem Vogel wieder stärkere Aufmerksamkeit zu widmen und Daten zusammenzutragen. Dies könne jedoch die fehlenden Angaben aus den vergangenen Jahren nicht ausgleichen. Zweifelsfrei werde sich der Klimawandel auch auf die Bestände in Potsdam auswirken. Durch die höheren Temperaturen brüten die Wirtsvögel wie Bachstelze, Hausrotschwanz, Rotkehlchen oder Zaunkönig früher. Der Kuckuck aber kehrt nach wie vor aus seinen süd- und westafrikanischen Winterquartieren frühestens im April zurück und hat dann Mühe, geeignete Nester für die Eiablage zu finden.

In der Ausrufung des Kuckucks zum Vogel des Jahres 2008 sieht Manfred Miethke auch eine Chance, ihn wieder stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Früher wurden über den Vogel Lieder gesungen, er galt als Frühlingsbote, die Zahl seiner Rufe sagte angeblich die dem Zuhörer noch bevorstehenden Lebensjahre voraus. Jeder kannte das Sprichwort vom „Kuckucksei“. Diese Aufmerksamkeit sei in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen, selbst bei den ehrenamtlich wirkenden Ornithologen. Vielleicht könne sie im Biologieunterricht, durch Veranstaltungen im Haus der Natur und im Naturkundemuseum wieder geweckt werden, regt Potsdams „Vogelvater“ an. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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