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Landeshauptstadt: Kunsthalle statt Schloss

Wie der Potsdamer Architekt und Künstler Ingo Pehla den Alten Markt gestalten will

Wie der Potsdamer Architekt und Künstler Ingo Pehla den Alten Markt gestalten will Von Daniel Triebe Innenstadt – „Leben wir damit, dass hier ein Schloss stand. Leben wir damit dass sich Städte verändern“, sagt der Potsdamer Maler und Architekt Ingo Pehla und entwarf sein ganz eigenes Konzept für die Stadtmitte, vorbei an den derzeitigen Planungen zum Stadtschloss. Am Alten Markt wo einst das Stadtschlosses stand soll nach Pehlas Idee eine gläserne Kunsthalle entstehen. „Das Haus sollte verstanden werden als leuchtendes Mineral oder als ein schimmerndes Boot, gelandet in der Potsdamer Mitte.“ Durch die Idee könne etwas Modernes entstehen, das sich der heutigen Zeit stellt. In Brandenburg und Potsdam gebe es noch keine Kunsthalle von internationalem Niveau. So würde eine ganz andere Art von Tourismus entstehen, der nicht nur Schlösser und Gärten besucht, hofft Pehla. Gerade die Geschichte des Alten Marktes, dieses Neben- und Miteinander verschiedener Zeitepochen ermögliche „auf dem Fundament des Alten, als Überlagerung der gelebten Geschichte, eine Kunsthalle, wie eine gläserne Kuppel“. Denn eine Stadt lebe durch die Menschen, die sie kreativ gestalten und nicht durch diejenigen die ihre Werte nur durch Vergangenes zu bewahren glauben. 50 Jahre Geschichte lassen sich nicht einfach ausradieren. Das Innere der Halle solle in ein lockeres Spiel der Räume aufgehen, „mit unterschiedlichen Plätzen auf unterschiedlichem Niveau, verbunden durch Gänge und Rampen“. Eine gläserne Offenheit, gerade in Bezug auf die anderen wichtigen Gebäude des Alten Marktes soll hier zu spüren sein. Es könnte ein Raum für junge und etablierte Künstler entstehen, die der Stadt neue Impulse geben. An der Schnittstelle der barocken Achse des Alten Marktes würde eine Kunsthalle aus modernen Materialen, mit modernem Inhalt stehen. „Jeder soll erkennen, dass Kunst wichtig ist und eine gesellschaftliche Aufgabe hat.“ Die Stadt und das Land sowie Sponsoren könnten den Neubau finanzieren und betreiben, da die Kunsthalle der Stadt gehören werde. Denn schließlich will Potsdam eine moderne Stadt sein und sich 2010 als Kulturhauptstadt Europas darstellen. Dem müsse sie sich auch stellen. Das schafft man nicht mit Rekonstruktion von Vergangenem, ohne Vision und Inhalt. Ingo Pehla stellte seine Idee bereits der Architektenkammer Brandenburg sowie Prof. Dr. Knüppel, ehemaliger Rektor der Fachhochschule Potsdam und Moderator des Stadtforums Potsdam, vor. Auf die Frage nach der Machbarkeit sagte Pehla: „Wir sind heute in der Lage, fast jede beliebige Konstruktion herzustellen, man nehme nur das Jüdische Museum in Berlin oder die Kunsthalle von Bilbao, in denen der Bau dem Entwurf auch wirklich nahe kommt.“ Die 35 bis 40 Meter hohe Halle aus eingefärbten Glas würde schätzungsweise 80 Millionen Euro kosten, doch das solle der Stadt die Kunst wert sein, fordert Pehla. Und was wird aus dem Fortunaportal? „Das Portal wird als Relikt einer Idee etwas zu rekonstruieren geschluckt und im Eingangsbereich stehen.“ Das ganze sei kein Scherz, denn wenn die Stadt eine Kunsthalle in einem bestehenden, historischen Gebäude plane, wäre das keine räumliche Freiheit für Kunst, die sich in die Stadt einbringt und nicht an zweiter Stelle stehen sollte. Denn „Kunst ist erstrangig.“

Daniel Triebe

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