zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Kyrillische Grabinschriften übersetzt Ausschuss für Infobox mit deutschen Übersetzungen

Innenstadt – „Besserwessis“ wurden sie von den Ostdeutschen nach der Wende genannt, die Westdeutschen, die vermeintlich alles besser wussten. Bis zur Gegenwart hat sich der strukturelle Wissensunterschied bezüglich Marktwirtschaft, Rechtssystem und bundesrepublikanischer Gesellschaft aber nahezu aufgehoben, im Osten wurde dazu gelernt.

Innenstadt – „Besserwessis“ wurden sie von den Ostdeutschen nach der Wende genannt, die Westdeutschen, die vermeintlich alles besser wussten. Bis zur Gegenwart hat sich der strukturelle Wissensunterschied bezüglich Marktwirtschaft, Rechtssystem und bundesrepublikanischer Gesellschaft aber nahezu aufgehoben, im Osten wurde dazu gelernt. Doch ein Unterschied blieb bis dato: Die Kenntnisse des kyrillischen Alphabets, die jedem Ostdeutschen bis zum Überdruss in der Schule eingetrichtert wurden – im Gegensatz zu den nicht selten frankophilen und Englisch sprechenden Westdeutschen. Der Kulturausschuss beschäftigte sich am Donnerstag mit diesem Phänomen. Der Ausschussvorsitzende Eberhard Kapuste (CDU) berichtete, ein Neu-Potsdamer, Ingo von Juscenka, könne die kyrillischen Buchstaben auf den Gräbern des russischen Friedhofs auf dem Bassinplatz nicht entziffern und niemand könne ihm sagen, was auf den Grabsteinen stehe. Daher schlage er vor, Informationstafeln mit deutscher Übersetzung an den Gräbern anzubringen, er würde diese auch selbst finanzieren. Kapuste signalisierte sein Verständnis: Das sei einzigartig, Soldatenfriedhöfe mitten in den Städten gebe es nur in Ostdeutschland. Weniger Verständnis zeigte dagegen Edeltraut Volkmann-Block von der Gedenktafel-Kommission: Der Bassinplatz sei in der heutigen Form 1949 entstanden, zusätzliche deutsche Tafeln würden den historischen Ort beschädigen. Zudem: Das Problem existiere dann auch für den russischen Friedhof in der Michendorfer Allee und auch auf dem jüdischen Friedhof – des Hebräischen sei auch nicht jeder mächtig. Auch wolle von Juscenka Tafeln der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten verwenden – diese jedoch wolle ihre Tafelform nicht freigeben für Projekte, die nicht ihre eigenen sind. Edeltraut Volkmann-Block schlug vor, am Eingang des Friedhofs auf dem Bassinplatz eine Infobox mit den in lateinischen Buchstaben übersetzten Grabtexten anzubringen. Jeder, der sich dafür interessiere, könne sie entnehmen, die Friedhofsverwaltung würde sich darum kümmern. Auch bei der Urania könnten die Texte ausgelegt werden. Die kyrillischen Inschriften habe der Antragsteller bereits von Studenten der Universität übersetzen lassen, sie lägen also bereits in deutscher Sprache vor. Die Mitglieder des Kulturausschusses konnten sich mit großer Mehrheit mit dem Vorschlag der Gedenktafel-Expertin anfreunden, zumal zusätzliche Übersetzungstafeln auch die Gefahr zusätzlichen Vandalismus“ birge. Guido Berg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false