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DENKMAL KINO: Ladenpassage oder Klub mit Kino?

Tochter von Friedrich Staar will Kino Melodie verkaufen, erste Angebote liegen vor

DENKMAL KINOTochter von Friedrich Staar will Kino Melodie verkaufen, erste Angebote liegen vor Innenstadt - Das Kino Melodie sucht wieder einen Käufer. Einige Interessenten haben sich das Haus in der Friedrich- Ebert-Straße bereits angesehen. Auch Kaufgebote gibt es. Nach PNN-Informationen liegt das höchste Gebot bei über einer halben Million Euro. Aus dem ältesten Kinos Potsdams könnte nun ein Drogeriemarkt oder eine Ladenpassage werden. Allerdings sei es schwierig, diese Ideen auch umzusetzen. „Wer soll da als Einzelhandel reingehen? Es investieren meist große Unternehmen, die wollen große Flächen“, sagt Corinna Worde von den Berliner Staar-Betrieben, die das Haus betreuen. So sei es beispielsweise nicht möglich, den Hof zu überdachen und als Innenraum mit einzubeziehen. Grund dafür seien die vielen Auflagen zum Brandschutz und von der Denkmalpflege, so Worde. Auflagen, mit denen sich schon der erste Potsdamer Lichtspielbetreiber August Fähndrich herumschlagen musste, als er 1912 die Remise des barocken Wohn- und Geschäftshauses zum Kino umbauen wollte. Nachdem die Baupolizei das Lichtspielhaus endlich genehmigt hatte, eröffnete es noch im selben Jahr. 242 Sitzplätze hatte der Kinosaal im Parkett, auf dem Balkon und in den Logen. Die hölzernen Klappstühle waren allerdings völlig unbequem: Die Lehnen standen steil nach oben und ein Kissen für den harten Sitz gab es nicht. 1918 übernahm der Berliner Kinobesitzer Friedrich Staar die damaligen Residenz–Lichtspiele, der später auch das Kino Obelisk eröffnete. Staar stellte als erstes einen Kiosk für die Kartenabreißer auf, denn die seien „jedem Unwetter ausgesetzt“ und selbst zur Sommerzeit sei es „schwer jemanden auf diesem Posten“ zu halten. Den Hof zu überdachen, wäre dem Kinomogul freilich lieber gewesen, aber das erlaubte die Stadt schon damals nicht aus „feuer- und sicherheitspolizeilichen Gründen“. 1924 erhielt das Gebäude, in dessen vorderen Ladenräume mittlerweile eine Drogerie und das Kaffeegeschäft Tengelmann gezogen waren, seine heutige Fassade. Der Umgestaltung ging ein heftiger Briefwechsel mit der Baupolizei voraus: „100 Geschäftsleute in Potsdam werden zusammen nicht soviel Steuern zahlen, als ich allein an Lusbarkeitssteuer abführen muss“, beschwerte sich Staar. Die Stadt solle ihm endlich die Erlaubnis zum Umbau geben. Nachdem Staar dann in den 30er Jahren die Stühle ausgetauscht und den Balkon vergrößert hatte, richtete er im linken Ladenlokal einen Warteraum für die Besucher ein. Ein Provisorium. Für eine entgültige Lösung gab es zwar etliche Planungen, aber keine wurde verwirklicht. 1949 tauchte zum ersten Mal auf einem der alten Pläne der Name „Melodie-Lichtspiele“ auf. Zu DDR-Zeiten enteignet, bekam Staar nach der Wende das Kino rückübertragen. Seine über 90-jährige Tochter möchte das Gebäude nun verkaufen. Seit März steht das Kino Melodie leer. Dabei wäre es laut Worde der Besitzerin am liebsten, wenn wieder ein Kino in das Gebäude käme. Hoffnung besteht: Einer der Interessenten möchte zwei Kinosäle einrichten, ein Café im vorderen Ladenraum und einen Club im Keller. just Seit März steht das einzige Innenstadt-Kino wieder leer, nachdem Pächterin Christiane Niewald mit ihrem Plan, das Lichtspielhaus samt Café zu sanieren, gescheitert war. Die Bauaufsicht hatte einen zweiten Fluchtweg verlangt. Wie schon zu Zeiten der Residenz-Lichtspiele, hätte der über das Nachbargrundstück führen müssen. Auch die neuen Besitzer werden viele Auflagen beachten müssen, der Traditionsbau steht unter Denkmalschutz. Weil es in der zweiten Stadterweiterung Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut wurde, sei das ganze Vorderhaus ein Einzeldenkmal und stehe „komplett“unter Schutz, so Roland Zurkuhlen von der Denkmalbehörde. Hinzu kommt, dass es ein Flächendenkmal sei, das von außen nicht geändert werden dürfe, wie auch das Foyer und der Kinosaal. just

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