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Homepage: Landwirte sollen einspringen Versiegendes Erdöl durch Pflanzen ersetzen

Die Erdölvorräte der Welt reichen noch rund 50 Jahre. Steigt der Verbrauch weiter so stark an, wie in den letzten Jahren, könnte Benzin für die meisten Deutschen schon in drei bis sieben Jahren unerschwinglich werden.

Die Erdölvorräte der Welt reichen noch rund 50 Jahre. Steigt der Verbrauch weiter so stark an, wie in den letzten Jahren, könnte Benzin für die meisten Deutschen schon in drei bis sieben Jahren unerschwinglich werden. Zunächst äußerst schlechte Nachrichten. Für Brandenburgs Bauern könnten es aber gute werden. Sie sollen den Ersatz für das versiegende Öl liefern: Biodiesel, natürliche Brennstoffe und Öl-Ersatz-Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen. In einer Diskussionsrunde ging man unlängst am Institut für Agrartechnik Bornim (ATB) der Zukunft der nachwachsenden Rohstoffe nach. Eingeladen hatte Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (SPD), die federführend für einen Antrag im Bundestag ist, der den Anbau nachwachsender Rohstoffe in Deutschland fördern soll. Mitgebracht hatte sie Hermann Scheer, einen Vordenker der Erneuerbaren Energien. Was Scheer den Landwirten und Agrarforschern in Bornim zu sagen hatte, ließ einige von ihnen noch während des Vortrags um einige Zentimeter wachsen. „In 40 Jahren sind die Uranvorkommen erschöpft, die vom Öl in 40 bis 55 Jahren“, so Scheer. Seine Alternative: Die Landwirte sollen einspringen. Als Energie- und Rohstofflieferanten könnten sie eine ähnlich bedeutende Rolle spielen, wie bisher die Öl-Industrie. Der Umstieg in die Erneuerbaren Energien werde zu regionalen Netzwerken von Erzeugern führen. Darin sollen die Landwirte eine entscheidende Rolle spielen, nicht nur als Rohstofflieferanten sondern auch als erste Stufe in der Stoffproduktion. „Das ist Rückenwind für unsere Bemühungen“, freute sich Udo Folgart, Präsident des Landesbauernverbandes. Bisher müssten sich die Landwirte als Randgruppe stets verteidigen. Ganz anders werde dies, wenn sich Scheers Visionen durchsetzen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. 2004 wurden sechs Prozent der Brandenburger Äcker für nachwachsende Rohstoffe genutzt. In diesem Jahr sind es schon zwölf Prozent. Deutschlandweit kommt man auf 1,4 Millionen Hektar. „Wir können bis zu vier Millionen Hektar deutschlandweit nutzen, ohne die Nahrungsmittelproduktion einzuschränken“, so Brandenburgs Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke. „Wir müssen die Chance nutzen. Wenn wir das nicht tun, macht es ein anderer.“ Bisher freilich gibt es nur einige erste Netzwerke, in denen die Landwirte über neue Entwicklungen informiert werden und ihre Erfahrungen austauschen können. Die Pilotanlage zur Milchsäureproduktion am ATB ist ein weiterer Schritt. „Die Technologie ist noch am Anfang“, weiß Woidke und muss dem Landwirt zustimmen, der sich beschwert, dass er gerne selber Biodiesel für seine Fahrzeuge produzieren würde, ihn aber in der Praxis nicht nutzen könnte. Für seine drei neuen Mähdrescher weigert sich der Hersteller eine Garantie zu geben, wenn sie mit Biodiesel betrieben werden. „Da müsste der Staat etwas machen“, fügt Stephan Otten von der AG Uetz-Bornim hinzu. Das Geld für die Agrarzuschüsse wäre da besser angelegt. Bodo Baumert

Bodo Baumert

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