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Landeshauptstadt: Lehrstellen statt Leerstellen

Neues Paga-Konzept: Beschäftigung für jeden Jugendlichen in 24 Stunden / Firmen stöhnen über schlechte Bewerber

Neues Paga-Konzept: Beschäftigung für jeden Jugendlichen in 24 Stunden / Firmen stöhnen über schlechte Bewerber Jedem arbeitslosen Jugendlichen will die Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitslose (Paga) innerhalb von 24 Stunden eine Beschäftigung vermitteln. Das sei Ziel des neuen Jugendkonzepts , das ab Oktober verwirklicht werden soll. Bei der heutigen Jugendkonferenz ab 8.30 Uhr im Gebäude der IHK in der Breiten Straße 2 will Geschäftsführer Frank Thomann das „modernste Konzept“, das er kenne, der Öffentlichkeit vorstellen. Zunächst warte auf jungen Arbeitslosengeldempfänger meist ein einwöchiges Training, in dem sie lernen, wie sie sich richtig bewerben. Zugleich werde ein Profil der Arbeitssuchenden angefertigt. Ende Juni lebten in Potsdam 1909 arbeitslos Gemeldete unter 25 Jahren. 1277 von ihnen haben keine Berufsausbildung. Zwar können IHK und Handwerkskammer (HWK) für diese Ausbildungssaison im Potsdamer Bezirk bisher insgesamt 1962 Ausbildungsverträge melden, doch suchen allein in Potsdam und Umgebung noch 1113 Jugendliche eine Lehrstelle – so die Zahlen der zuständigen Bundesagentur für Arbeit (BA). Dagegen stehen 610 freie – bei der BA gemeldete – Lehrstellen. Dass diese trotz der hohen Zahl an Ausbildungssuchenden noch nicht vergeben sind, läge daran, dass die Bewerber, die „jetzt noch nicht vermittelt“ seien, „nicht gerade die besten Leistungen“ vorweisen könnten, so Agentursprecherin Isabel Wolling. Oft hätten sie schlechte Schulnoten, Schwierigkeiten in Mathematik und Deutsch. Teilweise hapere es einfach schon an der Kommunikationsfähigkeit und am Benehmen. „Früher hätte ich mir diese Bewerber nicht einmal angeguckt.“ So lautet auch das kritische Resümee von Janett Nickel über den Großteil der Schulabgänger, die sich dieses Jahr nach der 10. Klasse um einen Ausbildungsplatz zum Automobilkaufmann im Autohaus am Stern beworben haben. Seit 1989 kümmert sich die kaufmännische Leiterin um Personalfragen. Die Bewerber würden seitdem immer schlechter. Ähnliche Kritik kam vergangene Woche vom Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK): „Der frühere Achtklässler hat mehr mitgebracht, als der heutige Zehntklässler“, sagte Victor Stimmig. Vor vier Jahren blieb beim Autohaus am Stern sogar eine Lehrstelle leer, weil niemand den Ansprüchen genügt hatte, so Nickel. In anderen Potsdamer Firmen sieht es ähnlich aus: Personalabteilungsleiterin der Investitionsbank des Landes Brandenburg Andrea Büchel wünscht sich ein „höheres Leistungsniveau“ bei den Abiturienten, die sich hier zum Bankkaufmann oder -kauffrau ausbilden lassen möchten. Von den 460 Bewerbungen, die sie sich dieses Jahr angesehen hat, ständen bei zwei Dritteln „zu schlechte Zensuren“ auf den Schulzeugnissen. Teilweise beherrschten die Berwerber die Grundrechenarten nicht. Und die Ausbildungsverantwortliche der Alba-Recycling GmbH, Siegrid Friedel, hält die Schulbildung bei der Hälfte ihrer Bewerber für „katastrophal“. Bei der fehlenden Bildung setzt darum das „Team für unter 25-Jährige“ der Paga an. Jeder Jugendliche, der einen Ein-Euro-Job bekommt, erhält ein Viertel der Arbeitszeit Unterricht. „Manche lernen dort rechnen und schreiben“, so Thomann. Das zwölfköpfige Jugendteam samt Leiterin will ab Oktober noch weiter gehen: Zur „dauerhaften Vermittlung von Jugendlichen“ habe es ein Vier Säulen-Konzept entwickelt, das rund 1200 Jugendliche in Lohn und Brot bringen soll. Die vier Säulen basieren zum einen auf den bis zu 400 verfügbaren Ein-Euro-Jobs. Zum anderen sollen 200 jungen Leute „passgenau“ für eine Stelle qualifiziert werden. „Fehlt jemandem der Schweißerschein, zahlen wir den Kurs“, so Thomann. 300 Jugendliche sollen Praktika absolvieren, das entsprechende Entgeld übernimmt die Paga. Zusätzlich will die Paga 100 Jugendliche in verschiedenste Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen unterbringen. Die Gesamtkosten für die Paga pro Jahr: 1,3 Millionen Euro aus dem eigenen Budget. Zusätzliche Mittel steuere das Land bei. just

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