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Neulich in der MENSA: Magdeburg: Rente mit 61

Gestern dieser Schreck. Die Verabredung in der Mensa am Alten Markt war für ein Uhr getroffen.

Gestern dieser Schreck. Die Verabredung in der Mensa am Alten Markt war für ein Uhr getroffen. Als ich aus der Straßenbahn stieg, zeigten die Uhren zehn nach eins. Obwohl ich pünktlich losgefahren war. Ein Zeitloch? Die Bestätigung für Einsteins Relativitätstheorie, wonach die Zeit je nach Standpunkt unterschiedlich abläuft? Dass die klapprige Tatra-Bahn mit erhöhter Lichtgeschwindigkeit gefahren war, schien aber recht zweifelhaft. Noch ein Blick auf die Uhrensäule brachte erst einmal Ruhe. Die große Uhr zeigte exakt eins, nur die kleinen darunter gingen vor, und zwar genau neun Minuten. „Sachsen-Anhalt steht früher auf“, war unter den Uhren zu lesen. Eine Kampagne gefördert von der EU. Die Recherche erwies: Laut Forsa-Umfrage stehen die Menschen in unserem westlichen Nachbarland neun Minuten früher auf als alle anderen Bundesbürger. Aha: der frühe Vogel fängt den Wurm. Sagt zumindest der Volksmund. Und auch Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts. Er preist die Dynamik des Bundeslandes an: starker Aufwärtstrend, besonders motivierte Arbeitnehmer, gute Standortbedingungen und so weiter. Gesetzt dem Fall, dass die Anhaltiner tatsächlich auch neun Minuten länger Arbeiten und nicht früher nach Hause gehen, ergäbe sich ein Interessante Rechnung für unseren Arbeitsminister Müntefering. Neun Minuten pro Tag früher zur Arbeit macht im Jahr 54,75 Tage, in 40 Jahren Berufsleben 2190 Tage, das sind unterm Strich sechs Jahre mehr gearbeitet. Das heißt: Rente mit 61. Die Anhaltiner sind nicht nur frühe sondern auch schlauen Vögel. Die Verabredung kam dann übrigens zehn Minuten zu spät. W. Kotti

W. Kotti

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