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Kultur, Bildung und Sport. Die Aufgabenbereiche von Iris Jana Magdowski sind vielfältig. Der Oberbürgermeister hat ihr ins Stammbuch geschrieben, was sie zu erledigen hat. Nach anderthalb Jahren zog die Beigeordnete Bilanz.

© promo, Kitty Kleist-Heinrich, Manfred Thomas

Von Jan Brunzlow: Magdowski: „Theater hat erste Priorität“

Die Beigeordnete zog Bilanz und sprach über Planungsfehler, Sommertheater und Sportförderung

Ein neues Sportentwicklungskonzept, ein städtisches Bildungsforum sowie die Umsetzung des Standortmarketing-Konzeptes für die Schiffbauergasse sollen in diesem Jahr realisiert werden. Das hat die Beigeordnete für Bildung, Kultur und Sport, Iris Jana Magdowski (CDU), als wichtige Aufgaben für dieses Jahr angekündigt. Die seit Juli 2009 verantwortliche Dezernentin hat bei einer Bilanz zu ihrer anderthalbjährigen Amtszeit und dem Ausblick auch die eigene Verwaltung bei der Kritik nicht verschont. Vor allem bei der Schulplanung, der Baustellenplanung und einigen Kulturträgern wurden und werden Fehler gemacht. Ihre Bilanz über die Zusammenarbeit mit den Stadtverordneten ist kurz und knapp: „Das ist gar nicht so wild, wie es mir vor meinem Amtsantritt berichtet worden ist“. Hier nun ein Überblick über die einzelnen Bereiche der Beigeordneten.

DER BEREICH KULTUR

Es ist der wichtigste der Bereiche, den Magdowski zu verwalten und zu gestalten hat. Seitdem sie in der Stadt ist, hat sie aus einem keinen Hehl gemacht: Sie hätte gerne mehr kulturelle Open-Air-Angebote im Sommer. „Die Stadt entwickelt ihren Charme im Sommer“, so Magdowski. Doch die Kulturträger machen weitgehend Sommerpause, weil Etat und Personal nicht ausreichen. Sie arbeiten am Limit. Selbst das städtische Hans Otto Theater hat Schließzeit und soll, um die Einnahmen zu erhöhen, vermietet werden. Denn um die Einnahmen steht es schlechter als in den Vorjahren. 2010 musste die Stadt ihren Anteil nochmals um 200 000 auf fünf Millionen Euro aufstocken. Auch in diesem Jahr will sie die Summe zusätzlich zur Verfügung stellen, sagte Magdowski. Dafür wird dem Theater allerdings vorerst keine Sicherheit darüber hinaus gegeben. „Ein neuer Dreijahresvertrag steht nicht an.“ Dieser soll die Zuschüsse auf einem Level halten. Zudem hat sich Magdowski mit Intendant Tobias Wellemeyer im Dezember in München getroffen, um sich externen Sachverstand zum Thema Theater und Inszenierungen zu holen, wie sie sagt. „Das Theater zu konsolidieren hat oberste Priorität“, sagte sie. „Ich hoffe, die künstlerische und wirtschaftliche Krise wird in diesem Jahr überwunden. Ich gehe davon aus, dass der Intendant ein höheres Ergebnis einspielt.“ Sie bezeichnet sich selbst als Theaterfan und habe „super Inszenierungen“ gesehen.

Sicherheit für die nächsten drei Jahre haben dagegen die Kammerakademie und der Nikolaisaal. Deren Zuwendungsverträge sind unterschrieben. Die Kammerakademie wird zudem in diesem Jahr erstmalig eine sechsstellige Summe vom Land als Förderung erhalten. „Die ist zweckgebunden für die Kammerakademie und kann der Kämmerer nicht anders einsetzen“, sagte Magdowski. Es sei eine Anerkennung des Landes. Für die Schiffbauergasse soll in diesem Jahr das Standortmarketing vergeben werden. Dies liege inzwischen bei einer Kanzlei, um die Ausschreibung vorzubereiten. „Das ist auch so eine Zangengeburt“, sagte Magdowski. Die international anerkannte Tanz-„fabrik“ muss dagegen kleinere Brötchen backen. Das internationale Austauschprogramm „ist kaum zu schultern“. Es werde kleiner.

DER BEREICH SCHULE

Drei Dinge hat Magdowski für diesen Bereich klargestellt: In der Vergangenheit sind Fehler gemacht worden, der Schulentwicklungsplan wird vorerst nicht überarbeitet und die Stelle des Fachbereichsleiters Schule und Sport wird womöglich erst in einem halben Jahr wieder besetzt. Es sei nötig, einen Kandidaten zu finden, „der eine Affinität zu den Aufgaben entwickelt“ und „Fachkompetenz nachweisen kann“, sagte Magdowski. Die Stelle soll extern ausgeschrieben werden. Dies wird nötig, weil die bisherige Fachbereichsleiterin Josefine Ewers künftig für Amnesty International arbeitet. Probleme hat Magdowski in diesem Bereich zahlreiche: Die Schulinfrastruktur muss wegen steigender Schülerzahlen dem Bedarf angepasst werden. Und der Einsatz von 900 000 Euro aus dem Konjunkturpaket II des Bundes könnte auf dem Spiel stehen. Denn der Neubau an der Lenné-Gesamtschule im Zentrum-Ost sei problematischer, zeitaufwendiger und teurer als erwartet, sagte Magdowski. Die aktuell erwarteten Zusatzkosten betragen 400 000 Euro, die an anderer Stelle bei Schulprojekten eingespart werden müssten. Das spiegele ein Problem bei vielen Planungen wider, die sie aus anderen Städten nicht kenne, so Magdowski. Wie die Beigeordnete, die schon an der Verwaltungsspitze in Detmold, Bielefeld, Duisburg und Stuttgart gearbeitet hat, monierte, würden in Potsdam Planungen zu früh in den Haushalt eingestellt. Sie seien teilweise in einem Stadium, in dem die Kosten noch nicht abschließend beziffert werden könnten, so die Juristin. Im Fall der Lenné-Schule fehlte beispielsweise ein Baugrundgutachten. Nun wurde nachträglich darin ein schwieriger Baugrund aufgezeigt. Fester Boden sei erst in elf Metern Tiefe zu finden. Das wird teuer. Gleiches habe es bei den Planungen der Kosten für die Sanierung der Bibliothek und des Potsdam-Museums gegeben, die im Nachhinein korrigiert werden mussten. Auch die Sanierung der Musikschul-Filiale am Stern hat sie mit Unbehagen betrachtet – da werde vergessen, Inventar einzuplanen und anzuschaffen, so Magdowski.

Hinter den Kulissen, sagte Magdowski, gebe es zudem derzeit die Diskussion, ob die Stadt sich einen Schulneubau für schätzungsweise 20 Millionen Euro im Bornstedter Feld leisten oder lieber einen privaten Träger investieren lassen soll. Zudem stehe ein Sanierungsprogramm für drei Gymnasien im Rahmen einer öffentlich- privaten Partnerschaft (ÖPP) sowie der Ausbau des Campus Kurfürstenstraße für 20 Millionen Euro an. Inhaltlich will Magdowski ein Bildungsforum in Potsdam installieren, ähnlich dem Stadtforum für Bauen. Dabei sollen regelmäßig Bildungsfragen mit Experten diskutiert werden. Start könnte 2011 sein, so Magdowski.

DER BEREICH SPORT

Die Sportstadt Potsdam hat 148 Vereine mit mehr als 24 000 Mitgliedern. Die Universität Potsdam erarbeitet derzeit im Auftrag der Stadt einen Sportstättenentwicklungsplan. Die letzten Analysen datieren aus den Jahren 2002 und 2005. Kerngeschäft Magdowski ist auch die Entwicklung des Luftschiffhafens. Der ist zum Teil an die Pro Potsdam übergeben worden. „Das läuft von selbst, aber auch mit etwas mehr Geld als man ursprünglich geplant hatte“, sagte die Beigeordnete. Die Stadt hatte im abgelaufenen Jahr ihren Zuschuss erhöhen müssen, weil dringende Aufgaben durchgeführt worden sind. Magdowski will nun die Sportförderung leicht erhöhen und den aktuellen Mitgliederzahlen anpassen. Ob es eine Diskussion um die Sportstättennutzungsgebühr geben wird? „Ich werde den ersten Stein nicht werfen“, sagt sie. Vorteile könnte es aber haben, wenn die Stadt das Geld in die Sportanlagen investiert. Doch dafür wolle sie eine Garantie.

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